Ein Schüler hält ein Referat vor seiner Klasse.
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Das Gymnasium kehrt allmählich zurück zu G9.

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Zwischenbilanz: Wie läuft die Rückkehr zu neun Jahren Gymnasium?

Zwischenbilanz: Wie läuft die Rückkehr zu neun Jahren Gymnasium?

Seit 2018 steht er fest – der Wechsel vom achtjährigen Gymnasium zurück zum G9. Inzwischen ist der erste Jahrgang, die heutige 9. Klasse, auf halbem Weg zum Abitur. Doch hält das G9, was es verspricht? Sind alle glücklich damit? Eine Zwischenbilanz.

Oft wurde sie als Rolle rückwärts verspottet: die Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium und das Ende des G8. Der Lehrplan sollte weniger vollgepackt sein, die Interessen und Neigungen wieder mehr im Vordergrund stehen, das Lernpensum niedriger sein. Eigentlich ein Grund zur Freude für die Schülerinnen und Schüler, möchte man meinen.

Mehr Praxis im Lehrplan

Doch besonders glücklich war Jamie damit anfangs nicht. Sie besucht die 9. Klasse des Werner-Heisenberg-Gymnasiums in Garching. Jamie gehört zum ersten Jahrgang des wieder eingeführten G9. "Also meine beiden Schwestern haben G8 gemacht und dann, als ich ins G9 gekommen bin, hat mich das ein bisschen frustriert, einfach, weil ich auch früher fertig sein wollte", sagt die Schülerin.

Dabei ist das zusätzliche Schuljahr nur eine der Veränderungen durch G9. Es gibt auch einen neuen Lehrplan, der viel stärker darauf abzielt, dass die Schülerinnen und Schüler das Gelernte praktisch nutzen können. Und die wieder eingeführten Leistungsfächer in der Oberstufe sollen Talente und Interessen der Jugendlichen besser fördern als bisher. Wichtige Fortschritte für Armin Eifertinger, Schulleiter am Werner-Heisenberg-Gymnasium. Trotzdem will er das bisherige G8 nicht schlechtreden.

Zeit für Entschleunigung

Die drei Kinder des Schulleiters haben ihr Abitur nach acht Jahren gemacht. Heute studieren sie erfolgreich, so Armin Eifertinger. Momentan schätzt er die Möglichkeiten des G9, weil Zeit zum Entschleunigen bleibe. Der Nachmittagsunterricht etwa entfällt weitestgehend. Das wüssten viele Eltern und Schüler zu schätzen. Andererseits ist das aus seiner Sicht auch nur in Deutschland ein derart wichtiges Thema: "Meine Kinder waren im Ausland, und da ist Nachmittagsunterricht ganz normal."

Individuelle Lösungen

Ins Ausland möchte auch Benjamin. Er und eine Handvoll weiterer Schüler der 9. Klasse nutzen deshalb eine Besonderheit des neuen G9, die sogenannte Individuelle Lernzeitverkürzung. Zwei Jahre lang bekommt er zwei Stunden Zusatzunterricht pro Woche und kann damit die elfte Klasse überspringen oder im Ausland verbringen. Zwei Stunden pro Woche, dazu ein wenig Nacharbeit zuhause – ein fairer Preis für ein Auslandsjahr, findet Benjamin.

Startschwierigkeiten beim G9

Die individuelle Lernzeitverkürzung hat auch Jamie wieder mit dem G9 versöhnt. Sie will damit die elfte Klasse überspringen und ihr Abitur früher ablegen. Einziger Wermutstropfen: Sie muss die Schule wechseln, denn ihre Reifeprüfung fällt damit in das Jahr, in dem das letzte G8-Abitur bereits geschrieben ist und das erste G9-Abi noch bevorsteht. Schüler wie Jamie werden daher für ihre Zeit bis zum Abitur an anderen Gymnasien zusammengelegt. Eine Schwäche des G9, und nicht die einzige.

Arbeitsblätter statt Schulbücher

Zum Beispiel fehlen Schulbücher passend zum neuen Lehrplan, weil vom Kultusministerium noch nicht zugelassen oder vom Verlag nicht lieferbar. Ärgerlich für so manche Lehrkraft, nicht weiter dramatisch, finden die Schüler: "Man merkt es definitiv, dass die Bücher eigentlich fast jedes Jahr zu spät kommen. Aber am Anfang kriegen wir dann eben Arbeitsblätter", sagt Benjamin.

Viel schlimmer jedoch als die Startschwierigkeiten des G9 sei Corona. Die Pandemie überlagert derzeit alles. Armin Eifertinger: "Also viereinhalb Jahre G9 und zwei Jahre Pandemie sind eine Mischung, die sehr anspruchsvoll sind und die wirklich viel Energie kosten."

Dabei sieht Wolfram Janke, stellvertretender Vorsitzender des Bayerischen Philologenverbands, gerade in der Pandemie einen großen Vorteil des neunjährigen Gymnasiums: die zeitliche Entlastung für die Schülerinnen und Schüler. "Ohne diese Entlastung wäre es noch erheblich schwieriger, Lernrückstände aufzufangen."

Wie sieht die Oberstufe aus?

Auch insgesamt ist der Verbandssprecher mit dem G9 glücklicher als mit dem G8. Denn anders als beim bisherigen Modell stünden Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte gleichermaßen hinter dem G9, weil sie es sich gewünscht haben.

Gutes Zwischenzeugnis für das G9 also? Nicht ganz: Etwas unruhig sind Lehrkräfte wie Schüler mit Blick auf die elfte bis 13. Klasse. Denn viel mehr als die Tatsache, dass die Leistungsfächer kommen, oder wann genau das Berufspraktikum vorgesehen ist, wissen sie nicht.

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