Der Höhepunkt der Faschingszeit steht an. Zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch planen wieder Tausende, fröhlich und bunt verkleidet durch die bayerischen Straßen zu ziehen. Doch viele begleitet dabei heuer auch eine Verunsicherung. Die Anschläge in Magdeburg, Aschaffenburg oder jüngst in München bestürzen und verängstigen. Hinzu kommen Meldungen über IS-Propaganda im Netz, wonach zu Anschlägen auf Faschingsveranstaltungen beispielsweise in Nürnberg aufgerufen wird. Wie gehen Veranstalter in Bayern mit dieser tatsächlichen, aber auch subjektiv empfundenen Gefahrenlage um? Ein Überblick.
Drohungen sollen Bevölkerung verunsichern
Laut Bundeskriminalamt ist die allgemeine Bedrohung durch islamistischen Terrorismus weiterhin hoch. Auch der Bayerische Verfassungsschutz sagt, öffentliche Veranstaltungen würden nach wie vor einer abstrakt hohen Gefährdung unterliegen. Der Bayerische Verfassungsschutz hat dem BR auf Anfrage bestätigt, dass er bei diesen aktuellen Faschingsdrohungen eine Nähe zum Islamischen Staat sieht und daran arbeitet herauszubekommen, wer dahintersteckt. Europa und auch Deutschland würde weiterhin im Zielspektrum terroristischer Organisationen, jihadistischer Gruppierungen oder von Einzeltätern stehen. Die Sicherheitsbehörden hätten diese Bedrohungen jedoch fest im Blick, um Anschlagsvorhaben frühzeitig zu erkennen und zu verhindern. Aktuell lägen jedoch keine konkreten Hinweise auf eventuelle Anschlagspläne vor, sagt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) und beruft sich auf Sicherheitsbehörden. Herrmann sieht deshalb auch keinen Anlass, grundsätzlich auf Faschingsveranstaltungen zu verzichten. Vielmehr handele es sich um Propaganda mit einem bestimmten Zweck: "Die Bevölkerung in Deutschland soll dadurch gezielt verunsichert und terrorisiert werden." Auch die Nürnberger Polizei habe keine Erkenntnisse über eine konkrete Gefährdung, sagt eine Polizeisprecherin.
Höhere Sicherheitsauflagen nach jüngsten Vorfällen
Viele Veranstalter in Bayern haben dennoch ihre Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Besonders bei Großveranstaltungen wie dem Nachtumzug in Dillingen an der Donau oder dem Chinesenfasching in Dietfurt kommen zusätzliche Straßensperren und LKW-Sicherungen zum Einsatz. Philipp Holzmann von den Steinheimer Faschingsfreunden in Dillingen betont, dass bestehende Konzepte weiter ausgebaut wurden, um maximale Sicherheit zu gewährleisten. Straßensperren gibt es allerdings auch schon seit zehn Jahren. Man habe dieses Konzept heuer noch etwas ausgebaut, sodass sich jetzt alle auf das Event freuten. In Asbach-Bäumenheim sorgt das THW gemeinsam mit der Feuerwehr für abgesicherte Zufahrten. Florian Wimmer vom Carneval-Club Bäumenheim erklärt: „Wir haben das Sicherheitskonzept nochmal verschärft. Grundsätzlich wollen wir uns den Nachtumzug nicht nehmen lassen durch Bedenken. Absolute Sicherheit gibt es nicht." In Städten wie Mühldorf am Inn und Schweinfurt wird der Verkehr rund um die Umzugsstrecken vollständig gesperrt. In einigen Fällen wurde sogar die gesamte Innenstadt für den Verkehr gesperrt, um unbefugten Zutritt zu verhindern und im Notfall eine schnelle Evakuierung zu ermöglichen.
Absage von Faschingsumzügen
Einige bayerische Städte haben Faschingsumzüge abgesagt. In München wurden aus Respekt vor den Opfern und Angehörigen des Anschlags vom 13. Februar die städtischen Faschingsevents abgesagt. Es gebe kein „Richtig oder Falsch“, sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), wenn es darum ginge, zur Normalität zurückzukehren, noch halte er es aber für zu früh. Auch in Aschaffenburg wurde der Faschingszug abgesagt, um sowohl auf die belasteten Einsatzkräfte als auch auf die Bürgerinnen und Bürger, die nach dem Messerangriff im Park Schöntal unter Stress leiden, Rücksicht zu nehmen.
In nur wenigen bayerische Städten wurde hingegen wegen Sicherheitsbedenken Umzüge abgesagt. Beim Kinderfaschingsumzug in Nürnberg hatten zu viele beteiligte Einrichtungen ihre Teilnahme zurückgezogen, deshalb wurde er abgesagt.
In Waldkraiburg wird das traditionelle Faschingstreiben nicht als Umzug, sondern am Sartrouville-Platz stattfinden. Stationäre Veranstaltungen könnten leichter abgeriegelt und damit besser geschützt werden.
Wer trägt die Verantwortung für die Sicherheit der Umzüge?
Am Ende sind es hauptsächlich die jeweiligen Veranstalter, die die Verantwortung für die Sicherheit der Faschingsumzüge tragen müssen. In Waldkraiburg und Mühldorf waren den ehrenamtlichen Faschingsgesellschaften die sicherheitstechnischen Anforderungen zu groß, weshalb sie die Organisation der Umzüge an die städtischen Behörden abgetreten haben. Und in Waldkraiburg haben die den traditionellen langen Umzug dann abgesagt. Das war zwar eine Enttäuschung für viele, doch es gab auch Verständnis für die Sicherheitsbedenken: „Es ist schade, aber Sicherheit geht vor“, so ein Besucher der Stadt.
Trotz der Bedenken und mancher Absagen oder Umplanungen – die allermeisten Faschingsfeierlichkeiten in Bayern finden unter stärkeren Sicherheitsvorkehrungen statt.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!