Aufgewachsen in konservativ-katholischem Elternhaus. Mit 18 der Eintritt in die CDU, mit 22 die Hochzeit. Drei Kinder. Klassisch saarländisch soweit. Doch um den Nachwuchs kümmerte sich ihr Mann Helmut, ein ehemaliger Bergbauingenieur, ließ ihr die Karriere. Und die verlief steil. Mit 38 Jahren die erste Landesinnenministerin Deutschlands. Mit 48 Jahren Ministerpräsidentin. Und das, zumindest nach außen hin, ohne überbordendes Ego.
"Generell ist mein Eindruck, auch in der Zusammenarbeit mit Kolleginnen, ob auf Bundes- oder Landesebene, dass es nicht wichtig ist, wer den größten Apparat, das größte Auto oder den größten Schreibtisch hat. Das wird alles etwas anders gesehen, als das – nicht bei allen Männern – aber bei dem ein oder anderen der Fall ist." Annegret Kramp-Karrenbauer, designierte CDU-Generalsekretärin
Kramp-Karrenbauer setzt auch ihre Ellbogen ein
Doch wer sie mit ihrer ruhigen, unprätentiösen Art unterschätzt, der geht fehl. Kramp-Karrenbauer kann auch anders.
"Wenn ich nur mit Sympathie und Netzwerken agieren würde, wäre ich heute nicht hier, wo ich bin. Sondern da braucht man auch ein Stück Ellenbogen dazu, um auch eigene Interessen durchzusetzen." Annegret Kramp-Karrenbauer, designierte CDU-Generalsekretärin
Bekannt für ihre brillante Analyse-Fähigkeit
Und das ist für ihre Gegner die größte Gefahr. Kramp-Karrenbauer weiß, wann sie diese Ellenbogen einzusetzen hat. Selbst weniger wohlmeinende Weggefährten bescheinigen ihr eine brillante Analyse-Fähigkeit. Ein außerordentliches politisches Gespür. Wie damals, Anfang 2012, als sie die deutschlandweit erste Jamaika-Koalition entgegen vielen Ratschlägen aufkündigte - ausgerechnet zum Dreikönigstreffen der FDP.
"Schluss mit Partnern, die nicht verlässlich sind, ja zur Verantwortung. Und damit ja auch zum Bruch von Jamaika. Und es war richtig, und ich bin stolz darauf, dass wir es getan haben." Annegret Kramp-Karrenbauer, designierte CDU-Generalsekretärin
Äußerst beliebt als Landesmutter
Ein riskanter Schritt ins Nichts, doch die Zeit gab ihr Recht. Ihre Beliebtheitswerte im Land sind exzellent, der Wahlsieg der CDU im vergangenen März war auch ihrer als Landesmutter. Der "Schulz-Zug" weit weg von Berlin schon in Saarbrücken gestoppt. Und das mit über 40 Prozent, das weckt Sehnsüchte bei der CDU. Nicht erst seitdem fiel ihr Name immer wieder in Berlin. Als Ministerin, Merkel-Nachfolgerin gar. Auch weil sie trotz konservativen Wertegerüsts nie einen Hehl aus der politischen Nähe zu Merkel machte. Sie selbst dementierte aber immer.
"Ich bin immer gerne in Berlin. Es ist immer auch schön, dort die Kollegen zu treffen. Auch dort das ein oder andere Mal Großstadtluft zu schnuppern. Aber ich bin jedes Mal auch froh, wenn ich wieder im Saarland bin. Das war eine grundehrliche Antwort. Ich will keinen Ministerposten. Ich will Ministerpräsidentin bleiben." Annegret Kramp-Karrenbauer, designierte CDU-Generalsekretärin
Allerdings: Wer abseits der Mikrofone mit ihr sprach, der hörte immer wieder eine Variante. Dann, wenn das politische Erbe von Angela Merkel in Gefahr gerät, dann würde sie Verantwortung in Berlin übernehmen. Jetzt scheint es so weit zu sein.