Mann steht auf der Leiter und erntet Zwetschgen von einem Baum auf einem Feld bei Volkach
Bildrechte: BR / Frank Breitenstein

Zwetschgenernte in Volkach

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Zwetschgenernte an der Mainschleife unter düsteren Vorzeichen

90 Prozent der bayerischen Zwetschgen wachsen in Franken – neben dem oberfränkischen Landkreis Forchheim auch in der Gegend um Sommerhausen und Volkach in Unterfranken. Nun ist die Ernte angelaufen. Doch der späte Frost im April sorgt für Einbußen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Neun von zehn bayerischen Zwetschgen kommen aus Franken. Aus dem Kreis Forchheim, aber auch aus Sommerhausen am Main und der Gegend um Volkach an der Mainschleife. Nun hat dort die Zwetschgenernte begonnen. Aber die Erträge gehen insgesamt zurück. Und das hat nicht nur mit dem Wetter zu tun.

Frühe Sorten an der Mainschleife: Startvorteil und Risiko

An der Mainschleife haben viele Obstbauern auf frühe Zwetschgensorten gesetzt. Mit allen Vor- und Nachteilen: Geht alles gut, haben sie am Markt die Nase vorn. Doch in den vergangenen Jahren hatten sie oft Pech. Thomas Leipold aus Astheim sagt, er habe seit 2020 in keinem Jahr mehr als die Hälfte des normalen Ertrags geerntet. Regelmäßig hätten Spätfröste im April für hohen Ausfall gesorgt. In diesem Jahr sei es bei ihm besonders heftig. Er geht von 70 Prozent Verlust aus. Besonders in den tiefergelegenen Plantagen hänge fast nichts am Baum. "Da haben wir in zwei Baumreihen zusammen nicht mal einen Eimer voll geerntet", sagt er.

Ein Drittel weniger Ertrag wegen Spätfrösten befürchtet

Nach Aussage des Vereins Fränkischer Obstbauern wird die Ernte überall schlechter ausfallen als erhofft. Die fränkischen Anbaugebiete rechnen mit 30 bis 40 Prozent geringerem Ertrag. Neben dem Frost trug auch der Regen dazu bei. Denn die Zwetschgenblüten vertragen die Nässe bei weitem nicht so gut wie etwa die von Apfelbäumen. Aber auf Zwetschgenkuchen, -Datschi oder -Blootz muss dennoch niemand verzichten. Seit Mitte Juli kommen in den Bäckereien wieder die traditionellen Rezepte zum Einsatz. Und spätestens ab August beginnt dann beim Kuchenessen im Gartencafé wieder der Wettlauf mit den Wespen.

Anbaufläche hat sich seit der Jahrtausendwende halbiert

Doch nicht nur das Wetter macht den Obstbauern das Leben schwer. Auch die osteuropäische Konkurrenz verleidet ihnen das Geschäft. Je nachdem, wie gut die Ernte dort ausfällt, werden sich auch hierzulande die Preise entwickeln. Dazu gebe es noch keine verlässliche Prognose, so der Fränkische Obstbauern e.V.

Thomas Leipold denkt gern an die 1990er Jahre zurück. Da sei er fünfmal die Woche Richtung Frankfurt gefahren, um seine Zwetschgen direkt an eine Großbäckerei auszuliefern. Doch das lohnt sich heute nicht mehr. Und die Genossenschaften zahlten nur ein Drittel dessen, was die Direktvermarktung damals einbrachte. Deshalb würden immer mehr Bauern "die Segel streichen", meint Leipold. Gerade Nebenerwerbslandwirte höheren Alters hören auf, und die nächste Generation sieht wegen der rückläufigen Einnahmen keine Zukunft im Geschäft mit den Zwetschgen. Deshalb ist die Anbaufläche in Franken seit der Jahrtausendwende auf die Hälfte geschrumpft.

Preise bleiben wohl erschwinglich

Wie sich die Erntesituation auf die Preise auswirken wird, kann die Branche noch nicht absehen. Man müsse erst die Ernte in Osteuropa abwarten. Wenn sie besser ausfällt als hierzulande, haben die Erzeuger das Nachsehen und die Verbraucher Grund zur Freude. So sind die Gesetze des Marktes. Thomas Leipold weiß das und jammert nicht.

Noch kommt er mit seiner Vermarktungsstrategie im näheren Umkreis ganz gut über die Runden. Vor allem, weil seine Haupteinnahmen aus dem Weinanbau kommen. Aber eines macht ihn doch richtig sauer: illegale Selbstbedienung. "Grad am Wochenende kommen Unmengen von Leuten, die machen sich die Taschen voll", sagt der Obstbauer. Nicht einmal ein Zaun könne den Diebstahl verhindern. Darüber ärgert sich Leipold - schließlich habe er das ganze Jahr Arbeit in seine Baumplantagen gesteckt.

Obstbauer Thomas Leipold bei der Zwetschgenernte
Bildrechte: BR/Frank Breitenstein
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Obstbauer Thomas Leipold bei der Zwetschgenernte

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!