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Symbolbild "Fake"

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Wer stellt Wahlplakate mit gefälschten Zitaten auf?

Wer stellt Wahlplakate mit gefälschten Zitaten auf?

Es gibt Wahlplakate, an denen scheint fast alles falsch zu sein: Die Zitate, die darauf gedruckt sind und auch das Logo der Partei, von der es sein soll. Fotos aus dem Allgäu lösen gerade so ein Rätselraten aus.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen.

Samstag in Weitnau im Allgäu. Beatrix von Storch soll zu einer Wahlkampfveranstaltung kommen. Fotos auf Twitter zeigen Leute, die dagegen demonstrieren. Auf einigen Bildern ist auch ein Wahlplakat abgebildet - rechts unten das AfD-Logo, darüber vier Köpfe von ehemaligen oder aktiven Grünen-Politikern, daneben jeweils ein angebliches Zitat von ihnen zum Thema Migration.

  • Dieser Artikel stammt aus dem Jahr 2018. Alle aktuellen #Faktenfuchs-Artikel finden Sie hier

Zitate stark überspitzt bis gefälscht

Das Netz wird aktiv und schnell ist klar: Die Zitate auf dem Plakat sind extrem überspitzt bis völlig falsch. Zugeschrieben werden sie der Hamburger Grünen-Politikerin Stefanie von Berg, dem ehemaligen Außenminister Joschka Fischer, dem früheren Europa-Abgeordneten Daniel Cohn-Bendit und Jürgen Trittin (Mitglied des Bundestages).

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Ausschnitt aus dem Fake-Wahlplakat mit falschen Zitaten von Grünen-Politikern, publiziert auf Twitter

Fälschungen auf den Wahlplakaten sind mehrere Jahre alt

Und: Diese angeblichen Aussagen sind alle schon einige Jahre alt. Das Fake-Zitat von Jürgen Trittin lautet: "Es geht nicht um Recht oder Unrecht in der Einwanderungsdebatte, uns geht es zuerst um die Zurückdrängung des deutschen Bevölkerungsanteils in diesem Land." Redakteure von der "Braunschweiger Zeitung" haben das durch Rückfragen beim Archiv der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" schon im August 2016 als frei erfundene Meldung entlarvt.

Das hat Daniel Cohn-Bendit nicht gesagt

Die auf das Plakat gedruckten Sätze neben dem Bild von Daniel Cohn-Bendit sind ebenfalls bereits widerlegt: "Wir, die Grünen müssen dafür sorgen, so viele Ausländer wie möglich nach Deutschland zu holen. Wenn sie in Deutschland sind, müssen wir für ihr Wahlrecht kämpfen. Wenn wir das erreicht haben, werden wir den Stimmenanteil haben, den wir brauchen, um diese Politik zu verändern." Dieses Zitat war von Erika Steinbach auf ihrem Twitteraccount verbreitet worden und wurde schon 2015 als falsch erkannt. Damals berichteten Focus Online und Der Westen davon.

AfD sagt, dass das Plakat nicht von ihr ist

Aber offenbar ist nicht nur der Text auf dem Plakat falsch. Bei genauerem Hinsehen ist das Bayern-Wappen anders gestaltet als auf anderen AfD-Publikationen. Es hat oben einen Querbalken und eine farblich abgesetzte Umrandung. Auf Nachfrage, ob das Plakat von der AfD sei, antwortet der Landesvorsitzende Martin Sichert: "Nein". Sichert vermutet einen Versuch, der AfD etwas unterschieben und sie diskreditieren zu wollen. "Wenn Sie uns sagen können, wer das Plakat verwendet oder erstellt hat, werden wir rechtlich gegen die missbräuchliche Nutzung unseres Logos vorgehen", schreibt Martin Sichert an BR24. Bislang ist die Urheberschaft nicht bekannt.