Zwei Becher, randvoll gefüllt mit Wasser auf einem Tablett balancieren, über Bierbänke, einen Feuerwehrschlauch und durch Kegel: Das ist die erste Aufgabe an diesem Nachmittag bei der Wittislinger Kinderfeuerwehr. "Da geht es einfach um die Gemeinschaft, dass sie das zusammen schaffen", sagt Stefanie Gruber. Vor gut einem Jahr hat sie mit anderen Eltern die Kinderfeuerwehr ins Leben gerufen. Ihr Vater ist Vereinsvorstand, ihr Mann aktiv bei der Feuerwehr, da wollten die Kinder natürlich auch mitmachen.
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Bei vielen Feuerwehren ist das erst ab der Jugendfeuerwehr möglich, also ab elf Jahren. Dann allerdings, sagt Gruber, seien viele Kinder schon in anderen Vereinen, Fußball, Turnen, Musik. Deshalb wollten sie in Wittislingen die Kinder schon früher an die Feuerwehr heranführen, ganz spielerisch. Das funktioniert: 23 Kinder zwischen sechs und elf Jahren sind dabei, und es gibt sogar eine Warteliste, weil noch mehr Kinder gerne mitmachen würden.
Üben mit dem Mini-Feuerwehrauto
Damit sie üben können, was die "Großen" auch machen, haben die Kinder sogar ein Mini-Feuerwehrauto. Das fährt zwar nicht, aber das Blaulicht funktioniert. "Das muss man anmachen, wenn man schnell fährt, damit die anderen einen sehen", sagt Luisa, und Pia öffnet den Rollschrank am Heck des Fahrzeugs. Verschiedene neongelbe Schläuche sind dort aufgerollt drin, B- und C-Schläuche, erklären zwei Buben eifrig, die könne man über Verteiler auch aneinander anschließen.
Draußen gibt es einen Hydranten. "Und da dürfen wir dann auch ganz viel Wasser nehmen und spritzen", sagt Clara. Heute dürfen sie das aber nicht: Es ist zu kalt, und wenn die Kinder einmal anfangen würden mit dem Wasser, sagt Stefanie Gruber lachend, dann seien sie am Schluss komplett nass. Denn: Der Spaß darf nicht zu kurz kommen bei der Kinderfeuerwehr.
Vorbereitung auf die Jugendfeuerwehr
Die Gruppe macht auch Ausflüge, etwa in die Feuerwehrerlebniswelt nach Augsburg, vergangene Woche haben sie zusammen Müll gesammelt, danach gab es Pizza für alle. Ziel ist es, die Kinder für die Feuerwehr zu begeistern, sodass sie dabei bleiben. Und das gelingt: Drei Jungs sind schon zehn oder elf und damit bald bereit, zur Jugendfeuerwehr zu wechseln. Das wollten sie auf jeden Fall, sagen alle drei.
Auch Erste Hilfe ist Thema bei Kinderfeuerwehr
Ein weiteres Thema bei der Kinderfeuerwehr: Erste Hilfe. "Wir haben stabile Seitenlage gemacht, und an Puppen haben wir gepumpt", erzählt Luisa, und Clara fügt an: "Wenn man zu arg draufdrückt, kann man dem Mensch, den man beatmet, die Rippen brechen." Jannek weiß auch, wie schnell man drücken muss: "30 Mal nach Biene Maja." Jeden Mittwochnachmittag trifft sich die Gruppe, das Programm ist jedes Mal etwas anders. Einig sind sich die Teilnehmer alle: Es macht Spaß, und sie wollen weitermachen.
Daumen drücken für den Wettbewerb
Zurzeit machen die Kinder auch noch bei einem Wettbewerb zum Thema Umweltschutz mit: Sie wollen auf der Grünfläche ein Blumenbeet anpflanzen und ein großes Insektenhotel zusammen bauen. Nun hoffen, sie bei einem Online-Wettbewerb genügend Stimmen zu bekommen, dann nämlich gäbe es eine Förderung über 500 Euro.
Die Nachwuchsförderung ist wichtig. Von den rund 326.000 aktiven Feuerwehrleuten in Bayern sind laut bayerischem Innenministerium 315.000 Ehrenamtliche. 7.500 Freiwillige Feuerwehren und sieben Berufsfeuerwehren gibt es in Bayern, dazu kommen noch etwa 161 Werks- und 52 Betriebsfeuerwehren. Die Zahl der Frauen bei der Feuerwehr nimmt laut Innenministerium weiter zu, das sei erfreulich. Angebote wie Kinderfeuerwehren leisten dazu sicherlich einen Beitrag: Sechs von den 23 Kindern der Wittislinger Kinderfeuerwehr sind Mädchen.
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