Symbolbild: Ältere Frau in großer Wohnung
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Senioren in (zu) großen Wohnungen: verkleinern, nein danke? (Symbolbild)

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Senioren in (zu) großen Wohnungen: Verkleinern, nein danke?

Senioren in (zu) großen Wohnungen: Verkleinern, nein danke?

"Einen alten Baum verpflanzt man nicht": Ältere Menschen leben in Bayern häufig auf vergleichsweise viel Wohnfläche. Oft mit guten Gründen. Gleichzeitig suchen viele Familien größere Wohnungen oder ein Häuschen, gerade in Ballungsgebieten. Was tun?

Über dieses Thema berichtet: Tagesgespräch am .

Egal ob zur Miete, in der Eigentumswohnung oder im eigenen Haus: Viele Seniorinnen und Senioren leben hierzulande jahrzehntelang in denselben vier Wänden. Mal zu zweit – wenn die Kinder ausgezogen sind. Mal alleine – schon immer, nach einer Trennung oder verwitwet. Häufig führt das dazu, dass ältere Menschen mehr Platz zur Verfügung haben als junge Familien.

Deutschlandweit wohnen ab einem Alter von 60 Jahren 80 Prozent der Mieterhaushalte in Wohnungen, die mehr Zimmer als Bewohner haben. Das sagte Wohnungsmarkt-Analyst Reiner Braun jüngst im "Tagesgespräch" auf Bayern 2. Bei Selbstnutzern, die in der eigenen Immobilie leben, seien es sogar 90 Prozent. Auf vergleichsweise weniger Fläche, mit einem oder zwei Zimmer "zu wenig" leben laut Braun notgedrungen viele junge Paare und junge Familien. Darunter seien in Städten längst sogar gutverdienende Menschen.

Besonders in Ballungsräumen haben Familien es schwer

In Ballungsräumen wie München kommt das Phänomen besonders häufig vor. Beispiel: die Wohnanlage einer Genossenschaft im Stadtteil Sendling. Hier wohnt in mehreren Fällen eine Seniorin oder ein Senior inzwischen alleine in einer geräumigen Vierzimmerwohnung mit 90 Quadratmetern oder mehr. Familien mit zwei Kindern leben in Dreizimmerwohnungen.

Niemand will beide Parteien gegeneinander ausspielen, auch das hässliche Wort "Wohnungsneid" hilft nicht weiter. Aber klar ist auch: Eigentlich müsste es andersrum sein.

Die Kosten-Frage – der wahrscheinlich größte Hinderungsgrund

Es gibt viele Gründe, warum ältere Menschen nicht noch mal umziehen, obwohl ihre Wohnung oder ihr Haus eigentlich zu groß für sie geworden sind. Da wäre zum einen der finanzielle Aspekt. Wer eine eigene Immobilie besitzt, könnte sie zwar je nach Lage und Zustand für mehr oder weniger Geld verkaufen. Aber sich dafür etwas Neues zu kaufen, ist kostspielig – besonders, wenn man gut gelegen und idealerweise barrierefrei wohnen möchte. Oder muss, aus gesundheitlichen Gründen. Dazu kommen die berüchtigten Nebenerwerbskosten beim Immobilienkauf.

Wer im Alter zur Miete lebt, hat ebenfalls oft keine finanziellen Anreize für einen Umzug. Ältere Mietverträge sind im Normalfall günstiger, erst recht, wenn man schon Jahrzehnte in derselben Wohnung lebt. Das zeigt eine BR24-Auswertung der jüngsten Zensus-Daten zu Bayerns Großstädten. In München liegt die durchschnittliche Bestands-Kaltmiete in Haushalten, die ausschließlich von Senioren bewohnt werden (auch alleine), bei 625 Euro. In Haushalten ohne Seniorinnen sind es 820 Euro. Ähnlich ist es in Würzburg, Regensburg, Nürnberg, Augsburg und Ingolstadt. Zunächst hatte NDR Data über das Thema berichtet.

"Aus nostalgischen Gründen zu Hause bleiben"

Aber Geld ist nicht alles. Oft hat es mit Emotionen zu tun, dass Menschen in ihren Wohnungen oder Häusern bleiben. Erinnerungen an die eigene Familienzeit, liebgewonnene Nachbarn, genug Platz für den Besuch von (Enkel-)Kindern oder Freunden: "Viele wollen aus nostalgischen Gründen gerne zu Hause bleiben", sagte einer der Anrufer im "Tagesgespräch". Ein anderer erläuterte, dass er sein Bad barrierefrei sanieren lässt – und dank eines kleinen eingebauten Lifts das Treppensteigen reduziert. Manchmal reichen auch kleinere Kniffe, um weiter gut leben zu können.

Wohnungsmarkt-Experte Braun rät, sich frühzeitig zu fragen, wie man im Alter leben möchte. "Letztlich müsste man das schon mit 50 tun." Aber anders als in manchen anderen Ländern würden viele Menschen in Deutschland in ihrer "Maximalwohnung" bleiben – und nicht "in Lebenszyklen wohnen". Zudem entstehe generell zu wenig neuer Wohnraum in Deutschland. Das betreffe auch geeignete Wohnformen für Seniorinnen und Senioren. Braun spricht von Wohnungen "ohne Krankenhaus-Touch", aber mit "Pflegeleistungen on-demand".

So viele große Wohnungen werden nur von Senioren bewohnt

Aus dem aktuellen Zensus lässt sich auch berechnen, wie größere Wohnungen und Häuser (ab 80 Quadratmetern) zwischen Senioren-Haushalten und Nicht-Senioren-Haushalten verteilt sind. Die BR24-Auswertung zeigt: In bestimmten bayerischen Regionen werden größere Wohnungen zu einem großen Teil von Haushalten belegt, in denen ausschließlich Senioren leben.

Aus den hier gezeigten Daten geht allerdings nicht hervor, wie viele solcher großer Wohneinheiten es in einer Stadt oder einem Landkreis insgesamt gibt. Und auch nicht, wie die demografische Zusammensetzung in der jeweiligen Region aussieht.

Ein Umzug ist anstrengend – kann sich aber lohnen

Klar ist: Ein Umzug nach Jahrzehnten, auch wenn er aus freien Stücken geschieht, ist anstrengend und erfordert Mut. Schon das Aussortieren fällt vielen Menschen nicht leicht, das Kistenpacken, das Zurücklassen von Routinen. Auch das Einleben nach einem Umzug braucht Zeit: Je nachdem, wie weit die neue Bleibe entfernt ist, landet man in einem völlig neuen Umfeld.

Trotzdem gibt es ältere Menschen, die den Schritt wagen und "sich verkleinern". Im "Tagesgespräch" schilderte eine Anruferin, wie sie ihr Haus dem Sohn und dessen Kindern überlassen hat – und mit ihrem Mann jetzt auf dem gleichen Grundstück in einem neu gebauten Häuschen wohnt. Ein anderer Anrufer erzählte, dass er und seine fünfköpfige Familie das Wohnhaus der Eltern auf dem gemeinsamen Hof renoviert und übernommen haben – im Tausch für eine 70-Quadratmeter-Wohnung. Lösungen, die innerhalb von Familien mit Immobilienbesitz möglich sind und in denen Senioren trotzdem in der gleichen Umgebung bleiben.

In den Städten bleibt der Wohnungstausch schwer

In den Städten, wo viele zur Miete wohnen, wird der Mangel an bezahlbarem Wohnraum erst mal bleiben. Unverändert drängen viele junge Menschen in die Ballungszentren, dazu sind ältere Menschen länger fit als früher und können länger selbstständig wohnen. Neumieten sind deutlich höher als Altmieten, neue Mietwohnungen haben oft Luxus-Charakter und sind unerschwinglich teuer.

Das Thema Wohnungstausch sei komplex und lasse sich in der Praxis nur relativ schwer umsetzen, sagt Monika Schmid-Balzert, Geschäftsführerin des Deutschen Mieterbunds in Bayern, auf BR24-Anfrage. Viele ältere Menschen würden aus emotionalen Gründen einen solchen Tausch gar nicht wollen. Schmid-Balzerts Vorschlag: Im Neubau mehr flexible Grundrisse bauen, also nicht alle Wände mauern. "Dann kann ein Zimmer leichter mal einer anderen Wohnung zugeschlagen werden, zum Beispiel wenn bei einer Familie die Kinder ausgezogen sind und die Eltern weniger Platz brauchen."

Im Kleinen gegensteuern will die Wohnungsgenossenschaft in München-Sendling, in der mancher Senior alleine in einer großen Vierzimmer-Wohnung lebt. Das Angebot der Genossenschaft: Wer eine große Wohnung freimacht und dafür in eine deutlich kleinere zieht, zahlt weiter den Quadratmeter-Preis, der im viele Jahre alten Mietvertrag vereinbart ist. Dazu kommt eine einmalige Umzugspauschale von 500 Euro – und das Angebot, in eine Erdgeschoss-Wohnung oder in eine Wohnanlage mit Aufzug zu wechseln.

Im Audio: "Tagesgespräch" – Seniorinnen und Senioren allein zu Haus, warum ziehen Sie nicht aus Ihrer großen Wohnung aus?

Eine ältere Frau faltet ihre Hände (Symbolbild)
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Eine ältere Frau faltet ihre Hände (Symbolbild)

Dieser Artikel ist erstmals am 17.07.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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