Wie sollen sich Sportler bei internationalen Wettbewerben in Ländern verhalten, die wegen ihrer politischen Verhältnisse und der Menschenrechtslage in der Kritik stehen? Es ist eine hitzig geführte Debatte, die am Beispiel der Fußball-WM in Katar gerade erneut entfacht wurde.
Grundsätzlich findet eine knappe Mehrheit der Deutschen (55 Prozent), dass Sportler bei solchen Wettbewerben ihren Standpunkt zur Situation äußern sollten. Vier von zehn Deutschen (39 Prozent) sind dagegen der Meinung, deutsche Sportler sollten sich mit politischen Äußerungen zum Gastgeberland zurückhalten.
Jeder zweite Deutsche hätte sich klareres politisches Statement des DFB gewünscht
Am Anfang war die Regenbogenbinde, die im Vorfeld der Weltmeisterschaft in eine Kapitänsbinde mit dem Schriftzug "One Love" umgewandelt wurde. So wollte u.a. der Deutsche Fußball-Bund in Katar ein Zeichen für Vielfalt und Toleranz setzen. Doch kurz vor dem ersten WM-Spiel drohte die FIFA für den Fall des Tragens Sanktionen an, deshalb sah die deutsche Nationalmannschaft davon ab. Vor dem ersten Vorrundenspiel gegen Japan hielten sich Mannschaft und Mitarbeitende stattdessen demonstrativ den Mund zu.
Knapp die Hälfte der Deutschen hätte sich ein klareres politisches Statement des Deutschen Fußball-Bundes und der Nationalmannschaft gewünscht: Für 48 Prozent geht die Art und Weise, wie DFB und Nationalteam zu den politischen Verhältnissen und der Menschenrechtslage in Katar Stellung bezogen haben, nicht weit genug. Knapp jeder Vierte (24 Prozent) findet die Positionierung von DFB und Nationalmannschaft hingegen angemessen, für jeden Sechsten (16 Prozent) geht sie zu weit.
Image von Gastgeber und Fußballverbänden hat sich verschlechtert
Tendenziell verschlechtert hat sich im bisherigen WM-Verlauf das Bild der Deutschen vom Gastgeberland Katar, vom Weltfußballverband Fifa, aber auch vom Deutschen Fußball-Bund. Am spürbarsten ist der Image-Verlust des Weltfußballverbandes: Sechs von zehn Deutschen (60 Prozent) sagen, ihr Bild von der Fifa habe sich im Verlauf der WM verschlechtert. Für 23 Prozent ist es gleich schlecht geblieben, für sieben Prozent ist es gleich gut geblieben und für ein Prozent hat es sich verbessert.
Das Bild vom DFB hat sich – unabhängig von den sportlichen Leistungen – für gut jeden Dritten (35 Prozent) verschlechtert. Für 26 Prozent ist es gleich schlecht geblieben, für 24 Prozent gleich gut und für 3 Prozent hat es sich verbessert. Das Bild vom Gastgeberland Katar ist für knapp jeden Zweiten (47 Prozent) gleich schlecht geblieben, für 23 Prozent hat es sich verschlechtert. Dagegen ist es für 14 Prozent gleich gut geblieben und hat sich für drei Prozent sogar verbessert.
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Deutschland unterhält mit Katar auch Wirtschaftsbeziehungen. Im Mai hatten beide Länder eine Energiepartnerschaft geschlossen, ab 2026 soll Katar Flüssigerdgas nach Deutschland liefern. Hier sind die Deutschen geteilter Meinung: 43 Prozent halten es für richtig, dass Deutschland mit Katar Wirtschaftsbeziehungen unterhält und eine Energiepartnerschaft unterzeichnet hat, 40 Prozent finden das falsch.
Die meisten Deutschen tippen auf Spanien, Brasilien oder Frankreich als Weltmeister
"Wer wird Weltmeister bei der Fußball-WM in Katar?" Auch diese Frage hat infratest dimap von Montag bis Mittwoch dieser Woche gestellt, also vor dem letzten Vorrundenspiel am Donnerstag gegen Costa Rica. An einen deutschen Erfolg glaubt nur eine Minderheit der Deutschen: Acht Prozent trauen der Nationalmannschaft den WM-Titel zu. Eher setzen die Deutschen beim Titel-Gewinn auf Spanien (16 Prozent), Brasilien (14 Prozent) sowie Frankreich (zwölf Prozent).
Knapp vier von zehn Deutschen antworten auf diese Frage jedoch mit "weiß nicht" oder machen "keine Angabe". Das sind deutlich mehr als bei der Fußball-WM 2018 in Russland, als nur knapp ein Viertel diese Frage mit "weiß nicht" oder "keine Angabe" beantwortet hat. Ein Anzeichen für ein offenbar geringeres sportliches Interesse an dieser Weltmeisterschaft.
Ein Jahr Ampel-Regierung: Union in der Sonntagsfrage auf 30 Prozent
Das Ansehen der Bundesregierung bleibt ein Jahr nach Amtsantritt auf niedrigem Niveau: Aktuell sind drei von zehn Wahlberechtigten (30 Prozent) mit der Arbeit von SPD, Grünen und FDP zufrieden bzw. sehr zufrieden (+2 im Vgl. zu November), 68 Prozent sind weniger bzw. gar nicht zufrieden (-1). Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, käme die Kanzlerpartei SPD aktuell auf 18 Prozent (-1 im Vgl. zu November). CDU/CSU verbessern sich gegenüber dem Vormonat um zwei Punkte auf 30 Prozent und wären damit weiterhin stärkste Kraft.
Die Grünen kämen auf 18 Prozent (-1) und lägen damit gleichauf mit der SPD an zweiter Position. Die ebenfalls an der Regierung beteiligte FDP verliert einen Punkt und kommt aktuell auf fünf Prozent. Die AfD erreicht 15 Prozent (+1). Die Linke kommt im Dezember auf fünf Prozent (+/-0). Auf alle weiteren Parteien entfallen neun Prozent.
Dass eine CDU/CSU-geführte Bundesregierung die anstehenden Aufgaben und Probleme in Deutschland besser lösen könnte, finden aktuell 17 Prozent der Befragten. 24 Prozent geben an, dass eine Unions-geführte Regierung die Aufgaben und Probleme schlechter lösen würde. Eine knappe Mehrheit von 52 Prozent findet, dass eine CDU/CSU-geführte Bundesregierung das ähnlich gut bzw. schlecht tun würde.
Mehrheit der Deutschen im Rückblick zufrieden mit Angela Merkel
Bis 2021 führte die CDU/CSU unter Bundeskanzlerin Angela Merkel 16 Jahre lang die Bundesregierung. Mit einem Jahr Abstand blicken die Deutschen überwiegend positiv auf die Kanzlerschaft von Angela Merkel: 62 Prozent geben an, im Rückblick mit der politischen Arbeit der ehemaligen Bundeskanzlerin zufrieden bzw. sehr zufrieden zu sein, 36 Prozent geben heute an, weniger bzw. gar nicht zufrieden zu sein. Damit ist die Zufriedenheit im Rückblick etwas geringer als zum Ende ihrer Kanzlerschaft vor einem Jahr: Im Dezember 2021 gaben noch 68 Prozent an, mit ihrer Arbeit zufrieden zu sein.
Differenzierte Bewertung der Ampelpolitiker
Die neue Regierung hat vor einem Jahr ihre Geschäfte aufgenommen. Damals war der Blick der Deutschen auf die handelnden Personen noch ein anderer, zum Beispiel auf Olaf Scholz (SPD). 51 Prozent der Deutschen waren seinerzeit sehr zufrieden oder zufrieden mit seiner politischen Arbeit. Aktuell sind 36 Prozent (+3 im Vergleich zu November) zufrieden, eine Mehrheit von 61 Prozent ist weniger oder gar nicht zufrieden mit der Arbeit des Bundeskanzlers.
Mit der Arbeit von Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) waren damals 29 Prozent sehr zufrieden oder zufrieden. Heute sind es 48 Prozent (+2 im Vergleich zu November); 47 Prozent sind mit ihrer politischen Arbeit weniger bzw. gar nicht zufrieden. Mit der Arbeit des aktuellen Wirtschaftsministers Robert Habeck (Grüne) waren zum Start 42 Prozent sehr zufrieden oder zufrieden. Aktuell sind es 41 Prozent (+3 im Vergleich zu November); 52 Prozent sind weniger bzw. gar nicht zufrieden.
Mit der Arbeit von Finanzminister Christian Lindner (FDP) waren damals 38 Prozent sehr zufrieden oder zufrieden. Aktuell sind es 33 Prozent (+4 im Vergleich zu November); 61 Prozent geben jedoch an, mit seiner Arbeit weniger oder gar nicht zufrieden zu sein.
Deutsche sind bei Plänen für erleichterte Einbürgerungen geteilter Meinung
Knapp jeder zweite Deutsche begrüßt Überlegungen, Einbürgerungen in Deutschland zu erleichtern. Für 49 Prozent geht ein solches Vorhaben in die richtige Richtung. Für eine fast ebenso große Gruppe der Deutschen (45 Prozent) geht es hingegen in die falsche Richtung.
Pläne von Innenministerin Nancy Faeser (SPD) sehen eine Reform des Einbürgerungsrechts vor. Statt nach acht Jahren soll die deutsche Staatsbürgerschaft künftig bereits nach fünf Jahren Aufenthalt in Deutschland erlangt werden können, bei guten schulischen oder beruflichen Leistungen oder guten Deutsch-Kenntnissen auch bereits nach drei Jahren.
Mehrheitlich befürwortet werden diese Pläne von Anhängerinnen und Anhängern der Grünen (86 Prozent), der SPD (67 Prozent) sowie der Linken (58 Prozent). FDP-Anhänger sind in dieser Frage geteilter Meinung (47:47 Prozent). In der Unions-Anhängerschaft dominiert die Ablehnung leicht (44:51 Prozent), in der AfD-Anhängerschaft deutlich (21:72 Prozent).
Deutsche sehen großen Handlungsbedarf beim Klimaschutz – lehnen Protestaktionen aber überwiegend ab
Vier von fünf Deutschen (82 Prozent, +1 im Vgl. zu Oktober 2019) sehen aktuell großen bzw. sehr großen Handlungsbedarf beim Klimaschutz. Nur 15 Prozent (-3) geben an, wenig bzw. gar keinen Handlungsbedarf zu sehen. Auch über alle Altersgrenzen hinweg sehen zwischen 79 und 85 Prozent sehr großen bzw. großen Handlungsbedarf.
Aus dieser Haltung leitet sich aber nicht ohne Weiteres eine Akzeptanz von Klimaprotestaktionen ab. So lehnen die befragten Wahlberechtigten in Deutschland die Protestaktionen für den Klimaschutz überwiegend ab: Nur 13 Prozent halten es für gerechtfertigt, Ausstellungen und Kulturveranstaltungen zu stören und zu beeinträchtigen. Lediglich 14 Prozent (-10 im Vgl. zu Oktober 2019) gaben an, Straßen oder den Verkehr zeitweise zu blockieren sei aus ihrer Sicht gerechtfertigt, um einen Standpunkt beim Umwelt- und Klimaschutz zur Geltung zu bringen.
- Zum Artikel: Klima-Proteste: Welche Rechte haben Autofahrer?
Für den Umwelt- und Klimaschutz Fabriken, Industrieanlagen oder Ämter vorübergehend zu besetzen, finden 21 Prozent (+/- 0 im Vgl. zu Oktober 2019) gerechtfertigt. Am meisten Zustimmung bekommt die Protestform als Schüler oder Schülerin nicht zur Schule zu gehen, sondern zu demonstrieren: 30 Prozent (-5 im Vgl. zu Oktober 2019) halten dies für gerechtfertigt. Alle genannten Protestformen werden allerdings von einer deutlichen Mehrheit der Wahlberechtigten in Deutschland abgelehnt.
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