In Bayern hat es im vergangenen Jahr weniger Meldungen über angebliche Kindeswohlgefährdung gegeben. Rund 19.600 Nachrichten seien bei den Jugendämtern eingegangen, teilte das Statistische Landesamt in Fürth mit. Im Vergleich zum Vorjahr entspreche das einem Rückgang von acht Prozent. Die Meldungen betrafen den Angaben zufolge Jungen und Mädchen nahezu gleichermaßen.
Vernachlässigung und Misshandlung von Kindern
Bei mehr als jedem vierten Fall lag demnach eine akute oder latente Gefährdung des Kindeswohls vor. Als häufigste Gründe führen die Statistikerinnen und Statistiker eine Vernachlässigung, eine körperliche oder psychische Misshandlung an. In knapp 37 Prozent der Fälle wurde zwar keine Gefährdung des Kindeswohls festgestellt, aber Hilfebedarf. Dabei kann es sich beispielsweise um Erziehungsberatung handeln.
In gut 36 Prozent der Fälle lag weder eine Gefährdung noch ein Hilfebedarf vor. In den meisten Fällen (28 Prozent) erfolgten die Meldungen durch die Polizei, die Staatsanwaltschaft oder von Gerichten. Es folgen Nachrichten von Nachbarn oder Bekannten (11,8 Prozent) oder anonyme Hinweise (9,8 Prozent).
Mehr Einsätze für Jugendämter im ersten Corona-Jahr 2020
Im Jahr 2020 verzeichneten die Jugendämter in Bayern mehr Einsätze wegen Kindeswohlgefährdungen. Im ersten Corona-Jahr wurden laut Landesamt für Statistik 21.347 Fälle gemeldet. Das sei ein Plus von neun Prozent gegenüber 2019.
Wie man bei Verdacht reagieren sollte
Wer im Privaten, etwa bei den Nachbarskindern einen Verdacht schöpft, dem raten Experten erst einmal ruhig zu bleiben und nicht dem ersten Impuls zu folgen. Wenn möglich, könne man zunächst mit den Eltern sprechen: "Mehr mit einer Haltung 'Mir ist da etwas aufgefallen', und nicht mit einem Vorwurf. Aber man sollte schon deutlich machen, dass man hinschaut und etwas bemerkt hat." Bei einer schweren Misshandlung empfehlen Experten dagegen, sofort das Jugendamt einzuschalten. Das sei auch anonym möglich.
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