Liane Binninger aus Nürnberg ahnt nichts Böses, als sie im Sommer 2022 eine Whatsapp-Nachricht von einer ihr unbekannten Nummer bekommt. Angeblich eine Nachricht ihres Sohnes. In dem Text heißt es: Sein altes Handy sei kaputt und deshalb habe er nun eine neue Nummer. Nach kurzer Zeit bittet der vermeintliche Sohn Liane Binninger, die Summe von 1.275,30 Euro zu überweisen. Er wolle sich das Geld nur leihen, sei aktuell nicht flüssig und müsse dringend eine Rechnung bezahlen. Liane Binninger schöpft keinerlei Verdacht.
"Er hat so geschrieben wie mein Sohn. Die Smilies waren gleich, die Schreibweise war fast identisch gewesen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass das nicht mein Sohn ist." Liane Binninger, Betrugs-Opfer
Eine Überweisung für den Sohn
Die Gesamtsumme kann die Frührentnerin nicht aufbringen. Sie hat nur 300 Euro auf dem Konto. Doch mit der will sie ihren Sohn auf jeden Fall unterstützen. Sie verspricht, das Geld anzuweisen, und macht sich sofort auf den Weg zur Bank. Dass sie Betrügern aufgesessen ist, ahnt sie nicht. Erst als ihr Sohn zwei Tage später anruft – von seiner alten Nummer aus – schwant ihr, dass da etwas nicht stimmen kann. Gemeinsam mit ihrem Sohn geht Liane Binninger zur Polizei und zeigt den Betrug sofort an.
Whatsapp-Betrug – die Fallzahlen steigen
Fälle wie dieser landen aktuell tagtäglich bei den Beamten des Polizeipräsidiums Mittelfranken – oft seien es Dutzende am Tag, berichtet ein Pressesprecher. Tendenz steigend. Auch Heike Krämer, die Leiterin des Sachbereichs Prävention am Polizeipräsidium Mittefranken kennt Fälle wie den von Liane Binninger. Dass so viele Menschen auf die Masche hereinfallen, überrascht die Beamtin nicht. Die Betrüger zielten bewusst auf die Emotionen der Opfer. Kaum jemand würde nicht seinem Sohn oder seiner Tochter helfen wollen, wenn er oder sie in einer Notlage steckt. Deshalb würden viele Menschen gar nicht lange nachdenken, wenn sie den Eindruck hätten, ihr Kind oder ein anderer geliebter Mensch brauche dringend Hilfe und Unterstützung.
Steigende Zahlen auch in Oberfranken
Auch die Polizei in Oberfranken berichtet von steigenden Fallzahlen bei Whatsapp-Betrug. "Solche Fälle gibt es inzwischen immer wieder", erklärt eine Sprecherin des Polizeipräsidiums in Bayreuth. Angebliche Verwandte melden sich mit einer neuen Nummer und benötigen Geld: für ein neues Handy, die Kaution nach einem Unfall oder für eine Wohnung. In einem solchen Fall solle man immer misstrauisch sein.
Direkte Kontaktaufnahme ist das Wichtigste
Um möglichen Betrügern, die sich in Whatsapp-Nachrichten als enge Verwandte ausgeben, nicht auf den Leim zu gehen, rät die Polizei dazu, in solchen Fällen vor allem erst einmal zu versuchen, den persönlichen Kontakt zu dem angeblichen Verwandten herzustellen. Zunächst solle man die alte Handynummer des Sohnes oder der Tochter wählen und nachfragen, ob das Handy wirklich kaputt sei, erklärt Heike Krämer. Auch eine E-Mail sei eine Möglichkeit. "Sollte ich das nicht machen und die Geldforderung kommt, ist es ganz wichtig, dass ich mich nicht unter Druck setzen lasse, dass ich keinen Stress aufkommen lasse, sondern dass ich wiederum nachfrage", so Krämer. "Und zwar nicht per Whatsapp, sondern persönlich, wozu das Geld gebraucht wird."
Spur führt oft ins Ausland
Die Betrüger, denen Liane Binninger zum Opfer gefallen ist, sitzen vermutlich im Ausland, schätzt die Polizei. Ihre Chancen, ihre 300 Euro wieder zu bekommen, stehen deshalb eher schlecht. Für die 54-Jährige, die seit Anfang des Jahres eine Rente von rund 1.100 Euro bekommt, ist das ein harter Schlag. Doch künftig wird sie genau hinschauen, wer ihr Nachrichten schreibt. Und vor allem wird sie es zwei Mal überprüfen, bevor sie noch einmal Geld für einen vermeintlichen Verwandten überweist.
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