Symbolbild: Anzeige mit der Aufschrift "Warnstreik"
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Superstreiktag am Montag - Was Reisende wissen müssen

Superstreiktag am Montag - Was Reisende wissen müssen

Streik bei Bahnen, Bussen, Flugzeugen, Schiffen und gesperrte Autobahntunnel: Am Montag soll nichts mehr voran gehen - so planen es zumindest die Gewerkschaften Verdi und EVG. Was Reisende wissen müssen: Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Deutschland dürfte an diesem Montag in weiten Teilen ins Verkehrschaos stürzen. Mit einem doppelten Warnstreik wollen die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und Verdi den Verkehr in der Bundesrepublik größtenteils lahmlegen. Ausfälle und Verspätungen betreffen Millionen Reisende und Pendler - ein Überblick:

Welche Bereiche werden betroffen sein?

Der öffentliche Verkehr wird in großem Umfang betroffen sein - und mit bestimmten Autobahnen auch ein Teil des Autoverkehrs. Die EVG bestreikt die Bahn, so dass der Betrieb im Fern-, Regional-, und S-Bahn-Verkehr stillsteht. Bestreikt werden - außer in Berlin - in großem Umfang auch die deutschen Flughäfen. Laut Flughafenverband ADV können etwa 380.000 Geschäfts- und Privatreisende nicht abheben. So wird auch am größten Airport in Frankfurt der Passagierverkehr zum Erliegen kommen.

Am Münchner Flughafen sind die Beschäftigten sowohl am Sonntag als auch am Montag zum Ausstand aufgerufen. Stark eingeschränkt werden soll auch die Binnenschifffahrt.

Was ist im Nahverkehr geplant?

Hier soll in sieben Bundesländern so gut wie nichts mehr gehen - in Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und in Bayern. Bereits Anfang März hatte Verdi in diesen Ländern Busse, Bahnen und Straßenbahnen zum Stillstand gebracht. Ob es zu Aktionen in München kommt, ist noch nicht entschieden, heißt es auf Nachfrage des Bayerischen Rundfunks bei der Gewerkschaft Verdi. Die Münchner Verkehrsgewerkschaft (MVG) rechnet allerdings damit. Sie plant laut Mitteilung wie bereits an den beiden Streiktagen Anfang März, einen Teil des Linienbetriebes aufrechtzuerhalten.

Was kommt auf Autofahrerinnen und Autofahrer zu?

Geschlossene Tunnel - aber zunächst war noch nicht klar, wo genau. "Wir werden bestimmte Tunnel in den Blick nehmen", kündigte Verdi-Vize Christine Behle an. Diese würden geschlossen - die Durchfahrt sei faktisch dann unmöglich. Als Beispiel nannte Behle den Elbtunnel in Hamburg.

Was bedeutet der Streik für die Schifffahrt?

Schleusen auf wichtigen Wasserstraßen und etwa der Hamburger Hafen sollen bestreikt werden. Bestimmte Bereiche seien dann komplett blockiert, der Hamburger Hafen werde für große Schiffe teils nicht mehr erreichbar sein.

Wann beginnt der Großstreik genau?

In der Nacht auf Montag um 00.00 Uhr soll es losgehen - 24 Stunden soll der Ausstand andauern. EVG-Chef Martin Burkert empfahl Reisenden, am Sonntag rechtzeitig am Ziel zu sein. Auf offener Strecke sollen Reisende aber nicht stranden. "Wir werden keinen Fahrgast aus dem Bus werfen", sagte Behle.

Wann gibt es für Bahn-Reisende Entschädigungen?

Der Fernverkehr bei der Deutschen Bahn wird am Montag komplett eingestellt. Im Regionalverkehr sollen zwar vereinzelt Züge fahren - es kann jedoch auch kurzfristig zu Ausfällen und Verspätungen kommen.

Wer beispielsweise mindestens eine Stunde zu spät am Ziel ankommt, bekommt 25 Prozent des Fahrpreises erstattet, bei zwei Stunden muss das verantwortliche Bahnunternehmen 50 Prozent des Preises erstatten. Fahrgäste können laut Bahn zwischen einem Gutschein oder der Auszahlung des Betrags wählen. Die Bahn empfiehlt, sich Verspätungen von der Zugbegleiterin bzw. dem Zugbegleiter oder Mitarbeitenden im Reisezentrum bestätigen zu lassen. Verbraucherschützer raten zudem dazu, Fotos von Anzeigetafeln zu machen, auf denen die verspäteten oder gestrichenen Züge stehen, oder Screenshots aus der App oder von der Internetseite zu erstellen.

Kann ich die Bahnfahrt abbrechen?

Wenn absehbar ist, dass der Zug mindestens eine Stunde später als geplant am Ziel ist, dürfen Fahrgäste von der Reise zurücktreten und sich den vollen Fahrpreis erstatten lassen. Wer schon unterwegs ist und die Fahrt abbricht, kann sich den nicht genutzten Teil erstatten lassen. Wer zum Ausgangsbahnhof zurückfährt, bekommt den vollen Preis zurück.

Was steht Bahn-Reisenden noch zu?

Wer nachts an einem Bahnhof strandet und nicht weiterkommt, hat Anspruch auf eine Ersatzbeförderung, die bis zu 80 Euro kosten darf, oder im schlimmsten Fall auf eine Unterkunft und einen Transport dorthin. Die Bahn weist darauf hin, dass ein von ihr organisierter Transport oder eine von ihr organisierte Übernachtungsmöglichkeit grundsätzlich Vorrang vor einer selbst organisierten Alternative haben. Letztere wird nicht erstattet - es sei denn, der Fahrgast konnte bei der Bahn niemanden mehr erreichen.

Welche Rechte haben Passagiere, wenn Flüge gestrichen werden?

Lange Zeit haben Fluggesellschaften wie die Lufthansa argumentiert, Streiks seien "höhere Gewalt" und ein "außerordentlicher Umstand" und damit nicht entschädigungspflichtig. Inzwischen liegen aber Gerichtsurteile vor, die dem widersprechen. Das gilt insbesondere dann, wenn Mitarbeiter der Airline streiken. Einzelheiten zu den Rechten von Passagieren finden Sie hier.

Gab es schon derartige Gemeinschaftsstreiks?

Ja, Anfang der 1990er Jahre. Damals wurden während eines sogar mehrwöchigen Streiks der Nah- und Fernverkehr sowie Flughäfen in ganz Deutschland gleichzeitig bestreikt. Dabei handelte es sich aber um einen regulären Arbeitskampf - nicht um Warnstreiks.

Sind koordinierte Warnstreiks aus zwei Tarifrunden ungewöhnlich?

"Das ist eine ungewöhnliche Sache", sagte der Tarifexperte Thorsten Schulten der Deutschen Presse-Agentur. Wenn zwei Gewerkschaften feststellten, dass sie parallel in ähnlichen Bereichen verhandeln, sei ein gemeinsames Vorgehen aber naheliegend. Ein großer Warnstreik zum Start einer Verhandlungsrunde signalisiere den Arbeitgebern: "Wir meinen es ernst, und die Beschäftigten stehen hinter uns."

Bleibt ein Streiktag dieses Ausmaßes einmalig?

Das ist offen. Die Gewerkschaften zeigen sich äußerst entschlossen. "Wir können streiken", betonte Verdi-Chef Frank Werneke. Tarifexperte Schulten erwartet aber derzeit eher, dass der gemeinsame Streiktag "erst einmal eine punktuelle Aktion" bleibt, wie der Forscher des Instituts WSI der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung sagt. Schließlich gebe es keine gemeinsame Planungsinstanz bei verschiedenen Gewerkschaften.

Warum gibt es den Superstreiktag?

Aus Sicht der Gewerkschaften zeigen die Arbeitgeber in mehreren Tarifrunden zu wenig Bewegung. Mit der Großaktion am Montag lassen sie pünktlich zur dritten Verhandlungsrunde für den öffentlichen Dienst die Muskeln spielen. Für die 2,5 Millionen Beschäftigte von Bund und Kommunen verlangen Verdi und der Beamtenbund dbb 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat. Die EVG kämpft derweil mit mehreren Unternehmen um mehr Geld - besonders im Blick: die Deutsche Bahn.

Wie reagieren die Arbeitgeber auf die Ankündigungen?

"Nicht ok" ist die massive Ankündigung für die Präsidentin der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Karin Welge. Welge argumentiert, dass ein Ergebnis schließlich in der dritten Runde in Potsdam gefunden werden könne. Auch Bahn-Personalvorstand Seiler forderte "eine zügige Lösung" statt eines großen Warnstreiks. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) rief die Gewerkschaften zur Mäßigung auf.

Welche Szenarien gibt es?

Für den öffentlichen Dienst erinnert Tarifexperte Schulten an den Ablauf bei der Post: Hier hatten sich die Verdi-Mitglieder bereits per Urabstimmung für einen unbefristeten Streik ausgesprochen. Doch dann folgte kurzerhand eine weitere Verhandlungsrunde - und eine Einigung. So etwas sei auch beim öffentlichen Dienst denkbar. Falls es in Potsdam kommende Woche keine Einigung gibt, würde aber wohl zuerst der Versuch einer Schlichtung unternommen, meint Schulten.

Mit Informationen von dpa, AFP

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