Es war ein Lastwagenunfall, der Leben zerstörte. Gut ein Jahr, nachdem ein Lkw-Fahrer eine Mutter mit Kind in Passaus Innenstadt überfahren hat, wurde der Mann am heutigen Montag wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung verurteilt. Das Amtsgericht Passau verhängte eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und drei Monaten auf Bewährung gegen ihn. Die Richterin sprach von einem tragischen Fahrfehler, von einem Augenblicksversagen, das jedem jederzeit passieren könne.
"Ignorante Fahrweise"? Nebenklage wollte Gefängnisstrafe
Die Bewährung wurde auf drei Jahre angesetzt. Der 65-Jährige muss zudem eine Geldauflage in Höhe von 4.000 Euro zahlen. Seinen Führerschein kann er laut Richterin frühestens in einem halben Jahr zurückbekommen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Auch die Staatsanwaltschaft hatte eine Bewährungsstrafe gefordert – jedoch eine niedrigere, nämlich neun Monate. Die Begründung: Der Lkw-Fahrer hatte bis auf diese Ausnahme sein ganzes Berufsleben lang keinen Unfall gebaut. Außerdem zeigte er sich laut Staatsanwaltschaft von der ersten Vernehmung bis zum Prozess reumütig.
Die Nebenklagevertreter wollten den Angeklagten hingegen im Gefängnis sehen. Sie sprachen von "ignoranter Fahrweise" und forderten eine Gefängnisstrafe von zwei Jahren und drei Monaten. Die Verteidigung hatte auf eine Geldstrafe in Höhe von 7.200 Euro plädiert.
Angeklagter Lkw-Fahrer reumütig vor Gericht
Der Angeklagte - selbst vierfacher Vater - entschuldigte sich heute vor Gericht mehrmals. Sowohl bei dem Mann, der seine Frau und seine Tochter verlor, als auch bei den drei Verletzten, die den Unfall überlebten, aber zum Teil immer noch schwer beeinträchtigt sind.
Er sagte, es sei Schreckliches passiert. Er müsse jeden Tag an den Unfall denken und könne sich bis heute nicht erklären, wie es dazu kam. Er erinnere sich nur noch an einen Blackout. In seinen 22 Jahren als Lkw-Fahrer habe er nie einen Unfall verursacht. Nach der Todesfahrt in Passau musste der Berufsfahrer seinen Führerschein abgeben.
Gutachter: Gaspedal mit Bremse verwechselt
Der Gutachter konnte technische Fehler am Lastwagen ausschließen. Seine Analysen ergaben, dass der Lkw-Fahrer beim Einfahren in die belebte Bahnhofstraße voll aufs Gaspedal gestiegen war. "Ein Pedal so auf Anschlag durchzudrücken, ist ein Bremsreflex. Deshalb muss ich davon ausgehen, dass der Fahrer dachte, er stehe auf der Bremse – und nicht auf dem Gas", sagte er. Zum Stehen kam der Lkw erst an einer Mauer.
Tragischer Unfall kurz nach Weihnachten
Passiert war der tödliche Unfall kurz nach Weihnachten in der belebten Passauer Innenstadt. Der heute Verurteilte hatte mit seinem Lkw nach dem Anliefern in der Bahnhofstraße wenden wollen. Dabei fuhr er in eine Menschengruppe. Eine 37 Jahre alte Frau und deren elf Jahre alte Tochter starben, drei weitere Menschen, darunter der neun Jahre alte Sohn der Frau, wurden teils schwer verletzt.
Im Video: Nach dem tödlichen Unfall - Risiko Lieferverkehr
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