Gegenstände liegen am Tatort auf der Straße, darunter ein Kinderwagen
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Mutter und ihr Kleinkind nach Anschlag in München gestorben

Mutter und ihr Kleinkind nach Anschlag in München gestorben

Zwei Tage nach dem Anschlag in München sind ein zweijähriges Mädchen und seine 37-jährige Mutter an ihren schweren Verletzungen gestorben. In einem Statement bitten die Hinterbliebenen darum, den Tod der beiden nicht zu nutzen, um Hass zu schüren.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Zwei Tage nach dem Anschlag auf die Gewerkschafts-Demonstration in München sind eine 37-jährige Mutter und ihre zweijährige Tochter ihren schweren Verletzungen erlegen. Das bestätigte ein Sprecher des Bayerischen Landeskriminalamts auf BR-Anfrage.

Stadt München trauert um städtische Mitarbeiterin

Am Freitag hatte das Haunersche Kinderspital in München mitgeteilt, dass sich das Kind nach einer Notfalloperation in einem stabilen, aber kritischen Zustand befände. Auch bei der Mutter hatten die Ärzte von einem kritischen Zustand gesprochen. Wie am Samstag bekannt wurde, handelte es sich bei der getöteten Frau um eine Mitarbeiterin der Stadt München. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zeigte sich in einem Statement schockiert. "Leider haben sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet. Das zweijährige Mädchen und seine Mutter, die beide bei dem brutalen Anschlag auf den Demonstrationszug am Donnerstag schwer verletzt wurden, sind gestorben. Meine Gedanken sind bei der Familie der Ermordeten und ihren Verwandten und Freunden", sagte Reiter.

Reiter: "Der Schmerz ist nicht in Worte zu fassen"

"Die Mutter war eine städtische Mitarbeiterin. Sie und ihre Tochter wurden ermordet, als sie für ihre gewerkschaftlichen Rechte auf die Straße gegangen ist. Der Schmerz ist nicht in Worte zu fassen. Wir werden der Familie alle nur erdenkliche Unterstützung in dieser düsteren Zeit anbieten", fügte Reiter hinzu. Auch der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke äußerte sich am Samstagabend "zutiefst erschüttert und fassungslos" angesichts des Todes der Frau – "unserer Kollegin" – und ihres jungen Kindes. "Die Trauer über das Leid der Opfer des Anschlags von München wird so schier unermesslich", erklärte er.

Familie der Getöteten bittet: Tod nicht nutzen, um Hass zu schüren

Die Familie der beiden Getöteten bittet laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung (externer Link, möglicherweise Bezahlinhalt) darum, dass die Tat nicht dazu genutzt werden solle, "um Hass zu schüren". Laut dem Bericht waren die Hinterbliebenen aktiv auf die Zeitung zugekommen. In einem Statement bedankten sie sich bei Polizei, Einsatzkräften, Kriseninterventionsteams, Pflegekräften und Ärztinnen "für die gute Unterstützung, Begleitung und für den emotionalen Beistand". Außerdem wollten die Hinterbliebenen die Vornamen der beiden Toten veröffentlichen: Die Mutter hieß Amel, die Tochter hieß Hafsa.

Laut der Familie wurde die Frau in Algerien geboren und kam mit vier Jahren nach Deutschland. Die Umweltschutz-Ingenieurin war bei der Stadt München als Sachgebietsleiterin bei der Stadtentwässerung beschäftigt. Der Tod von Mutter und Kind dürfe nicht politisch instrumentalisiert werden. "Amel war ein Mensch, der sich für Gerechtigkeit eingesetzt hat. War aktiv für Solidarität, Gleichheit und setzte sich für Arbeitnehmer*innenrechte ein und gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung. Ihr war es sehr wichtig, ihrer Tochter diese Werte mitzugeben", heißt es laut SZ-Bericht in dem Statement.

Mittlerweile wurde das Statement der Familie auch auf der Website der Stadt München veröffentlicht.

Bittere Bilanz: Zwei Tote und 37 Verletzte

Ein 24-jähriger Afghane war bei dem Anschlag absichtlich in das Ende eines Verdi-Demonstrationszuges gefahren. Die Behörden gehen aktuell von einem islamistischen Anschlag aus. Insgesamt waren bei der Gewalttat neben den beiden Todesopfern 37 weitere Menschen teils schwer verletzt worden. Christian Huber, Vizepräsident des Münchner Polizeipräsidiums, hatte nach der Tat von zwei Schwerstverletzten, darunter einem Kind, acht Schwerverletzten und zehn mittelschwer Verletzten gesprochen. Die Übrigen seien leicht verletzt. Das Bayerische Landeskriminalamt bestätigte am Samstag, dass es sich bei den beiden Todesopfern um die zuvor als schwerstverletzt bezeichneten Personen handelt.

Scholz legt Rose am Tatort ab – "Das Land trauert mit ihnen"

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der am Nachmittag am Ort des Geschehens in München eine weiße Rose abgelegt hatte, sprach den Hinterbliebenen sein Beileid aus. "Ich bin tief erschüttert und traurig über den Tod des kleinen Kindes und der Frau, die ihren Verletzungen nach dem Anschlag in München erlegen sind. Es ist unvorstellbar, was die Angehörigen durchmachen. Ihnen gilt mein tief empfundenes Beileid. Das Land trauert mit ihnen", schrieb Scholz auf "X". Zuvor hatte er auf der Münchner Sicherheitskonferenz gesprochen.

Sozialministerin Scharf: "Bayern ist auch in tiefer Trauer gemeinsam stark"

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schrieb auf X: "Es zerreißt einem das Herz. Leider gibt es nach dem schrecklichen Anschlag in München nun zwei Todesopfer. Eine Mutter und ein kleines Kind haben ihr Leben verloren. All das tut so weh und ist so sinnlos. Ganz Bayern trauert. Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen – und wir hoffen und beten für alle weiteren Verletzten."

Auch Sozial- und Jugendministerin Ulrike Scharf (CSU) brachte in einem Statement ihre Bestürzung zum Ausdruck. "Es ist einfach entsetzlich. Unsere Herzen weinen. Die Trauer kennt keine Grenzen. Ich bin in Gedanken bei der Familie des kleinen Kindes und seiner Mutter. Keine Worte können helfen oder gar trösten. Wir stehen in diesen schweren Zeiten eng zusammen und lassen niemand alleine. Bayern ist auch in tiefer Trauer gemeinsam stark", teilte Scharf mit.

Gewerkschaften starten Spendenaufruf

Der Deutsche Gewerkschaftsbund und der Verein "Gewerkschaften helfen" haben zu Spenden für die Opfer des Anschlags aufgerufen (externer Link). "Unsere Gedanken sind bei allen Betroffenen und ihren Familien", hieß es in dem Aufruf vom Samstagnachmittag. "Worte allein reichen nicht – jetzt ist konkrete Hilfe, jetzt ist unsere Solidarität gefragt!" Mit den Spenden sollten Betroffene und deren Familien unterstützt werden, "um die medizinische Versorgung zu stemmen, den Alltag neu zu organisieren und einfach wieder Mut zu fassen", hieß es. "Lasst uns den Betroffenen zeigen, dass sie nicht allein sind."

Mit Informationen von dpa

Im Video: Mutter und Kind nach Anschlag in München gestorben

Zwei Tage nach dem Anschlag in München sind ein zweijähriges Mädchen und seine 37-jährige Mutter an ihren schweren Verletzungen gestorben.
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Zwei Tage nach dem Anschlag in München sind ein zweijähriges Mädchen und seine 37-jährige Mutter an ihren schweren Verletzungen gestorben.

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