Der Landkreis Garmisch-Partenkirchen will die Schönheit des Werdenfelser Landes und die Besonderheiten der Natur unter den besonderen Schutz des Unesco-Siegels stellen. Das Siegel soll auch helfen, die kleinbäuerliche Landwirtschaft zu erhalten. Doch dagegen gibt es Widerstand - aus der Landwirtschaft.
Sieben Personen, darunter die Weidegenossen aus Garmisch und Partenkirchen, wollen die Auszeichnung nicht und haben vor dem Verwaltungsgericht München geklagt. Sollten ihre Grundstücke Teil des Unesco-Siegels für Natur und Kultur werden, fürchten sie Einschränkungen bei der Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen im Murnauer Moos und auf Weideflächen im Ammertal, im Loisachtal und im Isartal. Die Kläger vertreten nach eigenen Angaben die Interessen von mehreren Hundert Grundstücksbesitzern im Landkreis und fordern die Herausnahme dieser Flächen aus dem Antrag an die Unesco-Kommission.
- Zum Artikel: Russland gibt Vorsitz auf: UNESCO-Welterbe-Komitee wieder aktiv
1.000 Seiten zum Schutz von Natur und Landwirtschaft
Das Verwaltungsgericht München habe die Klage abgewiesen, sagte ein Sprecher gegenüber BR24. Die Begründung für diesen Schritt wird nachgereicht. Allerdings haben die Kläger die Möglichkeit auf Revision vor dem Verwaltungsgerichtshof.
Unter anderem geht es in dem Streit um die Frage, wer bei der Unesco den Antrag stellt. Der Landkreis hat in jahrelanger Kleinarbeit die schützenswerten Flächen zusammengetragen, beschrieben und den Katalog über das Wissenschafts- und Kulturministerium auf den Weg gebracht. 53 Einzelprojekte sind in dem 1.000-seitigen Werk beschrieben. Landrat Anton Speer (FW) hatte die Unterlagen im Januar 2021 persönlich mit der Unterschrift des Wissenschaftsministers bei der Unesco-Kommission in Berlin abgegeben. Vorausgegangen war die Zustimmung seines Kreistages. Der hatte den Antrag auf das Siegel im März 2021 mit 39 Ja- und 12 Nein-Stimmen beschlossen.
Auch die Schlösser Ludwigs II. sollen Welterbe werden
Im September hatte jüngst ein Mitglied der Unesco-Kommission den Landkreis besucht und sich vor Ort über die Tierhaltung und die Bewirtschaftung der Buckelwiesen informiert. Insgesamt 19.000 Hektar landwirtschaftliche Flächen umfasst der Projektantrag des Landkreises Garmisch-Partenkirchen. Die Unesco will über den Antrag des Landkreises im kommenden Jahr entscheiden - zusammen mit einem weiteren Antrag, der die bayerischen Schlösser Neuschwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee als Kulturerbe anerkannt haben will. Beide Anträge stehen auf der sogenannten Tentaturliste der Unesco als bayerische Projekte. Bis zur Entscheidung wird weiter gestritten, ob das Siegel die Grundbesitzer in ihren Rechten einschränkt.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!