Musik macht gute Laune - bei Menschen. Aber auch Pflanzen und Mikroorganismen können Schallwellen aufnehmen. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie der Schweizer Forschungsanstalt Agroscope. Töne beschleunigen bei Pflanzen das Wachstum und verbessern die Krankheitsresistenz, beim Käse wird die Qualität besser. Aber welche Töne sind die richtigen?
Käse mag Hip-Hop
Einfach im Gewächshaus das Radio einschalten - so einfach ist es nicht. Verschiedene Pflanzenarten reagieren sehr unterschiedlich auf Töne, außerdem hängt die Wirkung davon ab, in welchem Ökosystem die Pflanzen wachsen, so die Erkenntnis der Forscher der Eidgenössischen Forschungsanstalt Agroscope in Bern. Weitere Studien seien nötig.
Die Wirkung von Tönen im hörbaren Bereich auf Mikroorganismen und in der Folge auf die Käsequalität ist bereits mehrfach untersucht worden. Das Ergebnis: ein intensiveres Aroma. Bereits vor einigen Jahren gab es einen Versuch der Hochschule für Künste in Bern. Je nach Art der Musik, mit welcher der Käse beschallt wurde, gab es Geschmacksunterschiede. Dabei schnitt mit Hip-Hop beschallter Käse am besten ab.
Heavy Metal für Brotteig?
Bereits 2016 hatte Bäckermeister Axel Schmitt aus dem unterfränkischen Frankenwinheim eine Idee: Wenn man Heavy-Metal Musik richtig laut dreht und diese Schallwellen im Bauch spürt, dann müsse das doch auch sein Sauerteig spüren. Er besorgte sich Verstärker und Boxen, mit denen sonst Bierzelte beschallt werden: "Der Teig blieb 16 Stunden zum Reifen im Aromastudio mit ordentlicher Beschallung. Rock mit über 100 dB. Dasist wie ein Düsenjäger in 300 Metern Höhe."
Schmitt hatte dafür extra in seiner Bäckerei ein gut gedämmtes Labor eingerichtet, damit die Nachbarn trotzdem ruhig schlafen konnten, und beschallte den Teig mit Musik von AC/DC, mit klassischen Symphonien oder einfach nur mit Ultraschall.
Seine Erkenntnis: Musik hat nur einen minimal wahrnehmbaren Einfluss auf den Brotteig, die Musikrichtung spielt keine Rolle. Doch je höher die Frequenz, umso würziger das Brot. Am stärksten wirkt Ultraschall. Doch trotz dieser Ergebnisse: Momentan wird in der Bäckerei kein Teig mehr beschallt. Axel Schmitt betrieb den Aufwand 2016 nur im Rahmen seiner Abschlussarbeit zur Ausbildung als Brot-Sommelier.
Weißwein mag Mozart, Rotwein mag Brahms
In den Kellergewölben des Weinguts Meßmer in Landau in der Pfalz ist dagegen seit vielen Jahren Mozart, Chopin und Bach zu hören, das ganze Jahr, rund um die Uhr. Nach dem Motto: Musik ist Schwingung, macht gute Laune und was für den Menschen gut ist, kann für den Wein nicht verkehrt sein - so dachte sich Winzer Martin Meßmer. Allerdings: "Man kann aus einem schlechten Wein keinen guten machen mit Hilfe der Musik. Aber man kann ein i-Tüpfelchen obendrauf setzen."
Messbar ist das Ergebnis nicht. Dennoch ist der Winzer überzeugt, dass die richtige Musik den Wein beeinflusst: "In der Hauptsache ist es Klassik, aber auch ein bisschen Jazz ist dabei. Weißweine wie Riesling mögen eher Mozart, Rotweine mögen eher Tschaikowsky und Brahms."
An der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim hat man sich mit dem Thema noch nicht beschäftigt und dort sind auch keine fränkischen Winzer bekannt, die das praktizieren. Allerdings gibt es Weingüter in Südtirol und im Trentino, die ihre Weine mit Musik beschallen.
Schweine schlachten mit klassischer Musik
Seit langem weiß man, dass die Fleischqualität leidet, wenn Schweine vor dem Schlachten Stress ausgesetzt sind. Da könnte doch Musik beruhigend wirken, überlegte sich Metzger Werner Braun in Wiedenzhausen im Landkreis Dachau. Lange Jahre haben Landwirte bei ihm die Tiere bereits einen Tag vor der Schlachtung angeliefert. Die Schweine konnten sich dann über Nacht entspannen, auf Stroh und bei klassischer Musik.
Der Metzger und auch der Veterinär, der vor der Schlachtung die Tiere begutachtet hat, waren sich einig: Die Schweine sind ruhiger. Mittlerweile allerdings kann Metzger Braun aus Personalgründen nicht mehr selbst in seinem Betrieb schlachten - leider, sagt er.
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