Nach vier erfolglosen Verhandlungsrunden hat die Ärztegewerkschaft Marburger Bund die Ärzte von Unikliniken zum Warnstreik aufgerufen. Bundesweit legten sie den gesamten Montag die Arbeit nieder.
An einer Kundgebung auf dem Münchner Marienplatz beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaft Marburger Bund rund 2.000 Streikende aus den bayerischen Uni-Kliniken. Über Notdienstvereinbarungen war die medizinische Versorgung an den betroffenen Unikliniken in Erlangen, Augsburg, Würzburg, Regensburg, München (Kliniken von TU und LMU) sowie am Deutschen Herzzentrum sichergestellt.
"Eine Stunde Schlaf" während der Bereitschaft
In München marschierten die Klinikärztinnen und -ärzte vom Maxmonument bis zum Marienplatz -Plakate schwenkend und Trillerpfeifen blasend. Sie wollten ihren Forderungen Nachdruck verleihen: 12,5 Prozent mehr Lohn und höhere Zuschläge für Regelarbeit in der Nacht, an Wochenenden und an Feiertagen. In Bayern fallen mehr als 5.000 Ärztinnen und Ärzte unter die Regelungen.
Clemens Wittmann ist Anästhesist und kennt es gut, wenn die Arbeit nicht enden will, besonders während der Bereitschaftsdienste. Sie hätten Bereitschaftsdienste von 20 bis 24 Stunden. Etwa die Hälfte dieser Zeit sei für Ruhepausen reserviert, so steht es in den Regelungen. Tatsächlich käme es aber durchaus vor, "dass man 14, 16 Stunden aktiv ist und eine Stunde Schlaf hat - von 2.00 bis 3.00 Uhr. Ist nicht wirklich erholsam", so Wittmann.
Hoher Druck für Universitätsärzte
Gerade Ärztinnen und Ärzte in Unikliniken seien von langen Bereitschaftsdiensten und Überstunden betroffen, da dorthin die besonders schweren und dringenden Notfälle kämen. Die Universitätskliniken seinen top ausgestattet, es würde auch Spitzenmedizin geboten, so Andreas Botzlar, zweiter Vorsitzender des Marburger Bundes. Er nimmt selbst an den Verhandlungen mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) teil.
Es gehe außerdem darum, die Gehaltslücke zu schließen, denn Ärzte in kommunalen Kliniken bekämen deutlich mehr Geld. Gerade in der letzten Verhandlungsrunde habe sich die TdL kaum bewegt, so Botzlar: "Es passt einfach nicht zusammen: Spitzenmedizin und die schlechtesten Arbeitsbedingungen. Man darf ja nicht vergessen, dass die Arbeitszeit an den Unikliniken zwei Stunden über der an allen anderen Kliniken liegt - und dafür auch noch mit schlechterem Gehalt gearbeitet werden muss."
Arbeitgeber geben sich kompromissbereit
Verhandlungsführerin der TdL, die schleswig-holsteinische Finanzministerin Monika Heinold (Grüne), betonte in einem Statement: Die Arbeitgeber seien sich bewusst, dass in den Universitätskliniken rund 8,8 Prozent weniger bezahlt würde. Der Tarifabschluss für Beschäftigten im öffentlichen Dienst von über 10 Prozent sei der Orientierungsrahmen für ein mit dem Marburger Bund zu vereinbarendes Gesamtpaket.
Bis so ein Gesamtpaket geschnürt sei, könne es aber noch dauern, sagte Botzlar. Weitere Streiks schloss der Vertreter des Marburger Bundes nicht aus. Eine nächste Verhandlungsrunde ist für den 25. März geplant.
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