Das 9-Euro-Ticket war ein großer Erfolg im vergangenen Sommer. Bund und Länder waren sich einig, dass es einen Nachfolger für die günstige Fahrkarte geben soll. Doch wer das finanziert und wie so ein Deutschlandticket umgesetzt werden könnte, darüber wurde lange gestritten.
Seit Anfang Februar steht nun fest: Zum 1. Mai 2023 kommt das 49-Euro-Ticket. Bus- und Bahnfahren soll damit für alle attraktiver werden. Doch nicht alle Bevölkerungsgruppen profitieren auch von der neuen Regelung.
- Zum Artikel: "Warum Bund und Länder ständig übers Geld für den ÖPNV streiten"
Beschäftigte und das 49-Euro-Ticket
Bund und Länder haben sich darauf verständigt, dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber die Möglichkeit bekommen sollen, ihren Beschäftigten das 49-Euro-Ticket als Jobticket anbieten zu können. Voraussetzung ist, dass sie dabei einen Abschlag von mindestens 25 Prozent gewähren.
Bund und Länder geben dann noch fünf Prozent dazu, somit können die Beschäftigten die Fahrkarte für 30 Prozent weniger erwerben.
Studierende und das 49-Euro-Ticket
Noch ist unklar, wie Semestertickets mit dem 49-Euro-Ticket kombiniert werden sollen, oder ob eine Umwandlung möglich ist. In München geht das nicht so einfach, was die Studierenden in der bayerischen Landeshauptstadt verärgert. Denn mit der Isarcard Semester können sie nur den Nahverkehr im Raum München nutzen. Wenn sie ab Mai deutschlandweit mit Bus und Bahn fahren wollen, müssten sie das 49-Euro-Ticket zusätzlich kaufen. Der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund begründet die Probleme bei der Umwandlung damit, dass Käufer des Semestertickets nirgendwo registriert sind und ihre Fahrkarte einfach am Automaten kaufen. Eine Registrierung wäre laut MVV ein zu großer bürokratischer Aufwand.
Das Deutsche Studierendenwerk fordert mehr Klarheit bei der Frage, ob das 49-Euro-Ticket kombinierbar ist oder sogar mit dem Semesterticket konkurriert. 49 Euro pro Monat hält das DSW für zu viel für den Geldbeutel eines durchschnittlichen Studierenden.
Rentner und das 49-Euro-Ticket
Auch für viele Rentnerinnen und Rentner sind 49 Euro im Monat für eine Fahrkarte angesichts der gestiegenen Lebenshaltungskosten viel Geld. Das kritisieren die Sozialverbände und fordern ein bundesweites Seniorenticket, das jedoch nicht in Planung ist. Auch wenn es nicht mit dem 9-Euro-Ticket vom vergangenen Sommer vergleichbar ist, kommen Seniorinnen und Senioren mit dem neuen 49-Euro-Ticket vielerorts zumindest ein wenig günstiger weg. Die Isar Card 65 des MVV kostet in München zum Beispiel 52,70 Euro im günstigsten Tarif.
Kritik gibt es auch daran, dass es das 49-Euro-Ticket nach dem Willen von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) nur rein digital geben soll. Um Menschen ohne Smartphone - also etwa Senioren und Jugendliche - nicht auszuschließen, hat man sich darauf geeinigt, das Ticket zumindest übergangsweise in Papierform oder als Chipkarte zu verkaufen. Wie genau die einzelnen Verkehrsverbünde das umsetzen, muss noch geklärt werden.
Schüler und das 49-Euro-Ticket
Viel günstiger wird die Fahrt mit Bus und Bahn durch das 49 Euro-Ticket auch für Schülerinnen und Schüler sowie Azubis nicht. Es sei denn, sie leben in Bayern. Denn wie Ministerpräsident Söder bei der Klausur der CSU-Landtagsfraktion angekündigt hat, soll es in Bayern ein 29-Euro-Ticket geben. Davon sollen dann auch die Studierenden ab dem kommenden Wintersemester profitieren.
Grundsätzlich gilt jedoch, wer auch in Berlin oder Hamburg mit dem ÖPNV fahren will, muss das bundesweite 49-Euro-Ticket zukaufen.
Weitere Fallstricke rund um das 49-Euro-Ticket
Das 49-Euro-Ticket macht den ÖPNV für viele Menschen attraktiver und erleichtert das Reisen mit Bus und Bahn dank seiner bundesweiten Gültigkeit enorm. Doch auch wer eine solche Fahrkarte ab dem 1. Mai in der Tasche hat, muss gewisse Einschränkungen beachten. Fährt der Hund mit, braucht der ein eigenes Ticket und je nach Fahrtstrecke muss auch für das mitgenommene Rad ein zusätzliches Ticket gelöst werden. Wer einen Regionalzug nutzt, darf mit dem 49-Euro-Ticket nur in der 2., nicht aber in der 1. Klasse fahren.
Übertragbar ist das Deutschlandticket auch nicht. Und ob es bei den monatlich 49 Euro bleiben wird, ist fraglich. Denn für das Ticket ist eine sogenannte Preis-Dynamisierung geplant, also eine Anpassung der Abo-Gebühr an die Inflationsrate. Somit könnte das 49-Euro-Ticket bereits 2024 teurer werden.
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