Klimaaktivisten nach einem Angriff mit Kartoffelbrei auf ein Gemälde von Claude Monet im Potsdamer Museum Barberini.
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Klimaaktivisten nach einem Angriff mit Kartoffelbrei auf ein Gemälde von Claude Monet im Potsdamer Museum Barberini.

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Attacke gegen Monet-Bild: Wie können Museen Kunstwerke schützen?

Kartoffelbrei, Tomatensuppe und Klebstoff: Umweltaktivisten beschmutzen aus Protest immer wieder wertvolle Gemälde. Viele Museen verschärfen nun deshalb ihre Sicherheitsvorkehrungen, auch in Bayern.

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Kartoffelbrei auf einem Gemälde des französischen Impressionisten Claude Monet, Tomatensuppe auf einem Bild des niederländischen Malers Vincent van Goghs oder Aktivistinnen und Aktivisten, die sich aus Protest mit Klebstoff an Kunstwerke kleben: In den vergangenen Monaten ist es in Museen in ganz Europa immer wieder zu Attacken auf jahrhundertealte, kostbare Kunst gekommen. Die Empörung ist groß - aber auch die Angst vor weiteren Angriffen.

Viele Museen hätten ihre Vorkehrungen bereits verstärkt, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Museumsbundes, David Vuillaume, in Potsdam. Allein mehr Wachpersonal einzustellen, sieht er nicht als Lösung. Bei solchen Vorfällen sei der Stresspegel der Mitarbeiter sehr hoch. "Darauf müssen wir die Mitarbeiter vorbereiten und sie auch psychologisch begleiten", sagte Vuillaume.

Museum Barberini in Potsdam schließt einige Tage

Erste Maßnahme im Potsdamer Museum Barberini, wo das Gemälde "Getreideschober" (1890) am Sonntag mit Kartoffelbrei beschüttet wurde: das Museum bleibt für einige Tage geschlossen. "Wir werden in dieser Zeit überlegen, wie wir die Sicherheit erhöhen können", sagte Museumsgründer und Kunstmäzen Hasso Plattner den "Potsdamer Neuesten Nachrichten". Aber nicht nur in Potsdam macht man sich derzeit Gedanken, wie man die wertvollen Kunstschätze künftig vor derartigen Attacken sichern kann - auch in anderen großen Häusern wird beratschlagt. Ist das Sicherheitskonzept noch zeitgemäß?

Fakt ist: "Der Übergriff auf ein Werk der Sammlung Hasso Plattner ebenso wie vorangegangene Attacken auf Kunstwerke, unter anderem in der National Gallery in London, haben gezeigt, dass die hohen internationalen Sicherheitsstandards zum Schutz der Kunstwerke bei aktivistischen Übergriffen nicht ausreichen und angepasst werden müssen", teilte Barberini-Direktorin Ortrud Westheider zu der bis 30. Oktober angekündigten Schließung des Hauses mit.

Aktivisten fordern mit Attacke besseren Klimaschutz

Zu dem Angriff hatten sich Aktivisten der Klima-Protestgruppe "Letzte Generation" bekannt, darunter eine Studentin aus Passau. Sie fordern entschlosseneres Handeln gegen den Klimawandel. Der Sachschaden beläuft sie nach Schätzungen des Potsdamer Museums auf eine fünfstellige Summe. Das Museum will Schadenersatzforderungen gegen die Klimaaktivisten prüfen lassen. Die Polizei ermittelt gegen die zwei Beschuldigten wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch.

Wie sieht Sicherheit in der Praxis aus? Gehören Notfallkoffer mit Schutzdecken und Klebstofflöser bald zur Ausstattung eines Aufsehers? Diese Fragen stellen sich auch Museen in Bayern. "Wir haben unser Personal für mögliche Szenarien sensibilisiert. Unsere konkreten Vorkehrungen möchten wir aus Sicherheitsgründen nicht offenlegen", sagte eine Sprecherin des Kunstmuseums Lenbachhaus in München, das bekannt ist für seine Kunst des Blauen Reiter.

Staatsgemäldesammlung kritisiert Kartoffelbrei-Angriff

Auch Bernhard Maaz, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, zu der unter anderem die Pinakotheken in München zählen, hielt sich beim Thema Sicherheitskonzept bedeckt. Er kritisierte die Aktion der Klimaaktivisten: "Wir halten diese Form des Protestes für unangemessen, da sie auf massenmedial wirksame Bilder, nicht aber auf irgendeine Lösung von jenen Problemen ausgerichtet ist, die gemeint sind." Er betonte außerdem: "Wir erwarten von Aktivisten, dass sie nicht nur Respekt vor der Natur einfordern, sondern auch Respekt vor der Kultur haben."

Beschädigte Bilder führen Maaz zufolge dazu, dass Museen mehr personellen und finanziellen Aufwand für Sicherheit und Restaurierung betreiben müssen: "Die Pflege von Kunstwerken und ihr Erhalt für die Nachwelt ist eine große, verantwortungsvolle Aufgabe der Museen, die kulturelle Menschheitswerte bewahren", sagte Maaz. "Deshalb ist die Instrumentalisierung für andere, wenngleich berechtigte Interessen, die mit der Gefährdung von Kunst einhergeht, nicht legitim."

Roth: Angriffe auf Kunstschätze sind falscher Weg

Ähnlich äußerte sich Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). "Kunst für den Klimaschutz zu attackieren – das ist aus meiner Sicht definitiv der ganz falsche Weg", schrieb die Politikerin im Nachrichtenmagazin "Fokus": "Der Schaden ist groß und trifft die Falschen." Protest dürfe radikal sein, aber nicht willkürlich.

Protestaktionen in Kunstmuseen in ganz Europa

In den vergangenen Monaten war es zu mehreren Angriffen auf Kunstwerke in Deutschland und Europa gekommen. Ende August hatten sich im Frankfurter Städel zwei Klimaaktivisten mit jeweils einer Hand an dem Rahmen eines großen Gemäldes festgeklebt. Das Bild "Gewitterlandschaft mit Pyramus und Thisbe" von Nicolas Poussin stehe heute symbolisch für den zerstörerischen Kurs der aktuellen Politik, hatte die Gruppe "Letzte Generation" erklärt.

Mitte Oktober hatten Klimaschützerinnen Vincent van Goghs "Sonnenblumen" von 1888 in der Londoner National Gallery mit Tomatensuppe beworfen. Das Gemälde war mit Glas geschützt, beschädigt wurde nur der Rahmen. Im August traf es die Berliner Gemäldegalerie und ein Bild von Lucas Cranach dem Älteren (1472-1553). Zwei Aktivistinnen klebten sich am Rahmen fest. Zu ähnlichen Aktionen war es Anfang Juli auch in Glasgow und Manchester gekommen.

Museen "können nicht neben jedes Bild einen Wachmann stellen"

Was können Museen wirklich tun, um die Kunst zu schützen? Das Sprengel Museum in Hannover habe Hausmeister, Wachpersonal und die Restauratorin "gebrieft", sagte Sprecherin Judith Hartstang. Angriffe auf Kunstwerke seien eine Straftat und würden mit einer Strafanzeige geahndet werden. "Die Werke, die zuletzt in London und Potsdam betroffen gewesen sind, waren hinter Glas - wohl der beste Schutz vor Farb-, Suppen- oder Kartoffelbreiangriffen", erklärte sie. Im Sprengel Museum gibt es neben Verglasung akustische Bewegungsmelder, Plexiglashauben für Sockel sowie Abstandshalter.

Museen geben aber auch zu bedenken, dass sie möglichst als Ort ohne Barrieren erhalten bleiben wollen. "Ich möchte nicht, dass Museen zu Hochsicherheitszonen werden", sagte Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), der "Welt". "Wir können nicht neben jedes Bild, jede Skulptur einen Wachmann stellen." Museen sollten offene, soziale und einladende Orte für alle Menschen sein, dieses Vertrauen sollte man nicht missbrauchen.

Mit Informationen von dpa

  • Zum Artikel: Attacken auf Kunstwerke - Museen verstärken Sicherheitskonzepte

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