Gärtnern mitten in der Stadt: Ob Kräuter aus der Kiste oder Salat aus einem Wasserbeet – Urban Gardening macht's möglich. Um die neuen Trends in der Szene geht es beim 3. Bayerischen Urban-Garding-Kongress an der Landesanstalt für Weinbau- und Gartenbau (LWG). Vieles davon hat die LWG in den vergangenen drei Jahren in ihren sieben verschiedenen Demonstrationsgärten in ganz Bayern ausprobiert.
Terrabioponik: Natürlicher Dünger aus dem Wurmkompost
Am Olympia-Morata-Gymnasium in Schweinfurt steht beispielsweise ein Terrabioponik-System. Es besteht aus mehreren Pflanzwannen, einem Wurmkompost und einem Wassertank. Alle Komponenten sind durch einen Wasser- und Nährstoffkreislauf verbunden. Die Steuerung der Bewässerung kann per App erfolgen und liefert zusätzlich Informationen zu Anbau und Pflege der Gemüse und Kräuter. Durch den modularen Aufbau und die vertikale Anordnung der Komponenten übereinander entstehen neue, flächeneffiziente Gartenflächen.
Herzstück der Anlage ist der Wurmkompost. Darin verdauen hunderte Kompostwürmer die eigenen Bioabfälle. "In Wasser gelöst entsteht so aus den Wurmausscheidungen ein hervorragender, natürlicher Dünger", erklärt Gartenbauingenieur Florian Demling, der die LWG-Schaugärten betreut. Ein Solarmodul mit Akkubox treibt eine Pumpe an, die die Nährlösung durch die Pflanzwannen zirkulieren lässt und regelt die Bewässerung automatisch.
Hydroponik: Wasserbeet für Gießfaule
Wenig Gießen ist auch einer der Vorteile des Hydroponik-Systems. Darunter versteht man den Anbau von Pflanzen, die weitgehend ohne Erdsubstrate auskommen. Das System stammt aus dem Profi-Gemüseanbau, kann aber mit einfachen Mitteln auch selbst gebaut werden. Dafür benötigt man eine lichtundurchlässige Plastikbox, denn dunkle Behältnisse vermindern die Algenbildung. In den Deckel der Box werden Löcher gebohrt, in die Gittertöpfe eingesetzt werden. Noch mineralischen Nährstoffdünger zufügen und das Wasser in Bewegung halten: Entweder regelmäßig per Hand umrühren oder mit einer Teichpumpe.
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Das Wasserbeet eignet sich besonders für Pflanzen mit einem kurzen Wachstumszyklus wie zum Beispiel für Salate und Kräuter und ist optimal geeignet für "Gießfaule": "Am Anfang die Pflanzen ein, zwei Wochen gut feucht halten, bis sie in das Wasser reinwurzeln. Dann kann ich sechs Wochen in den Urlaub fahren", erklärt Florian Demling.
Städte schaffen Platz für "Urban Gardening"
Neben der umweltschonenden Produktion und dem Erhalt der biologischen Vielfalt steht beim Stadtgärtnern auch der soziale Austausch in Gemeinschaftsgärten im Vordergrund: So wird gemeinsam gepflanzt, gepflegt und geerntet. Immer mehr Städte schaffen dafür gärtnerisch nutzbare Freiflächen.
So setzt sich die Stiftungsinitiative der "Urbanen Gärten München" für den Erhalt der bestehenden urbanen Gärten und das Schaffen von weiteren Gärten ein, damit künftig allen Münchnern in fußläufiger Reichweite eine Möglichkeit zum Gärtnern zur Verfügung steht. Ein anderes Beispiel ist die "Essbare Stadt Bamberg" mit ihren rund 70 Hochbeeten in der ganzen Stadt.
Nicht zuletzt auch wegen des Klimawandels spielt Urban Gardening in der Stadtplanung eine immer größere Rolle: Denn egal ob ein einzelnes Hochbeet, Gemeinschaftsgarten oder Fassadenbegrünung – in hitzigen Sommern werden solche grünen Inseln immer wichtiger.
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