Rund 1.000 Menschen haben sich am Samstagmittag bei einem sogenannten "AKW-Abschaltfest" auf dem Münchner Odeonsplatz versammelt. Organisiert wurde die Veranstaltung von Bund Naturschutz und Greenpeace. In unmittelbarer Nähe fand eine kleine Gegendemonstration von Atomkraft-Befürwortern mit rund 50 Teilnehmern statt.
Abschaltfest - Feier und Appell zugleich
"Wir feiern das Abschaltfest hier in Bayern, weil die letzten drei AKW heute vom Netz gehen. Das bedeutet, Deutschland ist endlich raus aus der gefährlichen und extrem teuren Atomenergie und das ist ein Erfolg der Zivilgesellschaft und der vielen, vielen Menschen, die sich über Jahrzehnte gegen diese Form der Energiegewinnung - gegen diese Hochrisikotechnologie - eingesetzt haben", so Saskia Reinbeck von Greenpeace im Interview mit BR24 auf dem Abschaltfest am Odeonsplatz.
Gleichzeitig soll es hier aber nicht nur ums Feiern gehen: Die Veranstaltung sei auch ein Appell an die Staatsregierung in Bayern, betont Reinberg. "Es muss viel mehr Tempo gemacht werden beim Ausbau der Erneuerbaren, ansonsten können wir das nicht schaffen, es geht einfach viel zu wenig voran - gerade im Bereich Windenergie, da muss die Staatsregierung liefern!"
Bund Naturschutz: "Dieser Winter hat gezeigt, dass wir auf Atomenergie verzichten können"
Auch Martin Geilhufe vom Bund Naturschutz ist davon überzeugt, dass der Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie einer der bisher größten zivilgesellschaftlichen Erfolge in Deutschland ist. Außerdem sagt er: "Erneuerbare Energie sind friedenschaffende Energien und machen unabhängig. Und dass wir auf die knapp sechs Prozent aus dem letzten Jahr Atomenergie verzichten können - das hat dieser Winter gezeigt."
Unter den Rednerinnen und Rednern auf der Bühne vor der Feldherrenhalle waren auch Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und der Liedermacher und Atomkraftgegner Hans Well. Bevor der Musiker auf der Bühne ein paar Stücke zum Besten gab, übte er noch scharfe Kritik an Ministerpräsident Markus Söder (CSU): "Ich habe gestern Abend ein Interview mit Markus Söder gehört, wo er sagt, aus Klimaschutzgründen muss man Atomkraft weiterlaufen lassen (...), das hat mich gestern sehr aufgeregt. Weil ich glaube, dass das ignoriert, dass gerade Atomkraft den Ausbau von erneuerbaren Energien blockiert hat und der Haupt-Blockierer ist leider Gottes der Söder", so Well.
Viele Familien mit Kindern unter den Teilnehmern
Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Abschaltfestes waren Menschen aller Altersgruppen, auch viele Familien mit Kindern. Die gelb-roten "Atomkraft? Nein Danke!"-Banner und Aufkleber waren überall zu sehen. Mit dabei war auch Familie Klotz aus München: "Wir sind hier, weil 1986 als Tschernobyl passiert ist, hatte ich drei kleine Kinder. Und seitdem ist mir klar, wie gefährlich und vor allen Dingen wie unnötig Atomenergie ist. Wir hoffen für unsere Enkelkinder, sieben an der Zahl, eine atomfreie Zukunft", so die Großmutter.
Kleine Gegendemo von Atomkraft-Befürwortern
In unmittelbarer Nähe fand eine Gegendemonstration von rund 50 Atomkraft-Befürwortern statt. Die Veranstaltung wurde von dem Verein Nuklearia organisiert. Ein großes Schild mit der Aufschrift #KernkraftBleibt war zu sehen.
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