Abfüllanlage des Spessarter Rapsöls
Bildrechte: BR/Alisa Wienand
Audiobeitrag

Immense Nachfrage nach Rapsöl bei der Ölmühle Eschau im Landkreis Miltenberg.

Audiobeitrag
>

Wegen Ukraine-Krieg: Immense Nachfrage nach Spessarter Rapsöl

Wegen Ukraine-Krieg: Immense Nachfrage nach Spessarter Rapsöl

Die Ölmühle Eschau im Spessart kommt mit der Produktion von Rapsöl kaum noch hinterher. Weil Sonnenblumenöl wegen des Kriegs gegen die Ukraine knapp wird, greifen immer mehr darauf zurück. Trotzdem sei bundesweit kein Mangel an Rapsöl zu befürchten.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Noch nie war die Nachfrage nach Rapsöl bei der Ölmühle in Sommerau, einem Ortsteil von Eschau im Landkreis Miltenberg, so groß wie jetzt. Der Grund: Seit Wochen ist das Sonnenblumenöl in den Supermärkten vergriffen. Weil Russland nach wie vor Krieg gegen die Ukraine führt, fallen die weltweit größten Sonnenblumenöl-Lieferanten aus, nämlich Russland und die Ukraine. Auch Menschen in Unterfranken haben Angst, dass das Öl ausgeht und hamstern deshalb. Weil es kein Sonnenblumenöl gibt, greifen viele auf Rapsöl zurück.

Ölmühle Eschau läuft rund um die Uhr

Die Ölmühle Eschau produziert aktuell so viel Spessarter Rapsöl wie möglich, heißt es von den beiden Gesellschaftern Matthias Frieß und Michael Ackermann. Seit einigen Wochen läuft die Ölmühle rund um die Uhr. Doch die Produktion braucht ihre Zeit. Privatkunden, Supermärkte und Hofläden müssen sich derzeit gedulden. "Die Märkte oder die Hofläden rufen bei uns an. Und dann schaffen wir es eigentlich, in zwei bis drei Tagen zu liefern. Aber aufgrund der großen Nachfrage, ist das nicht machbar", sagt Matthias Frieß.

Lange Warteliste für Kunden und Supermärkte

Das Öl, das aus der Mühle fließt, muss bis zu drei Wochen lang ruhen und drei Mal gefiltert werden. Erst dann kann es in Flaschen abgefüllt werden. Die meisten Kunden, sagt Frieß, zeigen Verständnis für die Situation. Manchmal musste er aber auch schon Diskussionen führen, wenn etwa Privatkunden mehr als zwei Flaschen Rapsöl kaufen wollten. Supermärkte erinnern die beiden Öl-Müller immer wieder an ihre Bestellung. "Wir haben jetzt auch schon Teillieferungen gemacht. Dass jeder Supermarkt mal eine gewisse Menge hat", sagt Frieß. Inzwischen gibt es eine lange Warteliste.

Auf dem Luisenhof in Eschau hat das Warten vorerst ein Ende: Für den Hofladen gibt es nach drei Wochen jetzt wieder Nachschub an Rapsöl. Lange reichen wird die Lieferung aber nicht, vermutet die Betriebsleiterin Martina Roth: "Spätestens nach einer Woche ist das wieder ausverkauft. Normalerweise reicht das deutlich länger, weil das ein Artikel von vielen ist."

Raps-Vorräte reichen vermutlich nicht bis zur nächsten Ernte

Wie lange das Spessarter Rapsöl überhaupt noch geliefert werden kann, ist unklar. Bei der großen Nachfrage leert sich der Raps-Vorrat schneller als erwartet. Normalerweise hätte der Raps, den Frieß und Ackermann zum Großteil selbst anbauen, bis zur nächsten Ernte im Juli gereicht. "Wenn es so weiter läuft wie jetzt, sind wir vor der Ernte leer. Dann schaffen wir es nicht bis zur Ernte", sagt Frieß.

Bleibt die Nachfrage so hoch? Lohnt es sich noch einmal, teuren Raps zu kaufen? Bisher haben sich die beiden Öl-Müller noch nicht entschieden. "Das ist ein Lotteriespiel", sagt Frieß. Zusammen mit Michael Ackermann stellt er seit 16 Jahren das Spessarter Rapsöl her. Beide sind berufstätig, die Ölmühle ist für sie ein Nebenerwerb.

"Hamstern von Rapsöl unbegründet"

Wie der Ölmühle in Sommerau geht es vielen anderen Ölmühlen in Deutschland auch. "Alle Ölmühlen pfeifen aus dem letzten Loch", sagt Constanze Gohlke vom Bundesverband Dezentraler Ölmühlen und Pflanzenöltechnik. In Deutschland wird Speiseöl hauptsächlich aus Raps hergestellt. Laut Gohlke werden die Vorräte an Öl und an Raps langsam knapp. "Dass sich die Lage so zuspitzt, damit hat keiner gerechnet." Trotzdem sei das Hamstern von Rapsöl unbegründet, heißt es von der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP).

Kein Mangel an Rapsöl in Deutschland zu befürchten

"In Deutschland ist kein Mangel an Rapsöl zu befürchten", schreibt die UFOP in einer Pressemitteilung. Aktuell blühe der Raps in Deutschland auf etwas mehr als einer Million Hektar. Ab Ende Juli werden die Landwirte laut UFOP circa 3,5 Millionen Tonnen Raps ernten und daraus etwa 1,4 Millionen Tonnen Rapsöl produzieren. Die Versorgung an Sonnenblumenöl hingegen werde knapp bleiben. Wegen Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine fallen die Lieferungen aus den beiden Ländern weg. "Die Marktversorgung mit Speiseöl in Deutschland ist aber mit Rapsspeiseöl gesichert“, so die UFOP.

Bildrechte: BR/Alisa Wienand
Bildbeitrag

Blühendes Rapsfeld

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!