Sie macht gerade schwere Wochen durch, sagt Petra Prado. Sie ist die Schwester von Heidi Dannhäuser. Die Postbotin aus dem Nürnberger Vorort Fischbach verschwand vor zehn Jahren spurlos. Es ist nicht nur dieser Jahrestag, der Petra Prado bedrückt. "In wenigen Tagen ist ihr 60. Geburtstag", sagt sie. Und ihre Geburtstage habe Heidi früher immer fröhlich gefeiert.
Doch die Familie gibt die Hoffnung nicht auf. Sie betreibt weiterhin eine Internet-Seite, auf der sie nach Hinweisen sucht. "Und wenn es nur darum geht, endlich einen Abschluss finden zu können und einen Ort, an dem wir trauern können", sagt Petra Prado.
Keine Hinweise nach Plakataktion
Der 13. November 2013 war ein trüber, nasskalter Tag. Gegen 16.30 Uhr wurde Heidi Dannhäuser zum letzten Mal vor ihrem Haus in der Pellergasse 6 gesehen. Sie ging zum Joggen – und kehrte nie mehr zurück. Die Postbotin hatte Ausweis, Geldbeutel, Bankkarte und Handy zu Hause gelassen. Die Suche entlang ihrer Jogging-Strecke zum Eisweiher und im Wald rund um Fischbach waren ergebnislos. Die Familie hängte hunderte Suchplakate auf. Doch es gab keinen brauchbaren Hinweis.
Polizei geht von Gewaltverbrechen aus
"Wir müssen von einem Gewaltverbrechen ausgehen", sagt Michael Konrad, Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken. Es habe damals keine Anzeichen für einen Selbstmord gegeben. Im Gegenteil. Die Familie berichtete, wie sehr sich Heidi Dannhäuser auf die Feier ihres 50. Geburtstags gefreut hätte.
Weil die Frau weder Dokumente noch Kleidung mitgenommen habe, sei es auch unwahrscheinlich, dass sie sich abgesetzt habe, so die Polizei. "Sich einen Monat oder ein, zwei Jahre lang nicht zu melden, könnte man vielleicht noch verstehen", sagt Schwester Petra. "Aber nach zehn Jahren haben wir immer noch kein Lebenszeichen". Wie die Polizei geht sie nicht davon aus, dass Heidi heute woanders ein neues Leben führt.
Suche mit Bodenradar und Spürhunden
Auch eine Fahndung in der Sendung "Aktenzeichen XY… ungelöst" vor sechs Jahren brachte keinen Erfolg. Zwischenzeitlich stand der Lebensgefährte im Verdacht, etwas mit dem Verschwinden von Heidi Dannhäuser zu tun zu haben. Doch dieser Verdacht erhärtete sich nicht. Die Polizei hat das Haus, in dem beide lebten, und das Grundstück genau untersucht. Dabei kamen ein Bodenradar und Spürhunde zum Einsatz. Doch es wurde keine Spur von Heidi Dannhäuser gefunden.
Der Fall ist inzwischen ein Cold Case
Die Polizei führt den Fall inzwischen als ungelösten Vermisstenfall, als sogenannten Cold Case. Es gebe derzeit keinen Anlass, die Ermittlungen erneut aufzunehmen, sagt der Sprecher. Heidis Schwester Petra kann keinen Schlussstrich ziehen. "Mir gibt es jedes Mal einen Stich, wenn ich eine Postbotin mit einem blonden Pferdeschwanz sehe. Ich denke dann immer, das könnte auch die Heidi sein." Für die Familie geht die Ungewissheit, das Hoffen und das Bangen auch nach zehn Jahren weiter.
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