Innerhalb nur einer Woche haben Stadt und Landkreis Würzburg am Handelshof ein weiteres Impfzentrum errichtet – doch jetzt fehlt der Impfstoff: Statt der bestellten 5.000 Impfdosen des Vakzins von Biontech erhalten Stadt und Landkreis Würzburg in der kommenden Woche nur 150 Dosen. Dadurch sei die Impfstrategie gefährdet heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung des Landratsamtes und der Stadt Würzburg. Die Impfkapazitäten könnten dadurch nicht wie geplant ab Montag hochgefahren werden und somit zwischenzeitlich auch keine Impftermine für die kommende Woche vergeben werden.
- Interaktive Karte: Hier stehen die Impfzentren in Bayern
Rückschlag für den Impfturbo
Die Kürzung sei ein Rückschlag für den Impfturbo, kommentiert Landrat Thomas Eberth (CSU) die erst am Freitagmorgen mitgeteilten Kürzungen: "Wir hätten die Vorgaben des Freistaates Bayern damit bestmöglich erfüllt und nun scheitert es erneut am Impfstoff. (…) Diese unvorhergesehene Vollbremsung, die wir selbst nicht zu verantworten haben, wirft uns nun zurück." Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) ergänzt: "Diese plötzliche Kürzung der Impfstoffmenge stellt alles in Frage, was gefordert und auch geplant war. Das sorgt in der Bevölkerung für Unverständnis und für Ärger, wenn plötzliche ohne Begründung eine Kehrtwende vollzogen wird."
Moderna-Impfstoff aus anderer bayerischer Region
Um trotzdem möglichst viele Impfungen durchführen zu können, wurde versucht, Impfstoff aus anderen bayerischen Impfzentren und Organisationen zu organisieren. So gab es am Freitagabend die Zusage, 5.000 Dosen Moderna von einer anderen bayerischen Impfstelle für die Region Würzburg zu bekommen. Laut Pressemitteilung steige dadurch die Anzahl der verfügbaren Impfdosen etwas und es könnten von Montag bis Freitag insgesamt rund 600 Impfungen täglich verabreicht werden. Aktuell werden die Planungen für den Betrieb in der kommenden Woche angepasst. Erst wenn diese abgeschlossen sind, sei klar, welche Impf-Standorte ab Montag bedient werden und auch erst dann könnten wieder Impftermine gebucht werden. Fest stehe, dass kommende Woche fast ausschließlich Moderna-Impfungen möglich sein werden.
Neues Würzburger Impfzentrum fehlt der Impfstoff
Auch in dem erst am Freitag fertiggestellten Impfzentrum am Handelshof wird nur Moderna verimpft werden. Es soll am Montag in Betrieb gehen und hat eine Kapazität von maximal zehn Impfstraßen, von denen am Anfang jedoch nur drei Impfstraßen mit einer Maximalkapazität von insgesamt rund 300 Impfungen in Betrieb genommen werden sollen. Von der Idee bis zur Einrichtung des neuen Impfzentrums auf dem ehemaligen Gelände des Praktiker-Baumarktes hat es laut Pressemitteilung nur eine Woche gedauert. Am Aufbau waren Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr Lengfeld, der Berufsfeuerwehr und dem Technischen Hilfswerk beteiligt. Erst im September sind die Impfzentren für Stadt und Landkreis Würzburg geschlossen worden.
Impfstoff auch im Landkreis Kitzingen knapp
Auch der Landkreis Kitzingen teilte mit: "Impfnachfrage steigt - Impfstoff ist knapp". Der Kreisgeschäftsführer des Bayerischen Roten Kreuzes, Felix Wallström, sagte, man habe die maximale Menge an Impfstoff bestellt, jedoch nur die Hälfte bekommen, bei Biontech sogar nur 44 Prozent. "Das kann man niemanden erklären und ich verstehe, wenn die Bürger sauer sind", sagte Landrätin Tamara Bischof. Impfungen sind dort in der kommenden Woche nur mit Termin möglich, Ausnahmen kann es nicht geben.
Spahn: Genug Impfstoff vorhanden
Die Situation in den Impfzentren sei regional unterschiedlich, "gleichwohl erreichen uns vermehrt Rückmeldung, die auf Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Impfstoff hinweisen", so ein Sprecher des Bayerischen Landkreistags zu den aktuellen Engpässen. Laut dem geschäftsführenden Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sind die nötigen Impfstoffmengen für die geplante Beschleunigung der Impfungen aber verfügbar. Der Bund werde innerhalb von zehn Tagen 18 Millionen Dosen für Auffrischimpfungen ausgeliefert haben, sagte der CDU-Politiker am Freitag in Berlin. Im Gesamtsystem sei genug Impfstoff da. Er verwies zugleich darauf, dass es wegen Umstellungen zum stärkeren Hochfahren der Impfungen in der Logistik vom Großhandel über Apotheken in die Praxen zu Verzögerungen beim Verteilen in der Fläche kommen könne.
Auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) betonte am Freitag, es gebe in Deutschland und Bayern grundsätzlich genug Impfstoff, das habe der Bund fest zugesagt. "Dennoch, das höre ich auch, kommt es in einzelnen Impfzentren – auch in Bayern – zu Lieferengpässen", sagte er. Deshalb ergehe an den Bund eine "ganz dringliche Aufforderung", jedwede Kontingentierung zu beenden.
Deckelung der Biontech-Auslieferungen
Hintergrund für die Deckelung der Biontech-Auslieferungen war laut Bundesgesundheitsministerium, dass Bestellungen des Präparats mehr als 90 Prozent der Bestellungen ausmachten, aber vermehrt Moderna eingesetzt werden soll. Dies soll sichern, dass kurzfristig ausreichend Impfstoff verfügbar ist. Außerdem soll vermieden werden, dass eingelagerte Moderna-Dosen ab Mitte des ersten Quartals 2022 verfallen. Vorbehalte vieler Patienten gegenüber dem Moderna-Impfstoff seien nach aktuellem Kenntnisstand unbegründet, teilte die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns am Freitag mit Verweis auf das Paul-Ehrlich-Institut mit.
Mit Material von dpa.
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