Die ersten Ergebnisse von "Wem gehört die Stadt" in München, Augsburg und Würzburg liegen vor. Und so haben wir gearbeitet.
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Wem gehört die Stadt? So haben wir gearbeitet

Wem gehört die Stadt? So haben wir gearbeitet

Die ersten Ergebnisse von "Wem gehört die Stadt" in München, Augsburg und Würzburg liegen vor. Mit der Bürgerrecherche wollen wir mehr Transparenz auf dem Immobilienmarkt schaffen. Das gilt auch für unsere Arbeit. Ein Werkstattbericht.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Ein Team, bestehend aus den Investigativ- und Datenjournalist*innen von BR Recherche und BR Data sowie dem gemeinnützigen Recherchezentrum Correctiv, hat sich im vergangenen halben Jahr intensiv mit dem Thema Immobilienmarkt in den drei bayerischen Städten München, Augsburg und Würzburg beschäftigt. Wir haben uns gefragt: Warum steigen die Mieten und wer profitiert davon? Das Ziel: Mehr Transparenz schaffen. Wenn wir alle – Gesellschaft und Politik – wissen, wie der Immobilienmarkt strukturiert ist, lässt sich angemessen diskutieren und der Lebensraum in den Städten besser gestalten.

Mit Hilfe der Bürger*innen zu mehr Transparenz auf dem Wohnungsmarkt

Für das Projekt haben wir mit dem sogenannten "CrowdNewsroom" gearbeitet, einer Online-Plattform für Bürgerrecherchen, die das gemeinnützige Recherchezentrum Correctiv entwickelt hat. Sie macht es möglich, dass sich Bürgerinnen und Bürger über das Internet direkt an Recherchen beteiligen können und zum Beispiel Informationen zu ihrer Wohnsituation spenden. Die Geschichten, die aus der Aktion entstanden sind, wären ohne die vielen Hinweise und Zuschriften nicht möglich gewesen.

Die gut 1.500 Einträge im CrowdNewsroom hat zunächst ein Team aus Datenjournalisten ausgewertet. Jeder einzelne Eintrag bestand aus Angaben zur Eigentümerin oder dem Eigentümer der Immobilie, belegt zum Beispiel durch einen Mietvertrag. Diese von den Teilnehmern hochgeladenen Belege mussten einzeln verifiziert werden, das heißt die Wohnadresse wurde aus den Eingaben im CrowdNewsroom mit dem hochgeladenen Dokument abgeglichen.

Oftmals haben uns die Teilnehmerinnen und Teilnehmer – zusätzlich zur Dokumentenspende – ihre Miet- und Wohngeschichte erzählt. Auch diese Hinweise wurden sorgfältig sortiert und themenspezifisch kategorisiert, beispielsweise nach Eigentümerart: Privateigentümer, Genossenschaften, Firmen, ausländische Firmen und Kirchen. Besonders spannende Hinweise wurden extra markiert.

Ohne Datenschutz kein Vertrauen

Der Schutz der persönlichen Daten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie wie deren Vermieter stand in jedem Rechercheschritt an oberster Stelle. Die Informationen wie Namen, Adresse der Mietwohnung oder ein Foto eines Dokuments wurden nur für interne Zwecke wie der Überprüfung der Angaben verwendet. Zu keinem Zeitpunkt wurden oder werden Informationen veröffentlicht, die Rückschlüsse auf den Informationsgeber zulassen – es sei denn, es bestand nach Rückfrage die explizite Zustimmung. Dennoch gab es viele besorgte Kommentare in den sozialen Netzwerken und Anfragen per E-Mail, die wir beantwortet haben.

Tiefgehende Recherche in viele Bereiche des Immobilienmarktes

Auf Basis der Daten-Kategorisierung haben die Investigativjournalist*innen im Team dann spannende Hinweise nach Gemeinsamkeiten untersucht. Dazu haben wir Handelsregistereinträge und Grundbuchauszüge analysiert, mit Gutachterausschüssen gesprochen. Wir führten Hintergrundgespräche mit Branchenkennern, besuchten Mieterstammtische und sprachen mit unzähligen Teilnehmern der Bürgerrecherche. Eines einte die meisten: Die Angst vor dem Verlust der Wohnung, vor allem wenn ein Haus verkauft wird. Wir bekamen Zuschriften, die von gleich mehreren Weiterverkäufen, Modernisierungen und Mietsteigerungen erzählten. Aber auch von Eigentümern, die Sorge hatten, dass das eigene Haus im Erbfall aufgrund der Wertsteigerung nicht in der Familie gehalten werden kann.

Immobilien-Spekulation und die Tricks der Investoren

Einige Teilnehmer wussten nicht einmal genau, wer eigentlich der Eigentümer ihrer Wohnung ist. Bei der Recherche stießen wir auf Firmenkonstruktionen, die nur schwer oder gar nicht zu durchschauen waren, in Steuerparadiese führten. Wir malten Quadratmeter-große Recherche-Plakate um die Verästelungen und Verbindungen nachvollziehen zu können. Das führte uns nochmals vor Augen, wie groß die Intransparenz auf dem Immobilienmarkt in Deutschland ist.

Dann kam die Corona-Krise und wir mussten erstmal eine Pause einlegen. In der Zwischenzeit waren wir mit Datenanalysen und investigativen Geschichten zur Pandemie beschäftigt. „Wem gehört die Stadt?“ haben wir dabei aber nie aus den Augen verloren.

Bei der ersten Veröffentlichung der Ergebnisse konzentrieren wir uns auf den Gesamtüberblick über die drei Städte – und auf zwei Geschichten aus München. Die eine befasst sich mit Immobilien-Spekulationen auf dem umkämpften Markt der Landeshauptstadt. Die andere deckt auf, wie Investoren das Vorkaufrecht der Stadt München aushebeln.

Das ist aber noch nicht das Ende. Wir recherchieren weiter.

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