15 Millionen Elektroautos will die Bundesregierung bis 2030 auf die Straßen bringen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten jeden Monat 141.000 neue E-Autos zugelassen werden. Doch die Realität sieht anders aus: Im Juni wurden gerade einmal 43.000 neue E-Autos zugelassen. Die Deutschen tun sich offenbar schwer mit der angestrebten Elektro-Wende. Viele Bürgerinnen und Bürger fragen sich, ob die Reichweite der Batterien ausreicht, ob die neue Technik tatsächlich fehlerfrei funktioniert und wo der ganze grüne Strom, der zum Laden benötigt wird, herkommen soll.
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Aus historischer Sicht: Darum hängen die Deutschen am Verbrenner
Claus-Christian Carbon, Professor für allgemeine Psychologie an der Universität Bamberg, sieht für diese Skepsis auch historische Gründe: Nach dem Krieg sei es für Deutsche wichtig gewesen, mobil zu sein und ein eigenes Auto zu haben. Das sei das Zeichen von Wohlstand gewesen. Das günstige, massentaugliche Fahrzeug sei damals der VW Käfer gewesen. An ihm hänge das Thema Verbrennungsmotor.
Heute werde die Debatte darauf reduziert, dass Deutsche immer schon Verbrennungsmotoren produziert hätten – dass es dabei auch um Innovation ging, fiele hinten runter. Die Debatte werde heute sehr emotional geführt, "als wären das Grundwerte, dass wir Verbrennungsmotoren hätten".
Mehrheit der Deutschen gegen Verbrenner-Aus
In Brüssel wurde das Verbrenner-Aus bereits beschlossen. Ab 2035 dürfen in der EU keine neuen Benzin- oder Dieselfahrzeuge, die Schadstoffe ausstoßen, mehr zugelassen werden.
"In weniger als drei Jahrzehnten wollen wir klimaneutral sein. Jeder weiß, dass der Schlüssel zur Bewältigung dieser Transformation, oder besser noch, zur Vorreiterrolle dabei, in der Branche der sauberen Technologien liegt." EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen,18. Januar 2023
Eine Entscheidung, die hierzulande polarisiert: Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts INSA sind 64 Prozent der Deutschen gegen das geplante Verbrenner-Aus.
Veränderung – Chance, aber auch Risiko
Dabei sei es doch gerade die Veränderung, die die Deutschen immer schon ausgezeichnet habe: "Deutschland macht doch nicht aus, was wir haben, sondern was wir machen und was wir werden." Viele Menschen stehen Veränderungen aber skeptisch gegenüber und wollen lieber an vertrauten Dingen festhalten.
Diese Angst vor Veränderungen spiele mit der Psychologie des Menschen. Die sei relativ leicht zu erklären: Sobald die Menschen den Eindruck haben, dass ihnen etwas aufgezwungen wird, würden sie das besonders stark ablehnen.
"Das ideologiegetriebene Zulassungsverbot für Verbrenner ist ein weltweit einmaliger und selbstzerstörerischer Sonderweg der EU. (…) Ein Verbrenner-Verbot wäre der Sargnagel für den produktiven Kern der deutschen Wirtschaft." Alice Weidel, Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, 23. März 2023
"Dürfen Debatte nicht ideologisch führen"
Wenn es nach dem Bamberger Psychologieprofessor geht, müsste die Debatte deshalb sachlich, technologieoffen und vor allem "nicht ideologisch" geführt werden: "Kein Mensch will uns doch die Verbrenner wegnehmen. Wir müssen aber eine notwendige Transformation einleiten." Um die Menschen besser von der neuen Technologie zu überzeugen, brauche es vor allem attraktive Angebote und Finanzierungsmöglichkeiten.
Die Transformation hin zur Elektromobilität müsse insgesamt positiver verkauft werden: "Man gewinnt die Leute doch am besten mit Überzeugung. Wurde uns das Smartphone damals aufgezwungen? Nein, es wurde uns gut verkauft, wir wollten es und jetzt haben wir alle ein Smartphone."
Diskussion um Verbrenner-Aus bei "jetzt red i"
Über die Zukunft des Autos diskutieren engagierte Bürgerinnen und Bürger bei "jetzt red i" live aus Wörth an der Isar mit Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und Ludwig Hartmann (Grüne), Vizepräsident des Bayerischen Landtags.
Hinweis: Wir haben ein Zitat gelöscht, das in einem falschen Kontext gesetzt wurde. Einen weiteren Absatz haben wir wegen inhaltlicher Fehler geändert.
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