An der Spitze des Bayerischen Jagdverbandes (BJV) tobt ein Machtkampf. Den derzeitigen Zustand im Verband nennt Ernst-Ulrich Wittmann "unhaltbar", deshalb strebt er die Abwahl von Jagdpräsident Ernst Weidenbusch bei einer eigens einberufenen Mitgliederversammlung an.
Nach der Satzung des Bayerischen Jagdverbandes müssten sich zehn Prozent der Mitglieder für die Einberufung der außerordentliche Landesversammlung aussprechen. Dann wären 50 Prozent plus eine Stimme der anwesenden, stimmberechtigten Mitglieder für die Abwahl Weidenbuschs nötig. Wittmann glaubt, genügend Unterstützer dafür zu haben, denn der Unmut über den CSU-Landtagsabgeordneten Ernst Weidenbusch nehme zu. Im April hatte Wittmann bei der Präsidentenwahl gegen Weidenbusch kandidiert und verloren.
Anonymer Brief: "Regime der Angst" und "Wutausbrüche"
Dafür steht laut Wittmann auch ein anonymer Brief ehemaliger Mitarbeiter der Landesgeschäftsstelle des Jagdverbandes. Darin heißt es, Weidenbusch führe ein "Regime der Angst, des Misstrauens und der psychischen Gewalt", immer wieder komme es zu "Beschimpfungen, respektlosem Umgang und Wutausbrüchen". Deshalb würden rund 30 Personen nicht mehr für den BJV arbeiten. Wittmann sagte gegenüber dem BR: "Offenbar sind das nicht nur Einzelfälle, da scheint System dahinter zu stehen. Was der Brief beschreibt, scheint den Tatsachen zu entsprechen."
Weidenbusch: "Weder jemanden beleidigt noch jemanden bedroht"
Ernst Weidenbusch weist auf BR-Anfrage alle Vorwürfe zurück: "Selbstverständlich" habe er "weder jemanden beleidigt noch jemanden bedroht". Auch hätten seit Dezember 2020 lediglich neun der ehemaligen Mitarbeiter gekündigt. Seitdem sei die Geschäftsstelle zu "einer mitgliederorientierten Zentrale mit hochqualifizierten Fachkräften (Wildökologen, Forstwirten, Wildlebensraumberatern, IT-Fachleuten)" umgebaut worden.
Diesen Weg hätten nicht alle ehemaligen Mitarbeiter mitgehen wollen, so Weidenbusch. Außerdem habe er zur Klärung der anonymen Vorwürfe eine Anwaltskanzlei mit der Einrichtung einer "Whistleblowing-Stelle", einer Art Hinweisgeber-Stelle, beauftragt. Bei "unspezifizierten anonymen Vorwürfen" sei das die einzige Möglichkeit, Klarheit zu schaffen, so Weidenbusch.
Persönliche Vorwürfe und eine angebliche Beleidigung
Seit dem Wahlsieg von Ernst Weidenbusch aus dem Landkreis München über Ernst-Ulrich Wittmann aus Dachau im April 2022 nehmen die persönlichen Auseinandersetzungen zwischen den beiden zu. So sagt etwa Wittmann dem BR über Weidenbusch, dieser habe "noch immer nicht verwunden, dass ich im April gegen ihn kandidiert habe". Nach Ansicht Weidenbuschs will Wittmann "einfach seine Niederlage nicht akzeptieren".
Bei einer Jagdmesse auf Schloß Grünau bei Neuburg an der Donau im Oktober kam es dann offenbar zu einer lautstarken Auseinandersetzung. Laut Wittmann soll ihn Weidenbusch dort "mehrfach öffentlich als Psychopathen bezeichnet" haben. Wittmann hat daraufhin noch im Oktober Anzeige wegen Beleidigung erstattet. Weidenbusch auf BR-Anfrage: "Ich habe von einer solchen Anzeige bisher keinerlei Kenntnis."
Kommenden Dienstag will Weidenbusch bei einer Pressekonferenz des Jagdverbandes den Sachverhalt aus seiner Sicht "transparent" erklären.
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