Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) steht in der Debatte um die Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine zunehmend unter Druck. Beim "Sonntags-Stammtisch" im BR Fernsehen bekam er jetzt Unterstützung von einer "Grande Dame" der SPD und vom Präsidenten des FC Bayern München. Sowohl Renate Schmidt, als auch Herbert Hainer lehnten neue Waffenlieferungen ins Kriegsgebiet ab.
Schmidt kritisiert Union als "verantwortungslos"
Die ehemalige SPD-Familienministerin Renate Schmidt bezeichnete es als "verantwortungslos", dass die Union einen Antrag im Bundestag für die Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine plant. "Ich sehe das mit sehr großem Missfallen", sagte Schmidt und bezog sich damit auch auf die FDP, die ebenfalls entsprechende Waffenlieferungen in die Ukraine fordert. "Ich sehe da den Versuch, einen Zwiespalt in einer Krisensituation in die Regierung zu treiben. Das erinnert mich fatal an das Misstrauensvotum gegen Willi Brandt."
Am 27. April 1972 - also ziemlich genau vor 50 Jahren - musste sich der damalige SPD-Kanzler Willi Brandt nach Kritik an den Ostverträgen einem Misstrauensvotum stellen. Er gewann es knapp.
Gefahr einer neuen Eskalationsstufe im Ukraine-Krieg
Renate Schmidt warnte vor einer "neuen Eskalationsstufe" im Ukraine-Krieg. Oberstes Ziel müsse sein, einen Atomkrieg zu verhindern. Deshalb solle Deutschland - genau wie die anderen Nato-Partner - nur die vereinbarten Waffen liefern. In der aktuellen Debatte gehe es zu viel darum, wie der Krieg weitergeführt werden könne, als darum, wie er beendet werden könne, meinte sie.
Auch der Präsident des FC Bayern Herbert Hainer meinte in der Sendung, dass eine weitere Eskalation des Krieges unbedingt verhindert werden müsse. Er lobte Kanzler Olaf Scholz Handeln als "überlegt". Die wirtschaftlichen Sanktionen seien jetzt wichtiger, als schwere Waffen. Ein Gas-Embargo lehnte er jedoch ab. "Putin hat sich komplett isoliert", meinte Hainer. Dieser werde im Westen auch nach dem Krieg "keinen Fuß mehr auf den Boden bringen".
Renate Schmidt kritisiert Gerhard Schröder
Deutliche Kritik äußerte Renate Schmidt an Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). "Ich finde ihn zunehmend unmöglich", sagte Schmidt, die früher mit ihm befreundet war. Dass sich Schröder weiterhin als Vermittler im Angriffskrieg auf die Ukraine sehe, sei "eine grandiose Selbstüberschätzung".
Die SPD werde fälschlicherweise als Verantwortliche für die Fehler der Russland-Politik der vergangenen Jahre dargestellt. Dabei habe auch die Union einen großen Anteil daran gehabt, erinnerte die langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete. Nach der Rede von Russlands Präsident Wladimir Putin im Bundestag habe auch der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz stehend Beifall geklatscht.
FC Bayern-Präsident Hainer fordert Ausschluss russischer Sportler aus allen Wettbewerben
Herbert Hainer positionierte sich außerdem klar gegen eine Teilnahme von russischen Sportlerinnen und Sportlern in jeglichen internationalen Wettbewerben. "Wir müssen als westliche Welt ein klares Zeichen setzen, dass es nach so einem Angriffskrieg nicht einfach so weiter geht", sagte er. Auch aus Gremien wie dem Internationalen Olympischen Sportkomitee (IOC) müssten Russen ausgeschlossen werden. Denn der Sport werde leider zu oft zu Propaganda-Zwecken missbraucht, so der ehemalige Vorstandschef von adidas.
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