Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht 2008 vor dem israelischen Parlament.
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2008: Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht vor dem israelischen Parlament.

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Angela Merkels letzte Israel-Reise als Kanzlerin

Während in Berlin an der Regierungsbildung gearbeitet wird, nimmt Angela Merkel weiter Abschied. Am Samstagabend landete sie in Israel - zum siebten und letzten Mal als Kanzlerin. In Israel genießt sie nicht nur bei Politikern große Wertschätzung.

Am 18. März 2008 spricht Angela Merkel vor der Knesset. Die deutsche Bundeskanzlerin wendet sich zunächst auf Hebräisch an die Abgeordneten des israelischen Parlaments und bezeichnet es als "große Ehre", dies tun zu dürfen.

Diese Ehre war zuvor noch keinem deutschen Regierungsoberhaupt zuteil geworden. Den Massenmord an sechs Millionen Juden, verübt durch Deutsche, nennt Merkel einen beispiellosen Zivilisationsbruch und sie erinnert an die Verantwortung Deutschlands – auch für die Sicherheit Israels.

"Diese historische Verpflichtung Deutschlands ist Teil der Staatsräson meines Landes. Das heißt, die Sicherheit Israels ist für mich als deutsche Bundeskanzlerin niemals verhandelbar." Bundeskanzlerin Angela Merkel 2008 vor der Knesset

Unterschiedliche Sichtweise auf Merkels Rede

In Deutschland ist es vor allem diese Aussage, die von der Knesset-Rede 2008 in Erinnerung bleibt. Israels Sicherheit als deutsche Staatsräson. In Angela Merkels Regierungszeit wird dieser Grundsatz vor allem durch die Lieferung weiterer deutscher U-Boote an Israel deutlich. In Israel wird die Merkel-Rede vor allem als Beweis der engen Partnerschaft zwischen beiden Ländern gewertet, erinnert sich Dani Kranz, Professorin für Anthropologie an der Ben-Gurion-Universität im südisraelischen Beersheba.

"Die Rede in der Knesset hat auf jeden Fall was bewegt", sagt Kranz. Aber man solle die Wirkung der Politik nicht überschätzen. Denn eine Gesellschaft sei immer mehr als Politik. Was sich bewegt habe: "Deutschland wird anders wahr genommen auch vor allen Dingen durch sehr viel mehr Reisetätigkeiten", so die Anthropologie-Professorin.

Intensivere deutsch-israelische Beziehungen trotz Differenzen

Die deutsch-israelischen Beziehungen sind in den vergangenen Jahren, auch abseits der Politik, intensiver und vielfältiger geworden. Politische Differenzen gibt es weiterhin – vor allem mit Blick auf den israelisch-palästinensischen Konflikt. Angela Merkel hat als Kanzlerin Deutschlands Unterstützung der sogenannten Zweistaatenlösung immer wieder unterstrichen und auch die israelische Siedlungspolitik in den Palästinensergebieten kritisiert.

"Sie hat Sachen klarer ausgesprochen und sie hat eben auch durchaus kritische Töne fallen lassen, aber sie hat es eben so geschickt gemacht, dass es verhandelt werden konnte. Also ich denke, sie ist sehr, sehr gut mit dieser sehr komplexen Beziehung umgegangen." Dani Kranz, Professorin für Anthropologie an der Ben-Gurion-Universität

Angela Merkels siebte und letzte Reise nach Israel als Kanzlerin, die sie am heutigen Samstag antritt, ist offiziell ein Arbeitsbesuch. Politische Treffen mit Vertretern der neuen israelischen Regierung stehen im Mittelpunkt. Etwas persönlicher könnte der Besuch bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Haifa an die Kanzlerin werden.

In Israel ist Merkel sehr populär

Merkel steht in der israelischen Bevölkerung für politische Stabilität und damit für etwas, das sich viele Israelis von ihrer eigenen politischen Klasse mehr wünschen würden. "Sie ist eine sehr beeindruckende, eine sehr starke Frau", sagt eine Einwohnerin von Tel Aviv und hofft, dass durch Merkels Arbeit die Zusammenarbeit zwischen Israel und Deutschland weiterhin produktiv bleibe. Ein anderer Einwohner Tel Avivs sieht sowohl Israel als auch Deutschland als wirtschaftlich und gesellschaftlich starke Staaten an. "Ich denke", sagt er, "dass Raum für Zusammenarbeit besteht und beide Staaten voneinander lernen können."

Die politische Entwicklung in Deutschland nach der Bundestagswahl wird in Israel aufmerksam verfolgt. Große Sorge, dass sich die Beziehungen zwischen beiden Ländern verschlechtern könnten, haben die Israelis nicht.

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