Vier Männer von der DAV Sektion Hof wandern auf einem steinigen Pfad am Dachstein. Im Hintergrund sieht man den Gosaukamm.
Bildrechte: BR / Ulrike Nikola

Eine Gruppe von der DAV Sektion Hof ist am Dachstein unterwegs. Im Hintergrund sieht man den Gosaukamm.

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Weitwandern liegt im Trend – doch heuer gibt es einige Hürden

Weitwandern macht den Kopf frei und liegt seit Jahren im Trend. Aber in diesem Sommer erschweren Wetterumschwünge, Felsstürze und Altschnee die Touren. Mit einer umsichtigen Planung und ein paar Tipps kann es trotzdem ein schönes Erlebnis werden.

Über dieses Thema berichtet: Rucksackradio am .

Viele Weitwander-Fans wählen beispielsweise eine Alpenüberquerung auf dem Klassiker E5 von Oberstdorf nach Meran, eine mehrwöchige Wanderung auf dem Jakobsweg oder auf der Via Claudia Augusta ab Landsberg am Lech. Fernwanderwege sind gerade jetzt im Sommer sehr beliebt, da die Tage lang und hell sind. Doch am Alpenhauptkamm liegt noch Schnee, weil es im Frühjahr viel und noch ungewöhnlich spät geschneit hat, sagt Michael Larcher, Leiter der Abteilung Bergsport beim Österreichischen Alpenverein.

Gut ausgerüstet in die Berge

Deshalb gebe es im Hochgebirge deutlich mehr Altschneefelder, als es für diese Jahreszeit gewöhnlich ist. "Das heißt, dass man auf vielen hochalpinen Wegen, Durchquerungen, Weitwanderwegen und Transalps immer wieder damit rechnen muss, dass der Weg in einem Schneefeld endet", so Larcher.

Sogenannte Grödel oder Spikes gehören daher seiner Meinung nach unbedingt in den Rucksack. Sie werden wie Schneeketten über die Wanderschuhe gezogen und erhöhen den Grip auf hartem Schnee. Gegen Stürze und Abrutschen helfen zusätzlich Bergwanderstöcke, da sie für ein besseres Gleichgewicht sorgen.

Lokale Wetterberichte und Webcams nutzen

Wie sich die Situation im Hochgebirge weiterentwickeln wird, hängt natürlich vom Wetter in diesem Sommer ab. Eine längerfristige Prognose gibt es daher nicht. Grundsätzlich kann eine Kaltfront auch im Hochsommer im Gebirge noch mal Schnee bringen. Bergsteiger und Weitwanderer müssen einen solchen Wetterumschwung ebenso im Blick behalten wie Gewitter. Vor allem an schwülen Sommertagen bilden sich ab mittags häufig Gewitterwolken, die Blitz und Regen bringen.

Auch der viele Regen in den vergangenen Wochen hat einigen Wanderwegen zugesetzt. Die Böden sind durchweicht und manche Übergänge und kleinere Brücken wurden weggeschwemmt. In der Schweiz sind zum Beispiel rund 600 Wege gesperrt. Wer eine Weitwanderung plant, muss sich daher vorab gut informieren und sollte beispielsweise lokale Wetterberichte und Webcams über einen gewissen Zeitraum beobachten.

Austausch unter Gleichgesinnten hilft

Sehr hilfreich sind auch Foren in den sozialen Medien, in denen sich Gleichgesinnte zu Themen wie Alpenüberquerung, Weitwandern oder Hochtouren austauschen. Dort gibt es oft (tages-)aktuelle Erlebnisberichte und Fotos.

Der Austausch mit anderen Menschen ist das, was auch Roland Stierand auf Weitwanderungen am besten gefällt. Deshalb nimmt er sich oft Zeit, um unterwegs mit anderen ins Gespräch zu kommen. Stierand engagiert sich ehrenamtlich als Wanderführer im Fränkischen Albverein und er weiß, dass vor allem entgegenkommende Wandernde wertvolle Informationen im Gepäck haben.

"Eine der wichtigsten Fragen ist immer, wo es frisches Trinkwasser gibt", sagt Stierand. Zwar nutzt er die weltweite Online-Karte mapy mit grundlegenden Angaben zu Quellen und öffentlichen Wasserstellen. Doch ob sie vielleicht aktuell abgestellt oder versiegt sind, wissen Wandernde am besten, die kurz vorher daran vorbeigekommen sind.

Vorab Alternativrouten planen

Die Infos von anderen Wanderern, Hüttenwirten und in den Gemeinden vor Ort sind nicht nur wertvoll, um Wasser zu finden, sondern auch um die Wege realistisch einschätzen zu können. Dort erfährt man meist, ob Felsstürze oder Forstarbeiten ein Durchkommen unmöglich machen, ob Tunnel verschlossen sind oder Brücken repariert werden.

Für solche Fälle sollte man immer einen Plan B haben und auf einem Weitwanderweg grundsätzlich für jede Etappe eine Alternativroute kennen – auch bei plötzlichen Wetterumschwüngen. So gibt es beispielsweise beim Nordalpenweg 01 von Wien nach Bregenz oft Ausweichrouten im Tal.

Der lange Weg zum Glück

Die Planung von Etappen, Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten und vielem mehr kostet Zeit. Wer sich lieber einer Gruppe samt fertiger Tourenplanung anschließen möchte, findet entsprechende Angebote von kommerziellen Anbietern, den Wander- und Alpenvereinen oder im Freundeskreis.

Vielen Weitwandernden gefällt grundsätzlich an den mehrtägigen und mehrwöchigen Touren, dass der Alltag zurückbleibt und sie vollkommen im Hier und Jetzt leben. Denn unterwegs ist vieles auf das Wesentliche reduziert, sodass die Gedanken leichter werden. Und das Gefühl, aus eigener Kraft einen langen Weg geschafft zu haben, macht viele glücklich.

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