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Fortsetzung der Sondierungsgespräche

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Kein Ende in Sicht: Jamaika-Sondierer verhandeln weiter

Nach einer langen Nacht geht es in die nächste Verhandlungsrunde. Vor allem CSU und Grüne sind sich weiter uneins. FDP-Politikern gehen derweil die Hemden aus. Und der SPD-Parteivorsitzende stänkert aus dem Willy-Brandt-Haus. Von Nadine Bader

"Schlaf wird überbewertet", so seine erste Bemerkung zur Presse, als der CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer sich in die Sitzung seiner Landesgruppe begibt. In der vergangenen Nacht hatte er noch eine Charme-Offensive in Richtung Hauptstadtkorrespondenten gestartet und ein paar Lieferpizzen für die müden Pressevertreter bestellt. Der Charme galt aber offensichtlich nur den Journalisten. Der Schlagabtausch mit den Grünen geht in die nächste Runde.

CSU: Gegenseitiges Vertrauen fehlt

Das gegenseitige Vertrauen zwischen den möglichen Jamaika-Partnern fehle noch immer, heißt es aus der CSU-Landesgruppe. Vor allem der Vorwurf, die CSU spreche nicht mit einer Stimme, auch weil Horst Seehofer geschwächt sei, kommt hier nicht gut an. Diese Einschätzung war gestern unter den Pressevertretern gestreut worden. "Glatte Lüge, die CSU steht wie ein monolithischer Block", betont CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer.

Merkel und Seehofer: "Verlängerung lohnt sich"

Ob aus Jamaika also noch was wird? Zumindest betonen sowohl die CDU-Parteivorsitzende Angela Merkel als auch der CSU-Parteivorsitzende Horst Seehofer, es lohne sich, in die Verlängerung zu gehen. Dass die CSU bei den Gesprächen blockiere, weist Horst Seehofer von sich. Aus seiner Sicht hat sich seine Partei bereits bewegt, unter anderem in den Bereichen Klimaschutz und Landwirtschaft.

CSU und Grüne weiter uneins

Doch mit den Grünen ist sich die CSU noch in vielen Bereichen uneins. Vor allem in punkto Familiennachzug zu Flüchtlingen mit eingeschränktem Schutzstatus. Dazu gehören Bürgerkriegsflüchtlinge, die eine Aufenthaltserlaubnis erhalten haben. Die Grünen-Verhandlungsführerin Katrin Göring-Eckardt sagt, ihre Partei sei in den Verhandlungen an "Schmerzpunkte" gegangen. Trotzdem seien die Grünen weiter verhandlungsbereit.

"Unser Bemühen bleibt, unsere Kompromissbereitschaft bleibt und unserer Leidenschaft, unser Kampf und unser Engagement für unsere Themen bleiben auch." Katrin Göring-Eckardt, Grüne

Kubicki von der FDP ohne frische Hemden

Unterdessen macht sich bei der FDP Frust breit. Parteichef Christian Linder begibt sich wortlos in die Vorbesprechungen mit der CDU im Konrad-Adenauerhaus. Zuvor hatte sein Co-Verhandlungsführer von der FDP, Wolfgang Kubicki, beklagt, nach vier Wochen Sondierung sei man in wesentlichen Punkten nicht weiter. Das fange an zu nerven. Zudem sollte das Wochenende eigentlich frei sein. Nun seien alle Jamaika-Sondierer in Berlin gebunden.

"Ich muss meine Frau jetzt anrufen, damit sie nach Berlin kommt, um mir neue Hemden zu bringen, weil ich die hier nicht habe waschen können, ich bin ja nur unterwegs." Wolfgang Kubicki, FDP

Daraus wird wohl nichts. Wolfgang Kubicki wird wohl vorerst auf getragenen Hemden zurückgreifen müssen. Seine Frau, die als Strafverteidigern tätig ist, sagte dem Berliner „Tagesspiegel“, sie sei beruflich in Kiel eingebunden und ihr Mann müsse daher "auf seine Lieblingshemden erst einmal verzichten".

Schulz: "Schwampeln vor sich hin"

Eine Alternative zu Jamaika ist nach wie vor nicht in Sicht. Parteichef Martin Schulz hatte eine Große Koalition unter Angela Merkel nach der Bundestagswahl abgelehnt. Eine Haltung, die die SPD-Fraktionsvorsitzende Andrea Nahles bekräftigt hat. Aus dem Willy-Brandt-Haus kommt der Appell, die Sondierer mögen sich doch bitte bald einigen.

"Ich appelliere jedenfalls an die beteiligten Parteien, dass sie zu Potte kommen sollen. Sie sollen ernsthaft verhandeln und dann wirklich irgendwann zu einem Ergebnis kommen. Entweder es geht, oder es geht nicht." Martin Schulz, SPD

Der SPD-Chef geht davon aus, dass es noch zu einem Jamaika-Bündnis kommen wird. Aus seiner Sicht wäre es eine „Koalition des kleinsten gemeinsamen Nenners“. Bei der SPD schwingt wohl auch die Hoffnung mit, gegen ein solches Jamaika-Bündnis dann mit eigenen Themen punkten und sich in der Opposition regenerieren zu können.