Bei einem Schusswaffenangriff an einer Grundschule im US-Bundesstaat Tennessee hat eine Angreiferin am Montag drei Kinder und drei Erwachsene getötet, bei denen es sich um Mitarbeiter der Schule handelt. Die Angreiferin sei erschossen worden, sagte Polizeivertreter Don Aaron in der Stadt Nashville. Bei der mutmaßlichen Täterin handelt es sich um eine 28 Jahre alte Frau, zunächst war von einer Teenagerin die Rede.
Angriff auf Grundschule in USA - Schützin von Polizei erschossen
Die Polizei war am Morgen gegen 10.13 Uhr (Ortszeit) zu der Schule gerufen worden. "Als die Beamten im zweiten Stockwerk ankamen, sahen sie eine Schützin, eine Frau, die schoss", sagte Aaron. Die Beamten hätten diese erschossen. "Um 10.27 Uhr war die Schützin tot", so Aaron. Bei dem Einsatz wurde ein Polizist an der Hand verletzt.
Die Behörden veröffentlichten auch Videoaufnahmen, die die Schützin beim Eintreffen an der Schule und im Gebäude zeigten. Zu dem Zeitpunkt waren nach Angaben von Aaron keine Beamten vor Ort, weil es sich um eine Schule in kirchlicher Trägerschaft handelt.
Mit zwei Sturmgewehren und einer Handfeuerwaffe bewaffnet
Die Behörden gaben an, die Frau sei mit zwei Sturmgewehren und einer Handfeuerwaffe bewaffnet gewesen. Sie habe eine große Menge Munition dabei gehabt. Mindestens zwei dieser Waffen wurden nach Angaben des Polizeichefs der Stadt, John Drake, vermutlich legal in der Gegend von Nashville gekauft.
Bei einer Durchsuchung ihrer Wohnung wurden eine abgesägte Schrotflinte, eine zweite Schrotflinte und andere nicht näher bezeichnete Beweismittel gefunden.
Ausgeklügelte Planung und ein "Manifest"
Die 28-Jährige war laut Polizei selbst früher eine Schülerin der Schule. Die Polizei fand bei ihr ein "Manifest" und "einige Schriften, die sich auf diesen Tag, diesen Vorfall beziehen, und die wir auswerten", sagte Polizeichef Drake. Es seien auch Lagepläne der Schule gefunden worden, auf denen unter anderem Überwachungskameras und Eingänge eingezeichnet waren.
Drake beschrieb die ausgeklügelte Planung der Schützin. "Wir haben eine gezeichnete Karte, wie das alles ablaufen sollte". Vor der Tat habe sie auch die Gegend observiert.
Die Schützin zerschoss eine gläserne Außentür und verschaffte sich so Zugang zu der Schule. Sie trug laut Polizei noch mehrere Schuss Munition bei sich und wollte möglicherweise auch noch andere Tatorte ins Visier nehmen.
Motiv noch ungeklärt
Die Motive der Schützin sind noch nicht geklärt. Aber dem Sender NBC News sagte der Polizeichef, die Ermittler glaubten, die Schützin habe einen Groll gehegt, weil sie die Schule habe besuchen müssen.
Nach Angaben der Polizei identifizierte sie sich selbst als Transgender. Als Transgender werden Menschen bezeichnet, die sich nicht - oder nicht nur - mit dem Geschlecht identifizieren, das bei ihrer Geburt dokumentiert wurde. Über einen etwaigen Zusammenhang zwischen der Lebensgeschichte der Schützin, ihrer früheren Schulzeit in Nashville und ihrer Tat sagten die Ermittler nichts. "Es gibt im Moment eine Theorie, über die wir vielleicht später sprechen können, aber sie ist nicht bestätigt", sagte Drake.
Schüsse fielen an privater christlicher Schule
Der Vorfall ereignete sich in der Covenant School, einer privaten christlichen Schule mit presbyterianischer Ausrichtung. In der Schule werden Kinder von der ersten bis zur sechsten Klasse unterrichtet. Es gibt dort auch einen Kindergarten. Nach Angaben der Lokalzeitung "The Tennessean" werden hier rund 200 Kinder betreut. Die Einrichtung wirbt mit einem christlichen Leitbild und damit, den Kindern einen sicheren Ort zu bieten, an dem sie sich frei entfalten können.
Nashville ist die Hauptstadt des Bundesstaats Tennessee - dort leben knapp 700.000 Menschen. In den USA kommt es regelmäßig zu tödlichen Schusswaffenangriffen. Betroffen sind immer wieder auch Schulen. So erschoss im vergangenen Mai ein 18-Jähriger an einer Grundschule der texanischen Kleinstadt Uvalde 19 Kinder und zwei Lehrerinnen.
Biden: "Es ist krank"
US-Präsident Joe Biden fordert nach dem Schulmassaker in Nashville einmal mehr ein Verbot von Sturmgewehren. Er rief den US-Kongress auf, eine von ihm vorgelegte Verschärfung des Waffenrechtes zu verabschieden. "Wir müssen mehr tun, um Waffengewalt zu stoppen", mahnte Biden. Die Waffengewalt reiße die Gemeinden im Land und die Seele der Nation auseinander. "Es ist krank", sagte der Demokrat. Ein Kind zu verlieren, sei der "schlimmste Albtraum" für eine Familie, sagte Biden. Auch die First Lady, die selbst Lehrerin ist, zeigte sich bestürzt. "Mir fehlen wirklich die Worte. Unsere Kinder haben etwas Besseres verdient", sagte Jill Biden.
Biden fordert immer wieder strengere Waffengesetze und hat Regelungen in der Vergangenheit immer wieder leicht verschärft. Ohne substanzielle Gesetzesänderungen sehen Expertinnen und Experten allerdings keine Chance auf echte Veränderungen. Um die durchzusetzen, wären Biden und seine Demokraten allerdings auf die Kooperationsbereitschaft der Republikaner im Kongress angewiesen - und die ist bei diesem Thema nicht in Sicht.
Mit Informationen von AP, AFP und dpa
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