Der Kanuverleih Roßmühle beim Verladen von Kanus.
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Wassersportler enttäuscht über Paddelverbot auf der Saale

Wassersportler enttäuscht über Paddelverbot auf der Saale

Das Paddelverbot auf der Fränkischen Saale im Landkreis Bad Kissingen bleibt in Kraft. Das ist das Ergebnis einer zweistündigen Diskussion. Die betroffenen Gastrobetriebe und Bootsverleiher sind enttäuscht und rechnen mit finanziellen Einbußen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Das Landratsamt Bad Kissingen hatte heute Gastronomen und Bootsverleiher zu einer zweistündigen Diskussionsrunde eingeladen. Das Ergebnis: Das Paddelverbot auf der Fränkischen Saale im Landkreis Bad Kissingen bleibt bestehen. Am Ende fehlte den Betroffenen die Hoffnung und dem Landratsamt die Lösungsvorschläge.

Gefahr von umstürzenden Bäumen entlang der Saale

Anfang Februar verhängte das Landratsamt Bad Kissingen ein Fahrverbot für Kajaks, Kanus, SUPs und ähnliche Fortbewegungsmittel auf dem fränkischen Saale-Abschnitt. Grund ist der sicherheitsgefährdende Zustand von etwa 4.000 Bäumen am Saale-Ufer. Das ergab eine Prüfung des Wasserwirtschaftsamtes zwischen August und Mitte Oktober 2023.

Daraufhin stufte das Landratsamt in seiner Rolle als Sicherheitsbehörde die Saale innerhalb der Landkreisgrenzen als Gewässer mit stark erhöhtem Sicherheitsrisiko ein. Eine zweistündige Diskussionsrunde zwischen Behörden und Betroffenen konnte am Status Quo nichts ändern: Die fränkische Saale bleibt 2024 größtenteils bootsfreie Zone.

Ausnahmen für kurze Strecken

Ausgenommen vom Bootsverbot sind nur zwei kleine Abschnitte: rund 3,4 Kilometer zwischen Saline und Lindesmühle sowie eine 800 Meter-Strecke zwischen Morlesau und der Kreisgrenze. Auch die zwei sogenannten "Dampferle" dürfen weiter Touristen von Ostern bis Oktober zwischen Rosengarten und Saline transportieren. Auch Schwimmern und Anglern bleibt die Saale erhalten. Sie dürfen sich weiterhin in bzw. am Fluss aufhalten. Das Landratsamt sieht für Angelfreunde keine Gefahr, da diese sich am Ufer aufhielten und nur einem minimierten Risiko ausgesetzt seien. Beim Schwimmen an Badestellen seien die Gemeinden für die Sicherheit der Badegäste zuständig.

Acht Unternehmen sehen ihre Existenzgrundlage bedroht

Susanne Patzelt vom Bayerischen Kanuverband gab sich vor dem Gespräch mit dem Landratsamt noch optimistisch. Sie trat als Sprecherin der acht betroffenen Freizeit- und Gastronomiebetriebe auf und stellte die gemeinsamen Forderungen, die in einem vorgetragen wurden. "Das was als Gefährdung für Paddler angeführt wird, ist keine Gefahr. Das ist unser tägliches Brot", betonte sie im BR24-Interview. Patzelt hatte auf Change.org auch eine Online-Petition gestartet, in der die Aufhebung des Paddelverbots gefordert wird. Dort haben bereits fast 8.000 Menschen unterschrieben.

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Fränkische Saale im Landkreis Bad Kissingen

Vorzeigbare Erfolge konnten im Rahmen der zweistündigen Diskussionsrunde nicht erzielt werden. Landrat Thomas Bold verwies aber auf die Möglichkeit Streckenabschnitte zu priorisieren, um dort zügig mit Reinigungsarbeiten zu beginnen. Somit könnte man potenziell gefährliche Bäume vom Saale-Ufer zumindest abschnittweise entfernen und damit eine eingeschränkte Befahrbarkeit ermöglichen. Zudem möchte er sich in naher Zukunft mit dem Umweltministerium über mögliche finanzielle Hilfen für die Reinigungsarbeiten besprechen. Der Bayerische Kanuverband erwägt nun laut einer aktuellen Pressemitteilung, zwei für die Kanutouristik wichtige Paddelstrecken auszu wählen, die dann "schnellstmöglich mit absoluter Priorität" von umsturzgefährdeten Bäumen befreit werden sollen.

Ratlosigkeit kurz vor Saisonbeginn

Besonders unglücklich für die Beteiligten ist das Timing der Entscheidung: Ab März beginnt die Saison für die Freizeitanbieter. Hoffnung auf einen verspäteten Start haben die Betroffenen jedoch kaum. "Kurzfristig gibt es keine Lösung. Das wird sich längerfristig hinziehen", betonte Matthias Rödamer von Saale-Kanu-Erlebnis. Die Gefahreneinstufung des Landratsamtes Bad Kissingen bleibt auf unbestimmte Zeit bestehen.

Neben Bootsverleihern sind ebenso Gastronomiebetriebe betroffen, die auf den Tourismus rund um die Saale bauen. Man denke über Notfallpläne nach, erklärt Karolin Spath-Monteiro Dantas. Sie betreibt den Hotel-Gasthof Nöth in Hammelburg-Morlesau bereits in der vierten Generation. Man habe gerade wegen den zahlreichen Kanufahrern in den vergangenen Jahren viel investiert. "Wir rechnen jetzt mit finanziellen Verlusten, die unsere Existenz angreifen", sagte sie dem BR.

Komplizierte Rechtslage erschwert Aussicht auf erfolgreiche Klage

Sollte Klage gegen die Entscheidung des Landratsamtes eingereicht werden, könnte das zu einer Aufhebung des Paddelverbots führen. Allerdings ist die Rechtslage kompliziert. Die Prüfung durch ein Gericht könnte den Gefahrenzustand der Saale zwar neu einstufen und damit die Entscheidung des Landratsamtes kippen. Jedoch ist unklar, wie lange dieser Prozess dauern kann. Außerdem gibt es keine einheitlichen Kriterien, die das Gefahrenpotenzial von Flüssen eindeutig einstuft.

Liegende Bäume und ein liegendes "Paddelschild" an der Fränkischen Saale im Landkreis Bad Kissingen
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Fränkische Saale im Landkreis Bad Kissingen

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