Der wegen Mordes angeklagte 35-Jährige steht vor Prozessbeginn im Landgericht im Gerichtssaal.
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Der wegen Mordes angeklagte 35-Jährige steht Mitte Januar vor Prozessbeginn im Landgericht im Gerichtssaal.

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Münchner Raserprozess geht in die Verlängerung

Münchner Raserprozess geht in die Verlängerung

Der Münchner Raserprozess dauert länger als geplant: Die Verteidiger haben noch einmal umfangreiche Beweisanträge gestellt. Der Autofahrer soll 2019 einen Teenager in München überfahren haben. Ihm wird Mord vorgeworfen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Ein 35-Jähriger aus dem Tölzer Land soll im November 2019 einen Teenager in München mit seinem Fahrzeug erfasst und getötet haben - ihm wird deshalb Mord vorgeworfen. Eigentlich sollten am Landgericht München am Freitag die Schlussplädoyers gesprochen werden. Dazu ist es aber nicht mehr gekommen.

Verteidigung will Sachverständige hinzuziehen

Der Prozess wurde wegen umfangreicher Beweisanträge der Verteidigung unterbrochen. Diese stellte zu Sitzungsbeginn mehrere Anträge auf Anhörung verschiedener Sachverständiger - darunter Experten für Fahrzeugdynamik, Neurologie und Verkehrspsychologie. Das Landgericht wird sich nun mit den Anträgen befassen und hat für das weitere Verfahren vorsorglich Termine bis Ende März reserviert.

Mann raste wegen Polizeikontrolle durch die Stadt

Über rote Ampeln und auf Gegenfahrbahnen soll der Mann mit seinem Wagen durch die Stadt gerast sein, laut Anklage um einer nächtlichen Polizeikontrolle zu entgehen - der verurteilte Drogendealer habe zuvor Kokain konsumiert, wie es hieß. Zeugen schilderten vor Gericht, wie mehrere entgegenkommende Autos dem Raser nur mit Müh und Not ausweichen konnten.

14-Jähriger starb - Überlebende leidet bis heute

Was dann geschah, wurde auch mithilfe von Gutachten rekonstruiert: Demnach war der Angeklagte mit mehr als 120 Stundenkilometern unterwegs, als sein Wagen zwei Jugendliche erfasste. Diese wollten mit ihren Freunden gerade die Fürstenrieder Straße überqueren, sie waren auf dem Weg zu einer Party.

Ein 14-Jähriger starb, er wurde laut den Ermittlungen gut 40 Meter durch die Luft geschleudert. Im Prozess schilderte ein Polizeibeamter, wie er mit seinen Kollegen und Rettungskräften fast 40 Minuten lang versucht hatte, den Teenager zu reanimieren. Am Ende starb der Bub in seinen Armen.

Eine andere, 16-jährige Jugendliche, erlitt schwere Verletzungen. Bis heute leidet sie unter den schrecklichen Ereignissen. "Es ist nicht vorbei", sagte sie als Zeugin aus. Der Angeklagte beteuerte, es tue ihm "wahnsinnig weh", sie so leiden zu sehen.

Verteidiger: Es war kein Mord-Vorsatz

Gleich am ersten Prozesstag hatte er über seinen Anwalt erklärt, dass ihm alles "unsagbar leid" tue. "Für das, was passiert ist, habe ich keine Worte", hieß es in einer Erklärung, die verlesen wurde. Er empfinde "Schock, Schuldgefühle, Selbstmordgedanken", er habe die Gefahr "vollkommen unterschätzt" und sich selbst überschätzt. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann Mord und Mordversuch vor.

Das Verteidigerteam hält dagegen: Es sei kein Vorsatz zu erkennen. Eine Anwältin bat die Richterin bereits, den Fall nicht mit demjenigen vom Berliner Kurfürstendamm gleichzusetzen – der Raser dort wurde wegen Mordes verurteilt.

Wann es am Landgericht München ein Urteil gibt, ist noch unklar. Eigentlich sollte es am 11. März gesprochen werden.

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