Die Fußball-Europameisterschaft ist in vollem Gang und die Geschäfte in Wettbüros laufen auf Hochtouren. Doch auch Sportwetten zählen zum Glücksspiel. Um auf ihre Gefahren aufmerksam zu machen, werden am Donnerstag, dem ersten spielfreien Tag während der EURO 2024, mittags um 12 Uhr auch an zahlreichen Orten in Deutschland und Österreich falsche Geldscheine aus Fenstern auf die Straße geworfen.
Fußball-EM verleitet zu Sportwetten
An der Aktion mit dem Motto "Wirf Dein Geld nicht zum Fenster raus!" beteiligen sich allein in Bayern rund 20 Suchtberatungsstellen, teilt die Landesstelle Glücksspielsucht (LSG) in München mit, die sich gemeinsam mit dem Bündnis gegen Sportwetten-Werbung (BgSwW) beteiligt. Organisiert wird die Aktion von einem breiten Bündnis gegen Sportwetten-Werbung.
Die Aktion soll laut Mitteilung verdeutlichen, wie leichtfertig viele Menschen ihr schwer verdientes Geld bei Sportwetten aufs Spiel setzen und größtenteils auch verlieren. "Gerade jetzt während der EM ist die Versuchung groß, auf den Ausgang von Fußballspielen zu wetten. Doch selbst das beste Sportwissen garantiert keinen Gewinn", betont der Geschäftsführer der Landesstelle Glücksspielsucht, Konrad Landgraf.
Scharfe Kritik an Sportwettenanbieter als EM-Sponsor
Landgraf kritisiert, dass die Fußball-Europameisterschaft 2024 erstmals von einem Sportwettenanbieter gesponsert wird. Der ist einer der Hauptsponsoren und wird von der österreichischen Betkick Sportwettenservice GmbH betrieben. Auf Banden und in offiziellen Fanzonen wird während der EM großflächig für den Wettanbieter geworben.
Dies könne in der Bevölkerung den Eindruck verstärken, bei Sportwetten handle es sich um ein ganz normales Freizeitvergnügen. Dem sei allerdings nicht so, denn bei Sportwetten drohen hohe Verluste und im schlimmsten Fall das Abgleiten in eine Glücksspielsucht. Der Sportwettanbieter, dem von der UEFA bei der EM eine große Bühne geboten wird, habe bis vor wenigen Jahren noch illegal Glücksspiele in Deutschland angeboten, heißt es in der Mitteilung der Landesstelle für Glücksspielsucht.
Den Anstoß zu der gemeinsamen Aktion gab laut der Webseite der Organisatoren die österreichische Fachstelle Glücksspielsucht Steiermark, denn in Österreich gelten als einzigem Land in Europa Sportwetten nicht als Glücksspiel, "sondern als 'Geschicklichkeitsspiel' und unterliegen daher auch nicht den rechtlichen Regelungen für Glücksspiel".
Sportwetten auf lange Sicht ein Verlustgeschäft
"Es ist uns wichtig, dass die Menschen erkennen, dass Sportwetten eine Form des Glücksspiels sind und eben keine sichere Einnahmequelle. Auch wenn sich jemand gut im Fußball auskennt, kann er den Ausgang eines Spiels nicht vorhersagen", sagt Landgraf. Die Aktion solle auf anschauliche und eindringliche Weise zeigen, dass bei Glücksspielen auf lange Sicht immer Verluste gemacht werden.
In Erlangen wird die Suchtberatungsstelle der Stadt am Mittag falsches Geld vom Balkon der Bogen-Passage am Beşiktaş-Platz falsches Geld werfen. "Wir freuen uns sehr, Teil dieser Aktion zu sein. Damit wir auch in Erlangen, gerade während der EM, weiter für das wichtige Thema Glücksspiel sensibilisieren können", sagt Christoph Sum, Berater bei der Suchtberatungsstelle der Stadt Erlangen.
Hilfsangebote auf Webseite "Verspiel nicht dein Leben"
Laut Glückspielatlas, veröffentlicht 2023, leiden in Deutschland rund 1,3 Millionen Menschen an einer sogenannten Glücksspielstörung. Dazukommen 3,3 Millionen Menschen mit einem riskanten Glücksspielverhalten und ersten Anzeichen für eine Sucht – das sind zum Beispiel entzugsähnliche Erscheinungen, wenn nicht gespielt wird. Häufiger betroffen sind Männer, jüngere Erwachsene (21 bis 35 Jahre) und Menschen mit einer Migrationsgeschichte – Tendenz steigend.
Hilfsangebote finden Betroffene über das Online-Angebot "Verspiel nicht dein Leben" (externer Link) der Landesstelle für Glückspielsucht. Sie koordiniert bayernweit Prävention, Forschung, Beratung und Hilfe rund um das Thema pathologisches Glücksspielen. Sie besteht seit Juni 2008 und wird vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention finanziert.
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