Immer wieder werden Schiedsrichter bei Fußballspielen wegen ihrer Entscheidungen angegangen – meist verbal. Doch am Sonntagnachmittag hat bei einer Kreisklasse-Partie in Finning im Landkreis Landsberg ein Spieler offenbar massiv zugeschlagen.
Das Spiel des Kreises Zugspitze war regulär um 14 Uhr im Sportzentrum Finning angepfiffen worden. Laut Spielbericht verfolgten rund 80 Zuschauende die Begegnung zwischen dem Tabellen-Zwölften, TSV Finning, und dem Tabellen-Dreizehnten, FT Jahn Landsberg. Sowohl in der ersten Halbzeit als auch in der zweiten gingen die Gäste aus Landsberg in Führung, bevor die Heimmannschaft aus Finning jeweils ausgleichen konnte. Beim Stand von 2:2 ging es in die Nachspielzeit.
Schiedsrichter offenbar eine Minute bewusstlos
In der 94. Spielminute gelang den Gastgebern das 3:2. Laut Polizei beschimpfte ein 30-jähriger Spieler der Landsberger Mannschaft daraufhin lautstark den Schiedsrichter. Der 46-Jährige schickte ihn deshalb mit einer Roten Karte vom Platz. Verärgert über diese Entscheidung soll der Spieler den Unparteiischen mit einem Faustschlag ins Gesicht zu Boden gestreckt haben. Erst nach einer Minute soll der niedergeschlagene Schiedsrichter wieder das Bewusstsein erlangt haben. Das Spiel wurde aufgrund des Zwischenfalls abgebrochen.
Jahn Landsberg wirft Spieler raus
Der FT Jahn Landsberg entschuldigte sich am Montag auf Facebook öffentlich in einer Stellungnahme bei dem Schiedsrichter und dem Gastgeber TSV Finning. Die Entgleisung des Spielers sei "nicht akzeptabel" und spiegele nicht die Werte des Vereins wider: "Wir distanzieren uns ausdrücklich von diesem Verhalten." Der 30-Jährige wurde demnach mit sofortiger Wirkung aus dem Spielbetrieb und dem Verein ausgeschlossen.
Der stellvertretende Geschäftsführer des Bayerischen Fußball-Verbands, Fabian Frühwirth, bezeichnete die Reaktion des Vereins auf BR-Nachfrage als vorbildlich. Der FT Jahn Landsberg habe "klare Kante" gezeigt, der Fußballplatz sei kein rechtsfreier Raum.
Spieler drohen weitere Sanktionen vom Verband
Was den Fußball-Verband betrifft, wird der Fall vor dem Sportgericht landen. Das Prozedere sieht Stellungnahmen der beiden beteiligten Vereine zu dem Vorfall vor. Auf dieser Grundlage und möglicher Anhörungen entscheidet das Sportgericht über Sanktionen gegen den tatverdächtigen Spieler. Diese können nach Angaben von Frühwirt von auferlegten Teilnahmen an Antiaggressionstrainings über Geldstrafen bis zum Verbandsausschluss reichen. Bis zum Urteil des Sportgerichts sei der Betreffende ohnehin für Spiele gesperrt.
Finning darf mit Sieg rechnen
Die unabhängige Instanz entscheidet auch darüber, wie das Spiel nach dem Abbruch zu werten ist. Nachdem die Begegnung aber in der Nachspielzeit beendet wurde und es am dafür ausschlaggebenden Grund keine Zweifel geben dürfte, wäre alles andere als eine Anerkennung des Spielstands von 3:2 zugunsten von Finning eine Überraschung.
Schiedsrichter erstattet Anzeige
Unabhängig von dem Vorgehen des Bayerischen Fußballverbands ermittelt auch die Polizei gegen den 30-Jährigen wegen Körperverletzung. Der Schiedsrichter hatte am Mittwoch wegen des Vorfalls vom Wochenende Anzeige erstattet. Dadurch war den Ermittlern der Tatvorwurf erst bekannt geworden.
Schiedsrichter immer wieder angefeindet
Dass Schiedsrichter von Fans bedroht oder angegangen werden, ist keine Seltenheit. Schlagzeilen machte etwa der Fall eines Schiedsrichters aus der Oberpfalz. Der Unparteiische hatte nach einem Drittligaspiel per E-Mail eine Morddrohung erhalten. Die Ermittlungen zu dem Fall wurden im September jedoch eingestellt.
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