Roman Posunko sucht einen Job als Schweißer. Er ist vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet. Hier in Würzburg will er mit seiner Familie jetzt Fuß fassen. Anastasia Schmid unterstützt ihn dabei. Sie ist selbst Ukrainerin, lebt schon seit 21 Jahren in Deutschland und hat in Würzburg kurz nach Kriegsbeginn einen Verein gegründet. Das Ziel: Den Geflüchteten das Ankommen erleichtern. Die zumeist Ehrenamtlichen helfen bei der Job- und Wohnungssuche, übersetzen bei Behördengängen und organisieren Sprachkurse.
"Mrija" klärt Fragen rund um die Jobsuche
"In den meisten Fällen ist das Jobcenter oder die Bundesagentur für Arbeit zuständig. Aber Herr Posunko hat zum Beispiel nicht gewusst, ob er eine Bestätigung für seine Diplome oder eine Übersetzung braucht", so Schmid. Der Helferin begegnen immer wieder solche Fragen. Sie versucht ihr Bestes, allen zu helfen. Eigentlich ist sie Mediengestalterin und Fotografin.
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Verein hat mittlerweile ein solides Netzwerk
Seit mehr als acht Monaten gibt es den Verein "Mrija“ jetzt schon. Die Gründerin und ihr Team können mittlerweile auf ein gewachsenes Netzwerk zurückgreifen. Nach nur wenigen Minuten am Telefon hat Anastasia Schmid den Job eingetütet: Roman darf noch heute Nachmittag zum Vorstellungsgespräch kommen. Und der freut sich natürlich: "Ich bin zufrieden jetzt. Das ist schon mal eine gute Richtung."
Kochkurs, Yoga, Kinderchor: Von Mitgliedern für Mitglieder
Währenddessen paukt eine Gruppe Ukrainerinnen und Ukrainer im Nebenraum Deutsch. Dieser Kurs findet täglich statt. Die meisten anderen Angebote einmal die Woche: Yoga, Bochen, Basteln, Kinderchor – der Terminkalender des Vereins ist voll. "Es war uns von Anfang an wichtig, dass wir nicht nur irgendwelche Angebote haben, sondern dass die Mitglieder selbst etwas anbieten, etwa das, was sie auch in der Ukraine gemacht haben", erklärt Schmid. Sie trägt gerade einen neuen Schachkurs für kommenden Samstag ein. "Das ist ein Stück Heimat für die Leute. Wenn sie ihr Können einbringen können. Das gibt ihnen das Gefühl, dass sie angekommen sind."
Vereinsheim in Würzburg bringt neue Möglichkeiten
Dass "Mrija" jetzt auch eigene Räumlichkeiten im Würzburger Stadtteil Grombühl bezogen hat, quasi ein Vereinsheim, eröffnet den Ehrenamtlichen hier ganz neue Möglichkeiten. "Ich denke, unsere Aufgabe ist es, Leute zusammenzubringen, eine Community aufzubauen, bestehend aus deutschen Freiwilligen, ukrainischen Menschen, die schon hier waren, und neu Angekommenen. Eine Art Power Zentrum." Kraft tanken, das können die Menschen hier etwa beim Sprachcafé.
Ins Gespräch kommen
Einmal die Woche treffen sich Ukrainer und Ukrainerinnen, um ins Gespräch zu kommen – und zwar auf Deutsch. Jede Woche spricht die Gruppe über ein anderes Thema: Hobbys, Familie, Essen, Urlaub. Dies sei kein Sprachunterricht, sondern die Möglichkeit, verschiedene Sprech-Situationen zu üben, sagt Schmid.
Verein ist mittlerweile auch ein Treffpunkt
Ständig mit dem Leid in ihrem Heimatland konfrontiert zu sein, ist manchmal gar nicht so einfach für die Frau, die ansonsten sehr stark wirkt. Aber sie weiß, wofür sie es tut. "Nicht alle Leute können sofort zurückkehren." Die Leute brauchten deshalb einen Treffpunkt. Als akute Hilfe-Einrichtung, Spendensammel- und Beratungsstelle gegründet, ist "Mrija" mittlerweile längst ein Treffpunkt geworden, der Menschen verbindet.
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