Ein Mann weint inmitten von Trümmern in der afghanischen Provinz Herat nach einem erneuten schweren Erdbeben (11.10.2023)
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Afghanistan ist erneut von einem schwerem Erdbeben erschüttert worden

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Afghanistan erneut von schwerem Erdbeben erschüttert

Der Westen Afghanistans ist erneut von einem schweren Erdbeben erschüttert worden. Laut US-Erdbebenwarte hatte das Beben eine Stärke von 6,3. Erst am Wochenende hatte die Erde dort heftig gebebt. Die UN warnen vor einer Hungersnot.

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Der Westen Afghanistans ist am frühen Mittwochmorgen erneut von einem schweren Erdbeben erschüttert worden. Laut US-Erdbebenwarte USGS hatte das Beben eine Stärke von 6,3 und ereignete sich rund 28 Kilometer nordwestlich der Stadt Herat in einer Tiefe von zehn Kilometern. Mindestens ein Mensch kam dabei ums Leben und 120 weitere wurden verletzt, wie ein Vertreter des Rettungsdienstes sagte.

Ärzte ohne Grenzen stellt weitere Behandlungszelte auf

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen teilte mit, im Krankenhaus in Herat seien 117 Verletzte angekommen. Dort würden vier weitere Behandlungszelte aufgestellt. Zusätzliche medizinische Hilfsgüter seien unterwegs. Eine Hauptverkehrsstraße ist Berichten zufolge wegen eines Erdrutsches unpassierbar. Im Dorf Chahak, das von den Beben am Samstag verschont geblieben war, wurden alle 700 Häuser zerstört.

Damit bebte die Erde erneut in der Region, in der bereits am Wochenende bei mehreren Erdbeben laut Medienberichten fast 2.500 Menschen gestorben waren. Mehr als 2.000 weitere Menschen wurden demnach verletzt. Das UN-Nothilfebüro OCHA hatte die Zahl der Todesopfer dagegen bisher mit mehr als 1.000 angegeben. Herat liegt in der gleichnamigen Grenzprovinz nahe dem Iran und ist nach Kabul die zweitgrößte Stadt Afghanistans. Berichte über Verletzte oder neue Schäden nach dem jüngsten Beben gab es zunächst nicht.

Am Wochenende wurden mehrere Dörfer komplett zerstört

Am Samstagmorgen hatten mindestens acht Beben innerhalb kurzer Zeit die Grenzregion nahe dem Iran erschüttert. Die US-Erdbebenwarte USGS bezifferte die Stärke auf Werte zwischen 4,6 und 6,3. Die Erdstöße ereigneten sich nordwestlich von Herat in einer geringen Tiefe von rund zehn Kilometern. Nach UN-Angaben waren bei dem Beben am Wochenende mindestens elf Dörfer "zu 100 Prozent" zerstört worden. Örtlichen Medien zufolge verbrachten viele Einwohner von Herat aus Angst vor Nachbeben die Nächte in Zelten. Am Montag wurden Erdstöße der Stärke 5,1 registriert.

Immer wieder gibt es schwere Erdbeben in der Region, wo die Arabische, die Indische und die Eurasische Platte aufeinandertreffen. Bei einem verheerenden Beben kamen 2022 in Afghanistan mehr als 1.000 Menschen ums Leben. Nach mehreren Jahrzehnten Konflikt sind viele Häuser schlecht gebaut. Erdbeben richten daher oft große Schäden an.

Warnung vor Hungersnot in Afghanistan

Unabhängig von den jüngsten Beben warnt das World Food Programme (WFP) der Vereinten Nationen vor einer Hungersnot in Afghanistan. "Die Lage ist ziemlich hoffnungslos", sagte der WFP-Regionaldirektor für Asien und den Pazifik, John Aylieff, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die für Afghanistan zur Verfügung stehenden Finanzmittel seien stark gesunken.

15 Millionen Menschen leiden Hunger

"Die Programme für Humanitäre Hilfe sind drastisch unterfinanziert", so der Experte. Das WFP habe für Afghanistan 80 Prozent weniger Geld als vergangenes Jahr, betonte Aylieff. Statt 1,6 Milliarden US-Dollar stünden für Afghanistan nur 340 Millionen US-Dollar zur Verfügung. "15 Millionen Menschen in Afghanistan leiden aktuell Hunger, 13 Millionen wollten wir mindestens erreichen. Wegen fehlender Finanzierung mussten wir zehn Millionen Menschen davon die Hilfe streichen."

Durch den nahenden "brutalen" Winter in Afghanistan werde es "besonders kritisch": "Manche Bergdörfer sind durch den Schnee für bis zu sechs Monate von der Außenwelt abgeschnitten. Ohne Vorräte können sie nicht überleben", sagte Aylieff. Er erwartet drastische Folgen: "Natürlich werden Menschen fliehen. Aber vor allem werden mehr Menschen sterben."

UN fordert mehr Hilfe

Der UN-Vertreter forderte die internationale Staatengemeinschaft auf, ihre Unterstützung für Afghanistan zu erhöhen. "Auch wenn die Taliban viele hochproblematische Entscheidungen treffen, muss die Humanität an erster Stelle stehen", sagte er. Nach der Machtübernahme der Taliban im Sommer 2021 hatten viele ausländische Hilfsorganisationen das Land verlassen.

Mit Informationen von dpa, AFP, KNA, AP

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Nach den Erdbeben am Wochenende leben viele Menschen in Zelten.
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Nach den Erdbeben am Wochenende leben viele Menschen in Zelten.

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