Menschen, die ohne Maske in der Bahn unterwegs sind, haben in den letzten Wochen für Aufsehen gesorgt. Denn sie verstoßen gegen die aktuellen Hygienemaßnahmen und gelten vielen als unsolidarisch. Die Polizei kontrollierte zuletzt verstärkt im öffentlichen Nahverkehr; Bayern prüft höhere Bußgelder.
Die Maßnahmen stoßen unter anderem bei der AfD auf Kritik. Der Schwandorfer AfD-Stadtrat Reinhard Mixl teilte am Donnerstag den Post eines anderen Facebook-Nutzers. Dieser hatte zwei Fotos von Grünenvorsitzendem Robert Habeck gepostet - ohne Maske in der Bahn. Auf einem der Bilder ist zudem noch eine vermeintliche Polizeikontrolle zu sehen.
In dem dazugehörigen Text bezeichnet Mixl den (fehlenden) Mund-Nasen-Schutz als "Gesichtswindel" und spekuliert über eine angebliche Ausnahmeregelung, die für den Grünen-Politiker gegolten habe. Wörtlich schreibt Mixl:
“Der kleine Mann (Bürger, Volkl) der Straße wird bei solchen gesichtwindellosen ÖPNV-Nutzungen praktisch gelyncht, gevierteilt, enteignet, usw., der "Staatsmann" (IQ wie 3 Meter Feldweg) jedoch, braucht sich um solch profane Maßnahmen nicht kümmern.” (Reinhard Mixl, AfD-Stadtrat Schwandorf)
Tatsächlich ist die Aufnahme, die Robert Habeck in der Bahn zeigt, bereits im November 2018 entstanden: also lange vor der aktuellen Corona-Pandemie und damit auch lange vor den aktuellen Hygienemaßnahmen, die Bahnreisende zum Tragen einer Maske verpflichten.
Die Aufnahme ist veraltet
Über die Bilderrückwärtssuche - die der Faktenfinder der Tagesschau hier genau erklärt - wird schnell klar, dass das Bild keine aktuelle Aufnahme ist. Das Original findet sich auf der Homepage des Fotografen Dennis Williamson. Dort kann man es herunterladen und die sogenannten Metadaten auslesen.
Metadaten sind Daten, die dem Foto eingeschrieben sind, darunter die Aufnahmezeit, die verwendete Kamera und vieles mehr. Aus den Metadaten (siehe Grafik) geht hervor, wann die Aufnahme gemacht wurde: am 28. November 2018 - und damit lange vor Einführung der Maskenpflicht.
Auf eine BR24-Anfrage, ob ihm bewusst gewesen sei, dass es sich bei dem Bild um eine alte Aufnahme handelt, hat Mixl bis Donnerstagnachmittag nicht reagiert. Auch dazu, ob er seine Follower über die Desinformation aufklären werde, äußerte sich Mixl auf BR24-Anfrage nicht.
Zuvor hatte ein AfD-Abgeordneter ohne Maske einen Polizeieinsatz ausgelöst
Besonders pikant: Nur einen Tag vor Mixls Facebook-Post wurde bekannt, dass ein Politiker tatsächlich ohne Maske in der Bahn kontrolliert wurde. Der AfD-Bundestagsabgeordnete und ehemalige Vorsitzende des Rechtsausschusses des Bundestages, Stephan Brandner, hatte während einer ICE-Fahrt einen Polizeieinsatz ausgelöst. Er soll sich geweigert haben, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Zuerst berichtete das Nachrichtenportal t-online über den Vorfall.
Brandner, der den Vorfall auf dem Kurznachrichtendienst Twitter als "Anekdötchen" bezeichnet, schildert das Geschehen so: Ein DB-Mitarbeiter habe ihn zum Tragen der Maske aufgefordert, worauf Brandner ihm “Esse gerade, geht nicht, danach überleg ich’s mir” entgegnete. Daraufhin habe der DB-Mitarbeiter die Polizei gerufen. Der Vorfall trug sich bereits am 12. August zu, also eine Woche vor seinem Bekanntwerden. Konsequenzen hatte der Fall für Brandner wohl nicht, die Polizei habe ihn lediglich belehrt.
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