Die Sonne zeigt sich, Vögel zwitschern, Schneeglöckchen blühen – in Unterfranken klopft der Frühling gewissermaßen schon an die Tür. So manch einer dürfte sich schon auf die Zeit freuen, wenn es warm genug ist, um aufs Wasser zu gehen. Ob mit dem Schlauchboot, dem Kanu, dem Kajak oder dem Stand-Up-Paddle-Board. Im Sommer sind solche Aktivitäten rund um Flüsse oder Gewässer durchaus beliebt. Doch auf der Fränkischen Saale im Landkreis Bad Kissingen ist das auf unbestimmte Zeit erstmal nicht möglich.
Gefahr: Bäume könnten umfallen
Das Landratsamt hat das Paddeln auf der Fränkischen Saale verboten und am 9. Februar 2024 eine entsprechende Allgemeinverfügung erlassen. "Uns geht es allein um die Sicherheit der Menschen", sagt eine Pressesprecherin des Landratsamts auf Anfrage von BR24. Im Bereich des Landkreises Bad Kissingen sei es auf dem Wasser einfach zu gefährlich. Der Grund dafür: Bäume entlang der Fränkischen Saale drohen laut Landratsamt jederzeit umzufallen. Das hat verschiedene Gründe und ist nicht unbedingt neu.
Schäden wegen Klimastress, Pilzbefall und Biberfraß
Der Gehölzbestand entlang der Saale hat sich allgemein in den vergangenen Jahren verändert und teilweise starke Schäden genommen, erklärt Birgit Imhof im Gespräch mit BR24. Sie ist die Leiterin des Wasserwirtschaftsamts Bad Kissingen. Auslöser für die Schäden an den Bäumen seien Klimastress und generelle Trockenheit, Pilzbefall und Fraß-Schäden von Bibern. Das alles führt laut Imhof dazu, dass Gehölze entlang der Saale zum Teil abgestorben sind. So kam es in Abstimmung zwischen Wasserwirtschaftsamt und Landratsamt zum Paddel-Verbot. Aktuell ist laut Wasserwirtschaftsamt noch Schonzeit und Aktivitäten wie Kanufahren sind ohnehin nicht erlaubt.
Bußgeld von bis zu 50.000 Euro möglich
Die nun erlassene Allgemeinverfügung des Landratsamts richtet sich an kleine Fahrzeuge ohne eigene Triebkraft. Dazu zählen unter anderem Kajaks, Kanus, Schlauchboote und Stand-Up-Paddle-Boards. Das Verbot gilt nur im Landkreis Bad Kissingen. Auf der Strecke von insgesamt 66,4 Kilometern sind nur zwei kurze Abschnitte ausgenommen. Und: Wer gegen das Paddel-Verbot verstößt, könnte tief in die Tasche greifen müssen. Bis zu 50.000 Euro Bußgeld seien laut Bayerischem Wassergesetz möglich. Zuständig für die Überwachung ist das Landratsamt Bad Kissingen.
Kritik aus der Tourismus- und Gastronomie-Branche
Wie lange das Paddel-Verbot bestehen bleibt, ist unklar – es gilt bis auf Weiteres. Doch die Fränkische Saale gilt bei Kanu- und Kajakfahrern als beliebtes Ausflugsziel. Gerade mit Blick in Richtung Sommer bangen Unternehmer aus der Gastronomie und dem Tourismus daher um ihre Umsätze. Sie kritisieren die Entscheidung des Landratsamts. Der Bayerische Kanu-Verband schreibt etwa auf seiner Webseite: Das Verbot sei "von heute auf morgen" gekommen und "ohne Vorwarnung". Der Kreis der organisierten Kanusportler sei nicht informiert worden, so die Kritik. Außerdem stellt der Verband die Frage: "Was hat sich geändert, dass wir jetzt plötzlich gar nicht mehr paddeln dürfen?"
Das Landratsamt entgegnet, dass es immer wieder davon abgeraten habe, auf der Fränkischen Saale zu paddeln. Im vergangenen Jahr zum Beispiel sei durchgehend vor den Gefahren gewarnt worden.
Bootsverleiher: "Verfügung entzieht uns die Existenzgrundlage"
Der Bootstourismus hat sich zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt. "Die Verfügung des Landratsamtes entzieht uns praktisch die Existenzgrundlage", sagt der Elfershäuser Bootsverleiher Peter Schmucker. Seine Mitarbeiter hat er für das laufende Jahr bereits freigestellt. Noch diese Woche will er sich mit Berufskolleginnen und -kollegen treffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Auch die Gastronomen profitieren direkt von den Wassersportlern, sagt Volker Partsch. Der 3. Bürgermeister von Elfershausen betreibt ein Gasthaus im Ortsteil Langendorf. Allein 100 Übernachtungen jährlich hingen bei ihm unmittelbar an den Bootstouristen. Die Allgemeinverfügung des Landratsamtes habe ihn und die gesamte regionale Gastronomie kalt erwischt, sagt er. Noch hat er die Hoffnung, dass sich die Lage bis zum Saisonstart im Mai wieder entspannen könnte.
Bewuchs am Ufer der Saale muss verjüngt werden
Aber wie geht es jetzt weiter? Die kranken Bäume entlang der Saale können nicht einfach vom einen auf den anderen Tag entfernt werden, sagt Birgit Imhof vom Wasserwirtschaftsamt. Denn ein Baum, der heute gepflanzt wird, braucht einige Jahre, bis er eine stattliche Größe hat. Gehölze entlang eines Gewässers seien enorm wichtig: "Sie sind Teil des Gewässers und geben Schatten, die Wurzeln am Ufer sind Unterstände für Fische". Daher braucht es einen längerfristigen Plan. Das Wasserwirtschaftsamt arbeitet laut Imhof seit vergangenem Jahr an einem Konzept, wie der Gehölzbestand entlang der Fränkischen Saale verjüngt werden kann – im Einklang mit dem Naturschutz. Das sei aber auf mehrere Jahre bis Jahrzehnte angelegt.
- Zum Artikel: "Waldumbau vom Reißbrett – und wo bleibt die Natur?"
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