In Rafah an der Grenze zwischen Ägypten und dem Gazastreifen ist nach ägyptischen Angaben ein Grenzsoldat bei einem Schusswechsel mit israelischen Truppen getötet worden. Das ägyptische Militär teilte am Montag mit, dass ein ägyptischer Grenzschützer bei einem "Schusswechsel" im Grenzgebiet von Rafah zum Gazastreifen, wo israelische Streitkräfte stationiert sind, getötet worden sei. Eine Untersuchung des Vorfalls sei eingeleitet worden.
Der Zwischenfall werde derzeit untersucht, erklärte die israelische Armee ihrerseits. Es seien Gespräche mit den ägyptischen Behörden im Gange. Zu den Hintergründen des Vorfalls verlautete zunächst nichts.
Unklar, wer zuerst geschossen hat
Die israelische Nachrichtenseite "ynet" berichtete unter Berufung auf Kreise der Armee, dass ägyptische Soldaten das Feuer eröffnet hätten. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Dem Bericht zufolge sollen bei dem anschließenden Schusswechsel weitere Soldaten aus dem Nachbarland verletzt worden sein. Ein ägyptischer Regierungsvertreter sagte dagegen der Nachrichtenseite Al-Arabi, dass die israelischen Truppen zuerst geschossen hätten.
Die Lage an der Grenze hatte sich zuletzt nach der Ausweitung des israelischen Militäreinsatzes in Rafah im Süden des Gazastreifens weiter zugespitzt. Die Armee will dort nach eigenen Angaben Bataillone der islamistischen Hamas zerschlagen.
Karte: Übersicht Israel und angrenzende Länder
Frieden zwischen Ägypten und Israel seit 1979
Schon zu Beginn des Kriegs im Oktober kam es zu einem Zwischenfall, bei dem Israel nach eigenen Angaben aus Versehen einen ägyptischen Militärposten in Nähe des Grenzübergangs Kerem Schalom beschoss. Nach Darstellung der ägyptischen Armee wurden dabei mehrere ägyptische Grenzsoldaten leicht verletzt. Das israelische Militär entschuldigte sich für den Vorfall. Vor Beginn des Kriegs kam es an der Grenze beider Länder auch mehrmals zu tödlichen Anschlägen militanter Gruppierungen.
Ägypten und Israel hatten 1979 nach mehreren Kriegen einen Friedensvertrag geschlossen. Die arabische Republik war mit Jordanien lange das einzige arabische Land, das Israel offiziell anerkannte. Der Friedensvertrag bedeutet für Israel wie auch für Ägypten eigentlich ein Stück Stabilität in einer häufig von Konflikten geplagten Region.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs wird der ohnehin als "kalt" bezeichnete Frieden zwischen den beiden Ländern aber auf eine harte Probe gestellt. Inzwischen ist das Verhältnis vor allem von gegenseitigen Schuldzuweisungen überschattet.
UN-Gericht: Israel muss Einsatz in Rafah beenden
Zuletzt hatte unter anderem Ägypten einen israelischen Luftangriff auf Zelte für binnenvertriebene Palästinenser in Rafah im Süden des Gazastreifens verurteilt. Dabei waren 45 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden. Der Luftangriff galt laut Israel zwei Hamas-Kommandeuren. Israel versuche bei seinem Krieg gegen die Hamas, zivile Opfer zu vermeiden. "Jeder Verlust von Menschenleben unter der Zivilbevölkerung ist schwerwiegend und furchtbar", so ein Regierungssprecher. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sprach von einem Fehler.
Der Einsatz in Rafah ist international höchst umstritten. Eigentlich hat das höchste UN-Gericht Israel dazu verpflichtet, den Militäreinsatz in Rafah unverzüglich zu beenden. Es dürften keine Lebensbedingungen geschaffen werden, "die zur vollständigen oder teilweisen Vernichtung der palästinensischen Bevölkerung in Gaza führen könnten". Das höchste UN-Gericht ordnete aber keine Waffenruhe für Gaza an. Entscheidungen des Weltgerichts sind bindend. Allerdings besitzen die UN-Richter keine Mittel, um einen Staat zur Umsetzung zu zwingen.
Das Außenministerium in Jerusalem teilte nach dem Urteil mit, Israel habe in Rafah keine Militäraktionen durchgeführt, die Lebensbedingungen schafften, "die zur vollständigen oder teilweisen Vernichtung der palästinensischen Zivilbevölkerung führen könnten".
Mit Informationen von AFP und dpa.
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