Mit seinen zwei Oldtimer-Traktoren der Marke Schmotzer erregt der Sammler Peter Häußler in Bubesheim im Landkreis Günzburg immer schon Aufsehen. Die Fahrzeuge sehen witzig aus, sind drei Meter sechzig breit, haben aber ganz schmale Reifen. Früher wurden sie zum Unkrauthacken auf Rübenfeldern verwendet. Wenn Peter Häusler allerdings mit einem seiner Schmotzer eine Spritztour unternimmt, führt das oft zu Komplikationen. Denn es "kracht und scheppert", erzählt Häußler und die Nachbarn hätten schon gefragt, ob er das nicht ein wenig leiser machen könne.
Dieselmotor raus, Elektromotor rein
Peter Häußler ist ein Tüftler. Kurzerhand baut er bei einem der beiden Oldtimer-Traktoren den zentnerschweren 20 PS-Diesel-Motor aus. Und einen gleich starken Elektromotor, wie er normalerweise im Schiffsbau verwendet wird, ein. Doch damit nicht genug. Peter Häußler gestaltet seinen Schmotzer zu einem Spaßmobil um. Über den Hinterrädern thront ein Ledersofa, links und rechts vom Fahrer sind bequeme Bus-Sitze montiert. Da der Schmotzer breiter als ein normaler Traktor ist, hat alles Platz. Für seine Ausflüge hat Häußler neben der Kühlerhaube auch noch eine Musikbox installiert. "Wenn ich da durch die Gegend fahr und schalt die Musik ein, da sind die Leute viel fröhlicher, jeder winkt dir zu," erzählt Häußler stolz.
Reichweite des E-Oldtimer-Traktors: 80 Kilometer
Der Akku für den Antrieb des Elektromotors liegt in einem flachen Kasten im hinteren Teil des Traktors - genau unter dem Sofa. Darin sind sechs Batterien mit jeweils 5 kWh Leistung verbaut. Mit den insgesamt 30 kWh fährt der Schlepper etwa 80 km weit. Allerdings nur im ebenen Gelände. Ist die Strecke bergig, schafft er nur 50 km.
Für Einsatz im Acker noch nicht geeignet
Es sieht eigentlich ganz einfach aus, einen E-Traktor zu bauen. Doch "es ist schon mit viel Arbeit verbunden," meint Peter Häußler. Zusammen mit einem Bekannten, einem Spezialisten für Elektromotoren, hat er viele Wochen getüftelt, bis der Schlepper tatsächlich lief. Aber die Herausforderung reizt ihn: "Etwas von der Stange machen kann jeder, da muss man kreativ sein und das ist das Tolle da dran." Woran die großen Landtechnikfirmen seit Jahren arbeiten, hat Peter Häußler im Eigenbau umgesetzt. Doch für den Einsatz am Acker sind E-Traktoren noch nicht tauglich. Hauptproblem: Die lange Ladezeit der Akkus. Schlepper müssen beispielsweise bei der Aussaat, beim Pflügen oder bei der Ernte viele Stunden in Betrieb sein. "Erst wenn man mal die komplette Batterie auswechseln kann", meint Häußler, "wie bei einem Akkuschrauber, wird sich der E-Traktor auch in der Landwirtschaft durchsetzen können."
Mini-Windrad zur Stromerzeugung
Um den Strom für seinen E-Traktor selbst zu erzeugen, hat Peter Häußler vor kurzem auf einem ehemaligen Fliegerhorst bei Bubesheim ein kleines Windrad aufgestellt. Allerdings ohne langwierige Windmessungen im Vorfeld: "Ich hab gesagt, zack, das probieren wir einfach aus." Es ist aber kein herkömmliches Windrad mit riesigen Rotorblättern, sondern besteht aus einer Art Turbine in der Größe einer Traktor-Radfelge. Der zehn Meter hohe Mast, auf den sie montiert ist, ist ein Stück übriggebliebener Gaspipeline aus Stahl.
Baukosten fürs Windrad: 15.000 Euro
Die Genehmigung beim Landratsamt für die Installation war allerdings nicht ganz einfach zu bekommen, obwohl bis zu 10 Meter hohe Kleinstwindkraftanlagen eigentlich genehmigungsfrei sind. Trotzdem braucht es ein Lärmgutachten und die Abstandsflächen müssen beachtet werden. Im Januar wurde das Windrad aufgestellt. Nur rund 15 000 Euro hat es mit Aufbau gekostet, weil viele Freunde und Bekannte mithalfen. Momentan wird der erzeugte Strom noch ins Netz eingespeist. Später soll auch mal ein Stromspeicher dazu kommen. Dann könnte der Traktor tatsächlich hier geladen werden. Bei Windgeschwindigkeiten von 70 Stundenkilometer soll das Windrad an einem Tag 30 Kilowattstunden Strom produzieren. Häußler könnte damit seinen Elektro-Traktor vollladen und besagte 80 km weit fahren.
Das Windrad Marke Eigenbau läuft noch nicht rund
Doch das Problem: Der Wind weht auf dem ehemaligen Fliegerhorst nicht so oft wie erhofft mit 70 Stundenkilometern. Die Erfahrungen der ersten Wochen sind etwas ernüchternd für Peter Häußler. Das Windrad muss auch noch besser auf den in der Gegend oft böigen Wind eingestellt werden. Erst Ende des Jahres wird er genau sehen können, wie viel sein Windrad im Schnitt abwirft. Entmutigen lassen will sich Peter Häußler aber nicht, auch wenn das Windrad Marke Eigenbau noch nicht den großen Ertrag bringt: "Wenn zu wenig Strom runterkommt, mache ich eine Werbetafel auf den Mast und vermiete das irgendwem." Dem Tüftler geht es einfach auch ums Ausprobieren.
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