Der Bamberger Professor Stephan Albrecht bei der Sanierung von Notre Dame.
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Notre Dame: Wie ein Bamberger beim Wiederaufbau hilft

Notre Dame: Wie ein Bamberger beim Wiederaufbau hilft

Auch vier Jahre nach dem Großbrand der Kathedrale Notre Dame laufen die Wiederaufbauarbeiten. Ein Professor aus Bamberg liefert Daten dafür - und wurde von Frankreich deshalb sogar zum Ritter ernannt.

Der Großbrand am 15. April 2019 an Frankreichs berühmtester Kathedrale – auch für den Bamberger Professor Stephan Albrecht war das Feuer eine Katastrophe. Jahrelang hatte er mit einem Team die Nord- und Südfassade des Querhauses intensiv untersucht und den Innenraum in hoher Qualität mit 3D-Scannern abgetastet.

"Der Brand war aber auch Katastrophe für die kulturelle Erinnerung des Mittelalters. Keine Kathedrale war so gut erhalten, wie Notre Dame. Der Dachstuhl ist für immer verloren" stellt der Inhaber des Lehrstuhls für Kunstgeschichte an der Universität Bamberg klar.

Gebäudeteile sind erstmals seit dem Mittelalter zugänglich

Aber da stehen jetzt nun mal überall Gerüste vor und in der Kathedrale, und das ist tatsächlich auch ein Glücksfall für die Kunstgeschichte. Die Forscher kommen an Partien der Wände und Decken, die jahrhundertelang niemand aus der Nähe untersuchen konnte. Die Orgel, die Altäre und viele andere Einrichtungen sind ausgebaut, sodass manche Mauerwerkteile erstmals seit dem Mittelalter wieder zugänglich sind.

Und so geht Professor Albrecht auf der berühmtesten Baustelle Frankreichs ein und aus, und erschließt für die Kunstgeschichte Erkenntnisse über die Gotik, die ohne den Brand nicht möglich gewesen wären. Die Westfassade mit ihren drei großen Portalen, also der "Haupteingang" unter den zwei Türmen, konnte er intensiv untersuchen und dadurch die bisher nicht korrekt verstandene Baugeschichte der Fassade korrigieren. Denn über den Bau, der 1163 begann, gibt es keinerlei Dokumente. Kunsthistoriker und Architekten können also nur herausfinden, wie die Steinmetze des Mittelalters gearbeitet haben, indem sie sich vor Steine stellen und genau hinschauen.

3D-Daten der Kathedrale helfen beim Wiederaufbau

Sogar vermeintliche Spuren eines verheerenden Vulkanausbruchs in Indonesien im Jahr 1257 konnte ein Chemiker aus Professor Albrechts Team belegen. Die chemischen Rückstände an der Fassade des Südportals und der Zusammenhang mit dem Ausbruch des Samalas würden eine sensationelle Entdeckung darstellen, müssen aber laut Professor Albrecht erst noch näher untersucht werden.

Aber auch für Frankreich, für die Rekonstruierung, für die Architekten des Wiederaufbaus ist die Arbeit des Bamberger Professors von großem Nutzen: Gerade für die Teile des Gewölbes, die durch den Zusammenbruch des Vierungsturms eingestürzt waren, konnte Professor Albrecht genauste 3D-Daten liefern – für den Wiederaufbau unglaublich wertvoll.

Außerdem wurde dadurch erstmals klar, wie dünn die Baumeister des Mittelalters die Gewölbekappen hoch oben in 33 Metern Höhe konstruiert hatten. Eine technische Meisterleitung und ein großer statischer Vorteil im Vergleich zu anderen gotischen Kathedralen aus dieser Zeit.

Hohe Sicherheitsvorkehrungen auf der Baustelle in Paris

Die Baustelle selbst ist komplex und straff durchorganisiert. 700 Arbeiter sind gleichzeitig beschäftigt und müssen koordiniert werden. Ein großes Problem war das geschmolzene giftige Blei aus dem Dachstuhl, das die Ruine großflächig kontaminiert hat. Die Anwohner in Paris hatten per einstweiliger Verfügung durchgesetzt, dass davon nichts in die Umwelt geraten darf.

Zudem musste die Gesundheit der Arbeiter geschützt werden. Die Folgen für die Baustelle waren Sicherheitszonen, Schleusen, Schutzanzüge und anfangs sogar Gasmasken. Das Betreten der Baustelle dauert allein eine dreiviertel Stunde. Zum Glück war die Spendenbereitschaft nach dem Großbrand so enorm, dass das Geld für solche Maßnahmen kein Problem ist.

Bamberger Forscher wird mit Ritterorden ausgezeichnet

Spannender und nützlicher kann Kunstgeschichte wohl kaum sein. Für seine Arbeit wurde Professor Albrecht kürzlich vom französischen Staat ausgezeichnet: mit dem "Ordre des Arts et des Lettres" (Orden der Künste und der Literatur), in der Kategorie Chevalier, also Ritter. Es ist eine Anerkennung für die intensive Zusammenarbeit des deutschen Forscher-Teams mit den französischen Kollegen, die Albrecht als hervorragend und freundschaftlich bezeichnet.

Und so wie es vorangeht, ist sich der Bamberger sicher, dass die Eröffnung am 8. Dezember 2024, fünf Jahre nach dem Brand, wie von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron angekündigt, stattfinden kann.

Die Kathedrale Notre Dame de Paris von der Spitze des Turms aus gesehen.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Christophe Ena
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2019 war an Frankreichs berühmtester Kathedrale ein Großbrand ausgebrochen. Die Arbeit eines Bamberger Professors hilft beim Wiederaufbau.

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