Der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), Hubertus Beringmeier, hält Preiserhöhungen für landwirtschaftliche Produkte für unverzichtbar.
"Sie müssen dauerhaft teurer werden, wenn wir in Deutschland Landwirtschaft behalten wollen. Unsere Bauern müssen von ihrer Arbeit leben können", sagte Beringmeier der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung.
"Der Verkaufspreis im Laden muss keine schwindelerregenden Höhen erreichen, aber 30 Prozent mehr sollten es schon sein. Als Produzenten bekommen wir heute einfach zu wenig ab vom Kuchen." Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV)
Die Verbraucher reagierten sehr sensibel auf höhere Fleischpreise, achteten weniger auf die Haltungsstufen und neigten zum Sparen, so Beringmeier. Fleisch bleibe daher zum Teil im Laden liegen. "Es wird in Deutschland leider mehr beim Essen gespart als beim Urlaub und beim Auto."
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Preissteigerungen bei Futtermitteln und Dünger
Die Auswirkungen des Russland-Ukraine-Kriegs seien für die Bauern hierzulande deutlich spürbar, bestätigte der Bayerische Bauernverband (BBV). "Die Auswirkungen der Ukrainekrise schlugen sich von Monat zu Monat verstärkt nieder und im April erreichten die Einkaufspreise für Betriebsmittel ein bisher nie dagewesenes Preisniveau." Nach Angaben des BBV erhöhten sich innerhalb von drei Monaten die Forderungen für Futtermittel um über 35 Prozent. Im Bereich der Düngemittel, speziell Stickstoffdünger, habe man im gleichen Zeitraum Preissteigerungen von 50 Prozent verzeichnet.
BBV: Steigende Verbraucherpreise kommen nicht beim Landwirt an
Der BBV betonte auf Anfrage von BR24 , dass nur mit kostendeckenden Erzeugerpreisen eine Erzeugung heimischer Lebensmittel dauerhaft gesichert werden könne.
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"Die steigenden Verbraucherpreise im Lebensmitteleinzelhandel kommen bis jetzt beim Landwirt nicht an", kritisierte der BBV. "Beim Landwirt kommen z.B. bei einem Schweinekotelett (200 g) mit einem Verbraucherpreis von rund 1,50 EUR lediglich 31 Cent an", erläuterte der Verband gegenüber BR24.
"Schweinemast nur noch mit Defiziten"
Für die bayerischen Tierhaltungsbetriebe seien die Preissteigerungen besonders herausfordernd. Ein wirtschaftliche Ferkelerzeugung und Schweinemast zum Beispiel sind laut BBV bereits seit dem Herbst 2021 nicht möglich, da die Erlöse etwa Schweinefleisch schon zu diesem Zeitpunkt die Produktionskosten nicht gedeckt hätten. "Entsprechend laufen bei diesen Betrieben die Defizite ungebremst auf und immer mehr Betriebe steigen aus der Tierhaltung aus", so der Verband gegenüber BR24.
"Forderung nach besserer Tierhaltung und Produktion zeigt sich nicht im Einkaufsverhalten"
"Zusätzlich spiegelt sich die Forderung der Gesellschaft nach noch höheren Produktions- und Tierhaltungsstandards leider nicht im Einkaufsverhalten der Verbraucher wider", klagt der BBV und betont: "Nur mit kostendeckenden Erzeugerpreisen kann eine Erzeugung heimischer Lebensmittel dauerhaft gesichert werden – denn die Landwirte müssen hier vor Ort unter den aktuellen Kostenbedingungen wirtschaften."
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