Die beiden Frauen aus Bad Tölz haben sich im Januar bei minus 20 Grad einen Leiterwagen geschnappt und sind mit ihren Kindern losgezogen, um Obdachlose in München mit heißen Getränken und Essen zu versorgen. Mittlerweile ist das ein fester Bestandteil sowohl in ihrem als auch im Alltag der Obdachlosen geworden. Einmal in der Woche fahren sie mit dem Auto nach München.
Essen, Hygieneartikel, Kleidung und Pizza für Obdachlose in München
Es ist ein Samstagvormittag. Stefanie Mittermüller (29) und Tanja Kunzmann (30) stehen in der Küche, machen Wiener Würstel warm und kochen Teewasser, anschließend kommt alles in Wärmebehältern ins Auto - zusammen mit Hygieneartikeln, Kleidung und Süßigkeiten. Dann fahren sie zum Bäcker, holen Brezen. Danach geht es weiter zur "Einkehr zum Alpenwarmbad" in Benediktbeuern, wo sie Pizzen abholen, die ihnen eine 80-jährige Frau gespendet hat. Voll bepackt geht es nach München zur Verteilung an die Obdachlosen.
So sieht ein Tag der beiden Frauen aus, wenn sie für ihre private Obdachlosenhilfe "Gemeinsam auf Augenhöhe" unterwegs sind. Meistens ist es ein Freitag oder ein Samstag. Die Idee dazu hatte Tanja, als sie im Januar im Fernsehen die Nachrichten gesehen hatte. An diesem Tag wurden Notfallnummern kommuniziert, unter denen man sich melden konnte, wenn man einem obdachlosen Menschen begegnete, der kurz vorm Erfrieren war. Ein Grund für Tanja, kurzerhand ihre Freundin Stefanie anzurufen, den Leiterwagen samt den Kindern ins Auto zu packen, zusammen mit heißen Getränken und warmem Essen nach München zu fahren, um dort Obdachlosen zu helfen.
25 Obdachlose werden versorgt
Anfangs hatten die beiden Frauen aus Bad Tölz und Bichl noch keinen genauen Plan, wo sie die Obdachlosen genau antreffen würden. Nach und nach hat sich aber eine feste Route entwickelt. Inzwischen sind sie auch nicht mehr mit dem Leiterwagen unterwegs, sondern mit dem Auto. Das ist deutlich komfortabler. Mittlerweile versorgen die beiden Frauen etwa 25 Obdachlose einmal in der Woche, je nachdem wie es die Arbeit der beiden zulässt.
Stefanie Mittermüller arbeitet bei der Lebenshilfe als pädagogische Mitarbeiterin und Tanja Kunzmann ist gelernte Altenpflegerin, arbeitet aber seit ein paar Jahren als Elektrikerin auf dem Bau. Zudem ist sie mit einer vierjährigen Tochter alleinerziehend. Trotz dieser Doppelbelastung schaffen es die beiden Frauen, sich um obdachlose Menschen zu kümmern. Und diese freuen sich immer riesig, wenn das Auto der Obdachlosenhilfe bei ihnen hält.
Ein offenes Ohr für Sorgen der Obdachlosen
Der Name "Gemeinsam auf Augenhöhe" ist dabei Programm. Sie fahren nicht wie andere Obdachlosenhilfen zu einer festen Zeit an einen festen Ort, sondern sie suchen die Leute direkt an ihren Plätzen auf und verteilen Essen, Trinken, Hygieneartikel und Kleidung, die von Privatpersonen gespendet wurden. Und sie haben immer ein offenes Ohr für die Sorgen der Obdachlosen.
Der erste Stopp in München befindet sich in der Nähe des Sendlinger Tors, hier wartet schon eine Gruppe obdachloser Männer auf die beiden Frauen. Unter ihnen ein 28-jähriger Bulgare mit seinem Vater. Die beiden freuen sich sehr über die Hilfe. Zudem unterstützen Stefanie Mittermüller und Tanja Kunzmann die beiden derzeit bei der Wohnungssuche.
Der zweite Stopp ist am Max-Weber-Platz. Hier treffen die beiden Mütter auf Robert. Der gelernte Koch erhält eine warme Pizza sowie einen Kaffee. Auch er ist dankbar für die Hilfe: "Ich finde es ganz nett, dass auch so junge Mädels sich engagieren für andere Leute oder für gute Zwecke", sagt er.
Obdachlosenhilfe "Gemeinsam auf Augenhöhe" sucht Verstärkung
Nach so einem Zehn-Stunden-Tag für die Obdachlosenhilfe sind Stefanie und Tanja zwar erschöpft, sie fühlen sich aber glücklich. "So viel Dankbarkeit und die Obdachlosen freuen sich einfach und das ist das, was so Spaß macht," so Stefanie. Tanja Kunzmann ist froh, dass sie wieder heimkommt in die eigenen vier Wände. Doch auch sie ist glücklich, dass sie den Menschen heute helfen konnte. Sie freut sich schon auf die nächste Woche. Denn da ziehen die Frauen wieder los. Derzeit suchen die beiden noch Verstärkung für ihr Team.
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