Familie Schopf aus Velden in Niederbayern ist auf die ersten Lebenstage von Hennen und Hähnen spezialisiert und betreibt die letzte familiengeführte Brüterei in Bayern. Sonst gibt es im Freistaat nur noch die große Brüterei Süd von Wiesenhof.
Im Betrieb der Schopfs schlüpfen nur noch Masthähnchen, die schnell Fleisch ansetzen. Küken von Legehennen gibt es keine mehr auf dem Betrieb – die kaufen die Schopfs inzwischen in Österreich und Ungarn und ziehen sie dann auf.
Geschlechtserkennung im Ei – meist zu teuer für kleine Brütereien
In Österreich ist es nach wie vor erlaubt, Küken zu töten – wenn es für sie eine Verwendung als Futterküken gibt. So hätten auch die Schopfs gerne weitergemacht. Denn sie hatten tatsächlich gute Abnehmer für die getöteten männlichen Küken: Raubvogelzüchter holten die Tiere im Betrieb ab, berichtet Senior Paul Schopf.
Nach dem Verbot des Kükentötens, das seit 2022 gilt, hätte es für die Schopfs nur zwei Möglichkeiten gegeben: Zum einen die Geschlechtserkennung im Ei einzuführen, um Eier mit männlichen Tieren aussortieren zu können. Aber die Technik ist für kleine Betriebe meist zu teuer.
Bruderhähne – wenig gefragt und nicht nachhaltig
Möglich wäre auch die Aufzucht der männlichen Küken. Doch die Brüder der Legehennen legen kaum Fleisch zu und die Tiere sind beim Verbraucher wenig gefragt, so die Erfahrung von Landwirt Christoph Schopf. Im Vergleich zu einem Masthahn wirke der Bruderhahn, der kaum Fleisch auf der Brust hat, "wie eine Suppenhenne". Wolfgang Schleicher, Geschäftsführer vom Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft, bestätigt: "Eigentlich gibt es für das Produkt keinen Markt." Dazu kommt: Die meisten Bruderhähne würden im europäischen Ausland aufgezogen und das Fleisch werde in Drittstaaten exportiert, so der Verbandschef, der das Bruderhahn-Modell als wenig nachhaltig kritisiert.
Import toter Küken und günstiger Legehennen
Hauptkritikpunkt des Verbands der Geflügelwirtschaft: Die meisten europäischen Länder haben gar keine Einschränkungen. Wolfgang Schleicher fordert deshalb eine einheitliche europäische Regelung, damit deutsche Brütereien nicht länger unter der Wettbewerbsverzerrung leiden. Bis zum Verbot des Kükentötens waren 22 Brütereien Mitglied im Verband, heute sind es nur noch acht. Schleicher spricht auch von einem "Bärendienst" für den Tierschutz durch das Verbot des Kükentötens, denn nun müssten tote Küken für Greifvogelstationen und Tierparks aus dem Ausland eingeführt werden. Gleichzeitig würden etwa zehn Millionen Legehennen nach Deutschland importiert, bei denen unklar ist, ob ihre Brüder als Küken getötet wurden. Denn der Binnenmarkt erlaubt nach wie vor den Handel mit Junghennen zum Beispiel aus Italien, Frankreich oder den Niederlanden – egal mit oder ohne Kükentöten.
Augen auf beim Eier-Kauf – Logo "ohne Kükentöten"
Wer beim Eier-Kauf sichergehen will, dass die Brüder der Legehennen nicht getötet werden, kann sich auf die Kennzeichnung im Lebensmitteleinzelhandel verlassen. Wer beim Direktvermarkter Eier holt, sollte im Zweifelsfall nachfragen. Und wer noch mehr wissen will über sein Ei, kann auf der Internetseite von KAT, dem Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen e.V., nachschauen –www.was-steht-auf-dem-ei.de (externer Link) –, ob und mit welcher Methode das Kükentöten verhindert wurde.
Zweinutzungshühner bleiben in der Nische
Am seltensten wird man dabei wohl auf Eier von Zweinutzungstieren stoßen. Sie sind ein Nischenprodukt, weil Fleisch und Eier vergleichsweise teuer sind. Als Christoph Schopfs Eltern vor über 60 Jahren mit der Brüterei angefangen haben, gab es noch keinen Unterschied zwischen Masthähnchen und Legehennen. Sie hielten Zweinutzungshühner - für Fleisch und Eier. Vor allem im Bio-Bereich gibt es Bemühungen, das Zweinutzungshuhn wieder auf die Höfe zu bringen. Mit überschaubarem Erfolg: Laut Geflügelwirtschaftsverband liegt der Marktanteil bei ein bis zwei Prozent.
- ARD Audiothek: "Ernte gut - alles gut?" Kein Kükentöten mehr - und jetzt?
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