Nicht alle Gemeinden haben sich mit ihren Sirenen am bundesweiten Warntag beteiligt. Denn die Teilnahme war freiwillig und obliegt den Kommunen. Rund 9.600 funktionstüchtige Sirenen tun im Freistaat aktuell ihren Dienst. Diese Zahl nennt das bayerische Innenministerium auf BR24-Anfrage. Für ein flächendeckendes Warnsystem wären allerdings weit mehr als doppelt so viele nötig. Doch mit Ende des kalten Krieges baute man die meisten Anlagen zurück.
So zum Beispiel in München und auch in der Würzburger Innenstadt. Dort bimmelten zwar am Vormittag um 11 Uhr vielerorts die Handys los. Aber noch immer besitzt nicht jeder ein Mobiltelefon. Harald Rehmann, Chef der Berufsfeuerwehr Würzburg, erklärt dazu: "Grundsätzlich erfolgt in vielen Bereichen mittlerweile eine Alarmierung über Funkmeldeempfänger, den sogenannten Piepser, den viele Feuerwehrleute dabeihaben. Aber es gibt auch immer noch Bereiche, wo nach wie vor über Sirene alarmiert wird."
In Nähe eines AKW musste jedes Dorf eine Sirene haben
In Würzburg betrifft das vor allem eingemeindete Vororte. Aber auch insgesamt rufen gerade kleinere Gemeinden bei Feueralarm ihre Einsatzkräfte per Sirene, und zwar durch drei Dauertöne mit je 15 Sekunden Länge. Rund um das ehemalige Kernkraftwerk Grafenrheinfeld etwa hat bis heute jedes Dorf eine Sirene. Sie waren wegen des Störfallrisikos Pflicht und hätten bei Gefahr auf und ab-heulend die Bevölkerung gewarnt. Und so heulte etwa in Gerolzhofen um 11 Uhr die Sirene auf dem Rathaus am Marktplatz.
Den Heulton müssen alle kennen
Das besondere Gefahrensignal war auch zentraler Bestandteil beim bundesweiten Warntag. Gerade weil es so selten zum Einsatz kommt, muss von Zeit zu Zeit die Funktionstüchtigkeit überprüft werden. Harald Rehmann erklärt, dass der auf- und abschwellende Ton von einer Minute Dauer für den Bürger bedeutet, dass er sich zunächst einmal in einen sicheren Bereich begeben soll. "Am besten in ein Gebäude, im Idealfall natürlich in die eigene Wohnung. Dann die Fenster und Türen schließen und das Radio anschalten. Wenn er Warn-Apps nutzt, sollte er darauf schauen und auf weitere Anweisungen warten."
Jahrzehntelang wurden Sirenen in ganz Deutschland zurückgebaut. Das hatte mit den Unterhaltskosten zu tun, die seit Anfang der 1990er Jahre auf die Kommunen übergingen. Denn der Bund hielt ein flächendeckendes Warnnetz mit dieser vermeintlich überholten Technik für entbehrlich, zumal eine militärische Bedrohungslage als nicht mehr realistisch eingestuft wurde. Inzwischen zeichnet sich eine Kehrtwende ab. Nicht zuletzt die Erfahrungen mit der Flutkatastrophe im Ahrtal, bei der andere Warnwege versagten, führten zu einem Umdenken.
Bayern will zurück zur flächendeckenden Sirenenversorgung
In Bayern konnten seitdem dank des "Sonderförderprogramms Sirenen" des Bundes rund 1.500 neue Sirenen gefördert werden. Aktuell werden noch viele dieser neuen Sirenenanlagen aufgestellt und installiert. Wörtlich heißt es in einer Mitteilung: "Bayern setzt sich nachdrücklich für ein auskömmliches Bund-Länder-Programm zur Förderung der Sireneninfrastruktur ein, das neben einem kommunalen Eigenanteil aus Bundes- wie Landesmitteln gespeist wird. Der Freistaat Bayern ist jedenfalls – anders als der Bund – bereit, hier seiner Verantwortung gerecht zu werden."
Auch Harald Rehmann, der Chef der Würzburger Berufsfeuerwehr, hält die Sirenenanlagen nach wie vor für ein gutes Instrument zur Warnung der Bevölkerung. Der Vorteil sei einfach, dass so ein Signal alle erreicht, auch wenn sie gerade kein Handy einstecken oder Zugriff auf eine Warn-App haben. Auch in Würzburg werde daher in den nächsten Jahren wieder ein flächendeckendes Sirenen-Netz entstehen. Erste Mittel dafür seien bereits im städtischen Haushalt vorgesehen.
Die einzigen, gesetzlich vorgeschriebenen Sirenen in Würzburg stehen derzeit bei drei sogenannten Störfall-Betrieben. Das sind industrielle Einrichtungen, die mit Gefahrgut arbeiten: ein Tanklager, eine Gefahrgut-Spedition und ein Agrarhandel. Sie alle sind verpflichtet, eine eigene funktionstüchtige Sirene auf ihren Betriebsgebäuden zu unterhalten.
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