Torsten Kirchner macht regelmäßig Führungen im Schwarzen Moor. Der Biologe ist Gebietsbetreuer im Naturschutzgebiet Lange Rhön. Er kennt das Moor so gut wie kaum ein anderer – und er macht sich Sorgen um das sensible Ökosystem: Zum einen wegen der zunehmenden Trockenheit durch den Klimawandel, zum anderen weil im Moor immer mehr Bäume wachsen. Vom Aussichtsturm ist gut zu erkennen, wie sich Kiefern und Moorbirken von den Randbereichen ins offene Hochmoor vordrängen.
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Schwarzes Moor ist Naturwaldreservat
Noch sind es viele kleine Bäume. Doch je größer sie werden, umso mehr Wasser verdunsten sie. Wie eine Pumpe entziehen sie dem Moor dann nach und nach die Feuchtigkeit. Jetzt könnte man die jungen Gehölze noch relativ einfach per Hand samt Wurzel entfernen – doch das ist nicht erlaubt. Denn das Schwarze Moor ist seit 1978 ein Naturwaldreservat, in das eigentlich nicht eingegriffen werden darf.
Forstministerium gegen Eingriffe
Darauf beruft sich auch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Das Schwarze Moor zähle zu den ältesten Prozessschutzflächen mit eigendynamischer Entwicklung in Bayern. Es sei keine relevante Zunahme beim Baumbewuchs zu erkennen. Außerdem würden Gehölze zur natürlichen Artenausstattung zahlreicher Moortypen in Bayern gehören. Deshalb sieht das Forstministerium solche Eingriffe aus waldökologischer Sicht kritisch.
Umweltministerium für Entnahme der jungen Bäume
Die Naturschutzbehörde der Regierung von Unterfranken, das Umweltministerium und Thomas Habermann, der Landrat des Landkreises Rhön-Grabfeld hingegen plädieren für eine Entnahme der jungen Bäume. Sie befürchten sonst eines der wertvollsten Hochmoore Mitteleuropas zu verlieren und damit auch einen wichtigen CO2-Speicher. Denn intakte Moore entziehen der Atmosphäre Kohlendioxid und speichern es dauerhaft.
Obendrein sei das Schwarze Moor auch FFH-Gebiet: ein spezielles europäisches Schutzgebiet im Natur- und Landschaftsschutz, das der sogenannten Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) unterliegt und dessen Zustand sich nicht verschlechtern darf. Sonst drohen Strafzahlungen der EU.
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Wald statt offenes Hochmoor
Nicht zuletzt würde auch der Erlebniswert des Schwarzen Moores verloren gehen, so Gebietsbetreuer Kirchner. Jetzt können Besucher vom Bohlensteg aus noch in das offene Hochmoor blicken – eine faszinierende Landschaft, für manche fast savannenartig. Doch wenn der Baumbewuchs immer weiter in die Kernzone vordringt, bleibt irgendwann nur noch der Blick in den Wald.
Wissenschaftliches Gutachten soll Einigung erzielen
Ein wissenschaftliches Gutachten soll jetzt zu einer Einigung zwischen Umwelt- und Forstministerium führen. Zwei renommierte Moorexperten werden von der Regierung von Unterfranken damit beauftragt. In den nächsten vier bis sechs Wochen soll es vorliegen. Und laut Landwirtschaftsministerium soll das weitere Vorgehen in dem mehr als 10.000 Jahre alten Schwarzen Moor noch in diesem Jahr festgelegt werden.
Schnelle Entscheidung gefordert
Kirchner hofft auf eine baldige Genehmigung die jungen Bäume entfernen zu dürfen: "Jetzt lassen sich die kleinen Bäume noch relativ einfach samt Wurzel mit der Hand ziehen. In einigen Jahren lassen sie sich nur noch mit der Motorsäge absägen, werden nachsprießen und damit zur Dauerbaustelle."
Und schon jetzt sind die Hauptamtlichen des Biosphärenreservats Rhön auf die Unterstützung von Freiwilligen angewiesen. Erst vor wenigen Wochen hatte das Bergwaldprojekt mitgeholfen alte Stauwehre im Moor abzudichten.
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