Täglich morgens um sechs Uhr geht Elisabeth Aschauer in den Stall, um ihre Kühe zu melken - jahrein, jahraus, egal ob Winter oder Sommer. Die Biobäuerin aus Teisendorf im Landkreis Berchtesgadener Land ist eine Gegnerin der Umstellung auf Sommerzeit, allerdings nicht wegen ihrer Kühe. "Denen ist das relativ wurscht", sagt sie. Wenn sie am Sonntag eine Stunde eher als gewohnt in den Laufstall geht, liegen die meisten Tiere noch. "Die muss ich dann halt auftreiben, damit sie zum Melkstand gehen, sie schauen ein bisschen verwundert, aber eigentlich ist das kein Problem."
Gut eine Woche dauert es, bis sich die innere Uhr der Milchkühe wieder eingestellt hat. Andere Landwirte dagegen versuchen, ihre Tiere möglichst sanft an die neue Melkzeit zu gewöhnen, indem sie die Zeitumstellung für das Melken häppchenweise über mehrere Tage verteilen.
So viel Milch wie immer – Roboter melken rund um die Uhr
Entgegen der weitläufigen Meinung wirke sich die Zeitumstellung nicht auf die Milchleistung aus. Die Kühe geben genauso viel Liter wie sonst auch, berichtet Elisabeth Aschauer. Ist das in allen Kuhställen so? "Dazu haben wir weder Erhebungen noch Zahlen", sagt Sonja Hartwig-Kuhn vom LKV Bayern. Beim Landeskuratorium für tierische Veredelung werden das ganze Jahr über Milchleistungsdaten in bayerischen Milchviehbetrieben erhoben, aber nicht speziell für die Tage rund um die Zeitumstellung im Frühjahr und im Herbst.
Immer mehr Milchbauern müssen sich wegen der Zeitumstellung und dem eventuellen Mini-Jetlag aber ohnehin keine Gedanken machen: Bei denen, die einen Melkroboter besitzen, können sich die Kühe rund um die Uhr melken lassen. Denn Melkroboter bieten Kühen die Möglichkeit, ihre Melkzeiten selbst zu bestimmen. Fühlt sich das Euter voll und prall an, geht die Kuh in der Regel selbstständig zum Melkroboter, egal zu welcher Uhrzeit.
"Zweibeiner" am Bauernhof haben mehr Probleme
Für Kühe ist also die Zeitumstellung kein großes Problem, doch warum ist Milchbäuerin Elisabeth Aschauer dann eine Gegnerin von Sommerzeit und Winterzeit? "Weil durch die Sommerzeit für mich die Arbeitstage länger werden", erklärt sie. Ihr Mann sei ganztags berufstätig, sie kümmere sich um den Bauernhof. "Man steht eine Stunde früher auf. Aber wenn es am Abend länger hell ist, dann arbeitet man automatisch länger, der Feierabend verschiebt sich nach hinten."
Auch Schweinemäster Rupert Schlauderer aus Unterwendling im Landkreis Kelheim bestätigt: "Die Zeitumstellung hat mehr Auswirkungen auf Zweibeiner als auf Vierbeiner." Den Schweinen sei es egal, ob sie eine Stunde früher oder später gefüttert werden, aber er selbst brauche rund eine Woche, bis er sich auf die Sommerzeit eingestellt habe. "Man ist halt ein paar Tage lang nicht so voller Tatendrang. Aber dafür ist es dann im Herbst bei der Umstellung auf Winterszeit richtig angenehm."
Hühner gehen später ins Bett
Landwirt Michael Häsch aus Dietramszell im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen hat in seinen Ställen Legehennen. "Die Tiere haben ihren Biorhythmus, richten sich nach Licht und Tageslänge und nicht nach dem, was wir Menschen an der Uhr drehen", erklärt er. Deshalb gibt es am Tag der Umstellung weniger Eier zu vermarkten. Die einfache Erklärung: "Die Hühner fangen in der Früh an zu legen und wenn wir jetzt eine Stunde früher in den Stall gehen, um die Eier einzusammeln, haben 20 bis 30 Prozent der Hennen noch nicht gelegt."
Sein weitaus größeres Problem: dass es am Abend länger hell ist. "Die Hennen sind ganztags draußen und gehen erst in den Stall zurück, wenn's dunkel wird. Da wird es im Sommer oft 22 Uhr, bis wir den Stall zusperren können."
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