Zum ersten Mal in ihrem Leben ist Daniela Hirschinger aus Traunstein in diesem Jahr auf der "Pirsch": Auf zahlreichen Wiesen im Landkreis Traunstein wie in Stein an der Traun, Traunreut oder Altenmarkt sucht sie kurz nach Sonnenaufgang Rehkitze, um diese in Sicherheit zu bringen. Mit einer Drohne und zusammen mit anderen Tierschützern hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, die scheuen Kitze vor dem Mähen hochgewachsener Wiesen zu retten.
- Zum Artikel: "Mit Drohne und Kamera: Rehkitze vor der Mähmaschine retten"
Per Drohne Rehkitze aus hohen Wiesen retten
Daniela unterstützt mit ihrer Tätigkeit die Tierschützerin Hedi, die auf einem kleinen Hof bei Traunreut lebt. Hedi hat hinter ihrem Haus selbst erlebt, wie Rehkitze durch die landwirtschaftlichen Mähmaschinen schwer verletzt werden oder umkommen. Auch Daniela hatte diese Erfahrung als Kind auf einem Bauernhof gemacht.
Weil sie das Leid der Tiere nicht mit ansehen konnte, legte sich Hedi eine Drohne zu und machte den Drohnenführerschein. Auf Bitte von Landwirten und Jägern sucht sie seit diesem Jahr mit Gleichgesinnten Wiesen und Felder nach jungen Rehen ab. Denn während die Rehmütter flüchten können, verstecken sich ihre Kitze meistens im dichten Gras, harren dort aus und können so Opfer der Mähgerätschaften werden.
Ehrenamtliche unterstützen Landwirte bei Absuche auf Wiesen
Wenn die Drohne mit Wärmebildkamera ein Rehkitz aufspürt, rücken andere Ehrenamtliche wie Daniela Hirschinger aus, um es zu suchen. Das scheue junge Tier wird unter einem großen, luftigen Plastikbehälter am Wiesenrand festgehalten – solange, bis das Feld oder die Wiese vom Landwirt gänzlich abgemäht ist und keine Gefahr mehr droht. Dann wird das Kitz gemeinsam mit dem örtlichen Jäger wieder in die Freiheit entlassen. Wichtig sei, die jungen Rehe nur mit Grasbüscheln in den Händen anzufassen, damit sie nicht den menschlichen Geruch annehmen, sagt die Kitz-Retterin.
Für Daniela Hirschinger und ihre Mitstreiter ist es die größte Freude, wenn Rehmutter und Kitz wieder zusammenkommen und gemeinsam im Wald verschwinden. Daniela ist froh darüber, dass inzwischen Landwirte darauf achten und die Kitzretter mit ihren Drohnen bei der Absuche von Wiesen und Feldern um Hilfe bitten. Ansonsten, was noch öfter passiert, gehen die Ehrenamtlichen auf die Bauern zu.
Spendenaktion für zweite Kitzretter-Drohne
Weil es in der Region noch immer zu wenig Drohnen mit Wärmebildkamera für die Suche im hohen Gras gibt, möchte sich Daniela Hirschinger selber eine anschaffen. Das Ziel der 37-Jährigen ist es, im kommenden Jahr mit ihrem eigenen Fluggerät nach Rehkitzen in Wiesen zu suchen und sie so vor dem Tod durch den Kreiselmäher zu bewahren. Um das nötige Geld für die Drohne samt Zubehör zu sammeln, hat die Verkäuferin und dreifache Mutter über die Crowdfunding-Plattform "Gofund.me" eine Online-Spenden-Aktion gestartet.
Diese Saison schon 30 Rehkitze in der Region gerettet
Bisher haben die Traunsteinerin und ihre Bekannten rund 30 Rehkitze in der Region gerettet. Einige weitere werden bis Mitte Juli vermutlich dazu kommen. Dann sind die Wiesen abgemäht und die Kitze selbstständig geworden.
Landwirte müssen Wiesen vor Mahd absuchen
Landwirte sind per Gesetz verpflichtet, Wiesen vor der Mahd nach Lebewesen wie Katzen oder Rehe abzusuchen. Wer Kitze durch die Mähmaschine tötet, muss mit einer hohen Geldstrafe oder sogar mit einer Freiheitsstrafe rechnen. Wenn der Landwirt eine Absuche mit Drohne nachweisen kann, hat er keine Strafe zu befürchten, falls doch ein Kitz bei seiner Arbeit versehentlich ums Leben kommt. Auch deshalb wird die Arbeit der Ehrenamtlichen Kitz-Retter von vielen geschätzt.
Die Staatsministerien für Umwelt und Verbraucherschutz sowie für Landwirtschaft und Forsten begrüßen auf BR24-Anfrage grundsätzlich die Unterstützung bei der Kitzrettung durch Privatpersonen. Notwendig sei jedoch eine enge Abstimmung mit den Landwirten, Jagdpächtern und Behörden. Für Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) ist es schon aus Tierschutzgründen eine Selbstverständlichkeit, Rehkitze vor dem Mähtod zu bewahren. Das Engagement und die Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Jägerschaft und Freiwilligen vor Ort seien deshalb sehr lobenswert, so Kaniber, die allen den Schutz der Wildtiere dankt.
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