Das Spessart-Wildschwein Sissi war vergangenes Jahr ein kleiner Medienstar geworden, nachdem eine Jugendliche den verlassenen Frischling vor der Kälte im Wald gerettet hatte. Zunächst durfte die kleine Wildsau bei der Familie in Bischbrunn im Landkreis Main-Spessart aufwachsen, bis sie im Sommer in den Wildpark in Schweinfurt umsiedelte. Eigentlich sollte die ausgewachsene Wildsau dort im Frühjahr für Nachwuchs sorgen. Jetzt ist Sissi tot. Sie musste nach Angaben des Wildparks erschossen werden, weil sie aggressiv geworden war.
Im Wald vor dem Kältetod gerettet
Im Januar 2021 hatte die damals 17-jährige Emma Thauer den kleinen Frischling bei einem Ausritt in den Wald bei Temperaturen von minus zwölf Grad halb erfroren im Matsch gefunden. Die drei Geschwister des Frischlings waren schon erfroren und auch Sissi drohte der Kältetod. Die Jugendliche nahm das Häufchen Elend mit nach Hause und päppelte es gemeinsam mit der Familie in der Schleifmühle im Mühlental auf.
Sissi lebte bei Familie im Spessart
Das vierbeinige Pflegekind bekam den Namen Sissi und fühlte sich so sauwohl, dass sie sich sogar mit Hofhund Polly anfreundete. Mit der Zeit wurde das kleine Schweinchen größer und aufmüpfiger und es kam vor, dass Sissi fremde Besucher zwicken wollte.
Mit Emma und ihrer Schwester Leni kuschelte die kleine Wildsau dagegen. Sogar Sitz, Platz und eine Drehung machte Sissi auf Kommando. Bald wurde klar: Da Sissi so vertraut mit Menschen war, konnte sie nicht mehr im Wald ausgewildert werden. Das Wildschwein könnte dort auf Menschen zugehen und Essen fordern, was zu gefährlich für Spaziergänger gewesen wäre.
Umsiedlung in Schweinfurter Wildpark
Stattdessen sollte Sissi im Sommer 2021 endlich ihre Artgenossen kennenlernen: Die Spessart-Wildsau zog um in den Wildpark nach Schweinfurt und sollte dort für Nachwuchs sorgen. Wenn sie im Frühjahr rauschig, also geschlechtsreif würde, sollte Spessartsau Sissi damit für eine Blutauffrischung unter den Schweinfurter Schwarzkitteln sorgen. Doch der Plan ging nicht auf.
Die Rotte dort nahm Sissi nach einer Kennenlernphase zwar in die Gruppe auf. Doch Parkleiter Thomas Leier sagte schon damals, es brauche "Geduld, Geduld, Geduld", bis die junge Wildsau in ihrer neuen Umgebung voll akzeptiert werde. Zumal das Tier stark auf Menschen und vor allem auf Frauen geprägt war. Das sahen manche Tierparkmitarbeiter kritisch und hatten von Anfang an Zweifel, ob Sissi sich wirklich integrieren könne.
- Zum Artikel: "Wildsau Sissy gewöhnt sich im Schweinfurter Wildpark ein"
Wildschwein Sissi erschossen
Nach Angaben des Wildparks an den Eichen war Sissi aggressiv – vor allem gegenüber den männlichen Mitarbeitern, die ab und an ins Gehege mussten. "Wir mussten die Reißleine ziehen", erklärt Tierpark-Leiter Thomas Leier, den Sissi ebenfalls angefallen habe. Deshalb habe man das Wildschwein letztendlich aus der Rotte heraus geschossen, so Leier.
Sissi habe zumindest für einige Monate ein gutes Leben gehabt im Spessart und in Schweinfurt – davon ist ihre Retterin Emma Thauer überzeugt. Aber natürlich wäre es schön gewesen, wenn es geklappt hätte mit der Nachzucht, meint sie.
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